Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
diesen Analogieschluss hätte man treffender nicht formulieren
können. Ich denke, der passt haargenau.
„Mein Gott, Schukows Protokolle“, murmelte
Haller erschrocken hinterher.
„Himmel, Arsch und Zwirn, was meinen Sie mit
Schukows Protokollen, Haller? Wieso Schukows Protokolle? Wer hat sie mir mit
der Post zugeschickt?
„Was die Aurora-Protokolle angeht, Herr
Präsident, kann Ihnen Herr Hanson detailliertere Auskünfte erteilen“.
Eine kollektive Nachdenklichkeit senkte sich
über die kleine Versammlung. Jeder erkannte den Ernst der Lage und erwartete
neugierig Hansons Antwort bezüglich der Auroraprotokolle. Unheimlich war die
gespenstische Ruhe, die jeden zu erdrücken schien.
„Dag, sagen Sie, was meinte Haller mit Schukows
Protokollen?“ beendete Wolff das Schweigen.
Schlagartig schien die Luft im Kommissionsraum
zu knistern.
Scheiße, dachte Hanson, jetzt muss ich die Hosen
runterlassen? Oder? Nein, der Alte würde es jetzt und heute besser verstehen
als morgen, dass außergewöhnliche Situationen manchmal außergewöhnliche
Maßnahmen erfordern. Hanson sog für alle hörbar tief die Luft ein. „Herr
Präsident“, wurde Hanson förmlich, „ich vermute, dass Sie in ihrer Eigenschaft
als Polizeichef nichts über den Weg dieser Protokolle wissen möchten“.
Wolff begriff schneller, als Hanson zu hoffen
gewagt hatte. „Ah ja, Dag, wie Sie meinen, ich habe verstanden“.
Hanson war erleichtert, der Brocken, der von
seiner Seele fiel, war gewaltig. Das Plumpsen hätte jeder im Raum hören müssen.
Aber keiner schien Notiz von seiner Erlösung zu nehmen.
Wolff räusperte sich: „Herrschaften, wir dürfen
nicht den Fehler machen und das Vorgehen unseres Gegenübers nach irgendwelchen
verdwarsten Moralphilosophien werten. Ich glaube inzwischen vielmehr, dass
alle Verbrechen in dieser Sache eine einzige Schnittstelle haben, eine
Schnittstelle, die Halifax heißt. Alle Morde waren nach den eiskalten
Logikbegriffen unseres Gegners eine zwangsläufige Notwendigkeit. Wir schauen
inzwischen alle auf das Gleiche und ahnen, dank Hallers Einwand, auch dasselbe.
Ich persönlich fürchte, Europa, Westeuropa, der Westen sollen destabilisiert
werden“. Wolff machte eine Pause und schaute jeden seiner Untergebenen an.
„Der Gipfel, meine Herren, beginnt morgen.
Heute, morgen oder übermorgen sind unsere Tage, die uns noch bleiben. Die Zeit
läuft. Wir müssen uns mit unserem Kreuzzug beeilen, wollen wir ihn siegreich
beenden. Ist jemand anderer Meinung?“
Es folgte wieder eine endlose Pause.
Auch ohne weitere Erklärungen hatte Wolff die
Kollegen eingeschworen. Jeder hatte die Gefahr erkannt. Mit Ungläubigkeit,
Erstaunen und Entsetzen nahmen alle die gefährliche und außergewöhnliche
Konstellation genau in dieser Reihenfolge zur Kenntnis. Aufgeregtes Gemurmel
setzte wieder ein.
Neuer Tatendrang beflügelte Hanson, der wieder
seinen Jagdtrieb frisch entfachte. Ein prickelndes Gefühl der Freude
durchströmte seine Adern und erreichte jede Faser seines Körpers. Jetzt musste
zwar zu keiner neuen Hatz geblasen werden, jetzt galt es vielmehr, das
angepeilte Wild aus der Schusslinie zu bringen. Dieses Sinnbild trotzte Hanson
ein leichtes Schmunzeln ab. Alle glaubten, er freue sich, dass Wolff das Thema
Protokolle nicht vertieft wissen wollte. Nur Gerber schien zu verstehen,
zwinkerte ihm zu, als wollte er sagen, jetzt bist du wieder in deinem Element.
Er beugte sich zu ihm und flüsterte: „Halifax hat sieben Buchstaben, könnte
unser Schlüsselwort für den Code aus der Tennishalle sein“.
„Dag, wie stellen Sie sich die Alarmierung ihrer
Zunftgenossen in Halifax vor?“, wollte Wolff wissen.
Hanson zählte im Geiste die Buchstaben des
vermeintlichen Schlüsselwortes durch.
H - A - L - I - F - A - X
Tatsächlich, sieben Buchstaben.
„Hallo, Dag, wie sollen die Kollegen in Kanada
alarmiert werden?“
„Äh..., tschudigung, nach meiner Einschätzung
ist die Sache im wahrsten Sinne des Wortes zu explosiv, als dass wir uns auf
einen Alarmierungsstrang verlassen sollten. Diese Naht dürfen wir nicht auf
Kante nähen, sie muss doppelt und dreifach gesäumt werden, wollen wir sicher
sein, dass unser Warnruf nicht irgendwo im Nirwana versickert. Ich schlage
deshalb vor, dass wir die Kollegen in Halifax anfaxen, mit einem ausführlichen
Sachverhalt in englischer Sprache versteht sich. Zusätzlich sollte das
Bundeskriminalamt seinen Verbindungsbeamten in Kanada informieren und letztendlich
muss auch
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