Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
die
Motivation seines beabsichtigten Handels nicht mehr erklären. „Aber auch
euretwegen muss ich den Fall klären. Nicht auf ewig, sondern bis auf weiteres
muss ich ein wenig außerhalb der Regeln agieren“, hörte Hanson sich murmeln,
„das bin ich Euch schuldig“.
Ja, Hanson war entschlossen, Erfolg zu haben. Er
fühlte, er konnte die Aspekte, die gegen einen Deal mit dem Oberst sprachen,
nicht akzeptieren. Die Klärung des Warums war wichtiger. Aber all zu schnell
wollte Hanson dem Oberst nicht entgegenkommen, wollte ihn noch im Ungewissen
wiegen.
Hanson lächelte deshalb dünn zurück, schaute dem
Oberst verächtlich in die Augen und überlegte, wie er es forcieren könne, den
Oberst zu zwingen, die Schließfächer zu erwähnen.
„Schukow, dieser verbale Schlagabtausch
strapaziert langsam meine Geduld. Wenn Sie etwas zum gegenseitigen Nutzen
vorschlagen möchten, haben Sie jetzt und hier die Gelegenheit, ihre
Vorstellungen aufs Tapet zu legen. Wenn nicht, ist diese Vernehmung, nein, ich
berichtige mich, ist diese Unterhaltung beendet“. Hanson wusste, er musste
nachheizen, wollte er den Oberst endlich über die Schließfächer reden hören.
„Tja, Oberst, Sie haben gegenüber den Berliner
Kollegen darauf bestanden, nur mit mir reden zu wollen, warum und weshalb, ist
mir schleierhaft. Die letzte und heutige Befragung war mehr als schal, völlig
unergiebig. Zukünftig werden Sie sich wieder mit den Berliner Kollegen
bescheiden müssen. Meine Zeit werde ich mit Ihnen nicht noch einmal vergeuden“.
Hanson stand gemächlich auf und signalisierte seinem Widersacher, dass das
Gespräch beendet war.
„Langsam, Herr Kriminalhauptkommissar, hören Sie
sich doch meinen Vorschlag erst einmal in aller Ruhe an und entscheiden dann im
Lichte aller Fakten“.
Gelangweilt und mit einem Stoßseufzer ließ sich
Hanson wieder auf seinen Stuhl fallen. „Also gut, Schukow, ich höre“.
„Paradoxerweise“, begann Schukow, „lassen sich
unsere Interessen in zwei wesentlichen Punkten sinnvoll miteinander verknüpfen.
Sie wollen Gewissheit über die Wahrheit der Hintergründe, ich will die von
ihren Leuten sichergestellte Taschenuhr aus Tulasilber wieder in den Händen
meiner Familie wissen und meine Familie versorgt haben. Die Mittel hierfür habe
ich, nur sind mir als Untersuchungshäftling die Hände gebunden. Sie Hanson ...“
Na, endlich dachte Hanson. „Ich spinne den Faden
mal weiter“, unterbrach er den Oberst, „es ist sicher ein Teil des gleichen
Geldes, das wir in der Hopfenstraße gefunden und sichergestellt haben. Nur
dürfte es nicht mit dem ultratoxischen Gift kontaminiert sein“.
„Und wenn es so wäre, Hanson, was spielt es für
eine Rolle?“
„Es beweist, dass das Pärchen auf ihrer
Lohnliste stand“.
„Nicht das Pärchen, sondern nur er wurde von mir
bezahlt...“.
„Und vergiftet“, vollendete Hanson den Satz.
„Aber das ist doch völlig egal, er war mein
Werkzeug und wurde zu einem Sicherheitsrisiko, vor allem für die Sache und für
mich. Ich musste diesen gefährlichen Ballast loswerden, musste daher beide
eliminieren.
„Ihr Dienst handelt wohl noch immer nach der
Ersten Grundregel bei Attentaten ...“
„Die da lautet?“
„Tötet den Attentäter“, antwortete Hanson.
„Stimmt. Er hat für mich den Staatssekretär
getötet, weder willenlos noch widerwillig und durfte nicht überleben“.
„Wie, Schukow, meinen Sie das“.
„Na, das viele Geld hat ihn willenlos werden
lassen und widerwillig war ihm der Auftrag schon gar nicht. Töten entsprach
wohl seiner Natur“.
„Aber eine Seelenverwandtschaft mit ihm fühlen
Sie nicht, oder?“
„Ach was, mein Handeln war eine zwangsläufige
Notwendigkeit. Als ich ihn mit seiner Gefährtin sterben sah, fühlte auch ich
mich wieder sicher, wusste ich doch nun, dass beide mir nicht mehr gefährlich
werden konnten“.
Das kann doch nicht wahr sein, dachte Hanson,
diese menschenverachtende Einstellung schreit doch förmlich nach einer scharfen
Erwiderung. Gesteht hier in aller Ruhe zwei Morde ohne mit der Wimper zu zucken
und wagt es, mir Forderungen zu stellen. Nein, jetzt die moralische Keule aus
dem Sack zu holen, wäre kontraproduktiv, erinnerte sich Hanson an Wolffs
warnende Worte. Oder war das eben eine lässig gespielte Attitüde eines
alternden Geheimdienstlers? Der KGB muss diesen Menschen völlig verbogen und
indoktriniert haben, war Hanson sich jetzt sicher. Hanson spitzte seine Lippen
und funkelte seinen
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