Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

einfach, die einzelnen Buchstaben des
Schlüsselwortes werden senkrecht untereinander notiert, am besten auf einem
karierten Bogen. Sie bilden in einem gedachten Koordinatensystem die senkrechte
Y-Achse. Die waagerechten Karos der X-Achse werden von eins bis sechsundzwanzig
durchnummeriert“.
    „Hm..., Hm..., Hanson legte seine Stirn in
Falten und hörte seinem Freund konzentriert zu. Ihre Blicke trafen sich
    „Soweit alles klar?“
    „Jaja, mach weiter“.
    „Na gut, denken wir uns KIEL als Schlüsselwort.
Weil KIEL vier Buchstaben hat, müssten die Zahlenkolonnen dieses Codes
vierzeilig sein. KIEL stände also als senkrechte Y-Achse und die
sechsundzwanzig leeren Karos in der ersten gedachten waagerechten X-Achse
werden mit den Buchstaben die nach „K“ folgen alphabetisch fortgesetzt. Also
nach einem „K“ folgt L  M  N  und so weiter. Nach dem letzten alphabetischen
Buchstaben „Z“ folgt in dieser Reihe wieder das „A“ und so geht es lustig
weiter, bis alle sechsundzwanzig Kästchen mit Buchstaben gefüllt sind.
    „Hm..., ich verstehe und nach dem „I“ in dem
Wort KIEL folgt in der zweiten Zeile  J  K  L  M  und so weiter, und so
weiter“. Hanson schaute auf den eingeschweißten Zettel und las die erste Zahl.
„Vierundzwanzig stände dann, lautete das Schlüsselwort tatsächlich KIEL, für
den Buchstaben, kleinen Moment mal“--im Geiste und mit Hilfe seiner zehn Finger
zählte er die Buchstaben des Alphabetes durch-- „stände dann für den Buchstaben
„I“, richtig?
    Gerber zählte nach. „Richtig!“
    „Hagen, ein leistungsfähiges, kryptographisches
Computerprogramm könnte doch sicher ohne das entsprechende Schlüsselwort den
Code dechiffrieren, glaubst’e  nicht auch?“
    „Kaum, wenn mich meine algorithmischen
Fähigkeiten nicht trügen, liegt es nach meiner Einschätzung weniger an der
Software, sondern vielmehr an den ungeheuren Rechnerkapazitäten, die wir
benötigen, um den Code zu knacken. Wir wissen ja nicht einmal in welcher
Sprache das Schlüsselwort lauten muss. Muss es in Deutsch, Russisch, Hebräisch
oder vielleicht sogar in Kisuaheli in die Y-Achse geschrieben werden? Die
alphabetische deutsche Buchstabenabfolge unterscheidet sich in vielen
Positionen von denen der anderen Sprachen. Im hebräischen Alphabet
beispielsweise stehen „W“ und „Z“ nicht am Schluss des Alphabetes, sondern in
der deutschen Umschrift an sechster beziehungsweise an siebenter Stelle. Du
ahnst jetzt, welches Durcheinander auf der X-Achse entstünde, trügen wir das
Schlüsselwort, wenn wir es denn hätten, in einer anderen Sprache ein“.
    „Hagen, du wirst mir langsam unheimlich und
überrascht mich immer wieder, steht so etwas im kleinen  Agenten-ABC ?
    „Nein, im großen Buch für Spione, frotzelte Gerber
zurück“.
    „Ah..., ich verstehe“, grinste Hanson seinen
Freund an. „Lass uns das Verschlüsselungsthema gleich noch einmal in der
Besprechung aufs Tapet bringen. Ich denke, es könnte, um im Bild zu bleiben,
ein Schlüssel für unsere Ermittlungen werden“.
    Hanson sah sich um. Eben erst, in diesem Moment,
nahmen die Kommissionsmitglieder ihre Plätze ein. Einige Mitarbeiter ordneten
noch ihre Unterlagen, andere unterhielten sich oder diskutierten, als das
Telefon klingelte. Das Display verriet, dass die Einsatzzentrale in der Leitung
war. Hanson meldete sich mit einem brummigen „Ja“. Nichts hasste er mehr, als
telefonische Störungen vor oder während einer Kommissionsbesprechung. Mit einer
schneidenden Handbewegung versuchte er den Lärmpegel im Kommissionsraum abzuwürgen
und lauschte dann aufmerksam in den Hörer hinein. Vier Leichen mit einem
Telefonat serviert zu bekommen, war ihm in seiner langen Dienstzeit noch nicht
untergekommen. Schaudernd und konsterniert bat er den Kollegen der Leitstelle,
alles noch einmal zu wiederholen, und schaltete dann den Lautsprecher des
Telefons ein.
    „... also, wie gesagt, eben teilte uns der
Barkeeper der Flamingo-Bar mit, dass in einer Wohnung in der Hopfenstraße 4,
dritte Etage, zwei tote Polizisten und ein totes Pärchen liegen. Bei der toten
Frau soll es sich um die Konzessionsinhaberin der Bar, Frau Monika Sellin,
handeln. Die Kitzkanaille, ihr Ehemann Heinrich, besser bekannt unter dem
Spitznamen Long Tail, soll tot auf der Couch sitzen. Aber wie die zwei toten
Kollegen in die Wohnung kommen, wissen wir nicht, wir haben keinen
Streifenwagen in die Hopfenstraße entsandt. Ein Streifenwagen soll aber vor