Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
und fragen Sie auch, ob Hanson inzwischen
wieder liiert ist und gegebenenfalls mit wem? Ich würde dann mit dieser Dame
gleichsam zu seiner seelischen und emotionalen Erbauung nach Berlin fliegen.
Auf meine Kosten versteht sich“.
„Ich glaube zu wissen, wer die Dame ist“.
„Nanu, ist wirklich eine neue Dame in Hansons
Leben getreten?“
„Mit voller Wucht sogar“.
„Wie das, klären Sie mich auf“.
„Es dürfte die Sprechstundenhilfe meines
Zahnarztes sein. Seit Kurzem hat sie sich ständig nach Hanson erkundigt, mich
durch die Blume ausfragen wollen. Typische Fragen einer Frau, die ein
einschlägiges Interesse für ein Mannsbild hegt.“
„Und, was haben Sie entgegnet, Röschen?“
„Chef, kennen Sie mich so schlecht? Natürlich
bin ich ihren Fragen ausgewichen. Über Kollegen und dienstliche Interna bleiben
meine Lippen geschlossen“.
„Was anderes habe ich auch nicht erwartet!“
„Übrigens, ist auch der Zahnarzt ein guter
Freund von Hanson. Ich glaube, die beiden spielen ein Mal in der Woche Schach“.
„Röschen, Sie sind ein Schatz, was wäre ich ohne
Sie. Ich werde Hanson ein Computerschachspiel schenken. Wenn die Praxis öffnet,
machen Sie mir eine Verbindung. Wie heißen die beiden?“
„Rebecca Birken und Dr. Jörg Wadim. Sie ist,
wenn mich nicht alles täuscht, verwitwet“.
„Gut, ich werde mit beiden sprechen“.
Kapitel 38
Berlin, Charité, Donnerstag, 11.05.1995, 11.00
Uhr.
Das allmorgendliche und ständige Einerlei der
Krankenhausroutine nahm für Hanson eine erfreuliche Wendung. Fieber und
Blutdruck waren bereits gemessen, als zwei Pfleger sein Bett aus dem Zimmer
schoben und etwas von Verlegung in eine andere Abteilung murmelten. Eine
alltägliche medizinische Dringlichkeit glaubte er. Sein Erstaunen war deshalb
um so größer als er sein neues Domizil sah, in das die Krankenpfleger ihn
schoben. Einzelzimmer in doppelter Größe, eigene Nasszelle mit Dusche und
Toilette, Fernseher, elegante Sitzgruppe und ein Schreibtisch mit Notebook
darauf. Hansons Erstaunen quittierten die beiden mit einem süffisanten Lächeln
und verabschiedeten sich mit einer Freundlichkeit, die er von den beiden nicht
gewohnt war. Die Oberschwester dieser Station stellte sich wenig später vor.
Sie war für ihr Alter noch gut in Schuss und vor zwanzig Jahren sicher eine
Schönheit gewesen. Ihre freundliche, zurückhaltende Art wirkte aufgesetzt und
konnte die Eiseskälte, die von ihr ausging, nicht überdecken. Irgendetwas,
spürte Hanson, verbarg sie hinter ihrer Reserviertheit, die schon fast an
Unnahbarkeit grenzte. Er empfand in ihrer Gegenwart ein Gefühl, das mit
Unbehagen nur unzutreffend beschrieben war. Sie avisierte den Leiter der
Station für die nächste viertel Stunde. „Bei unserem Professor sind Sie in den
besten Händen, die in Berlin operieren.
„Oberschwester Hilde, eine Frage, wer hat meine
Verlegung nach hier veranlasst und wer bezahlt den Luxus? Ich kann mir dass
alles leider nicht leisten“.
„Herr Hanson, diese VIP-Lounge wird vom Kieler
Innenministerium bezahlt. Wir haben eine schriftliche Kostenübernahmeerklärung
von dort erhalten. Über die Kosten brauchen Sie sich deshalb keine Gedanken zu
machen. Und um die Umquartierung hat ein gewisser Wolff aus Kiel gebeten.
„Wolff?“, wiederholte Hanson mehr konsterniert
als fragend.
„Ja, wenn ich mich recht erinnere, war das sein
Name“, sagte sie nachdenklich. „Ach, übrigens das Notebook ist rund um die Uhr
mit dem Internet verbunden. Und der kleine Kasten neben dem Laptop ist eine
Web-Cam, Sie können von Angesicht zu Angesicht mit Ihren Kollegen
Telekonferenzen halten. Unser EDV-Administrator kommt gerne vorbei und erklärt
Ihnen die Handhabung der gesamten Technik“.
„Darum möchte ich bitten. Diese Art der
Telekommunikation ist in den letzten Jahren an mir vorbeigerauscht, kaum dass
ich die Technik meines Handys voll auszuschöpfen vermag“.
Kapitel 39
Berlin, Charité, Sonntag, 14.05.1995, 08.55 Uhr
Der Laptop machte durch ein kurzes Piepen auf
sich aufmerksam. „Sehr gut Herr Hanson, eine E-Mail ist reingekommen, dann
können wir ja gleich in die harte Wirklichkeit einsteigen“. Die Finger des
Systemadministrators des Krankenhauses flogen über die Tastatur. Der Bildschirm
öffnete sich. Hanson las:
„Dag, ich weiß nicht, ob ich dich beglückwünschen
oder bedauern soll, du bist wieder im Spiel. Wolff hat verfügt, du sollst vom
Krankenbett die inzwischen geteilte
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