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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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war der Uhrmacher selbst.«
    »Wer wäre denn so dumm gewesen?«, zweifelte Clepsy-
    dra.
    »Es geht hier weniger um Dummheit, denke ich, sondern
    um maßlose intellektuelle Eitelkeit. Wobei ich den Wissen-schaftlern eine gewisse Schläue nicht absprechen möchte.
    Ein solches Geheimnis elf Jahre lang zu bewahren ... das erforderte ein hohes Maß an Gerissenheit.«

    »Wieso sind Sie am Uhrmacher interessiert? Glauben Sie
    etwa auch, Sie könnten ihn für Ihre Zwecke benützen? Oder Ist Aurora so töricht, das zu glauben?«
    Gaffney schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, Aurora
    würde einen solchen Fehler nicht begehen. Aber der Uhr-
    macher bereitet ihr inzwischen aufrichtig Sorgen. Ihre
    Nachrichtendienste haben festgestellt, dass er nicht zerstört wurde, sondern dass eine Zelle im Innern von Panoplia ihn last die gesamten elf Jahre über an einem geheimen Ort ver-Nleckt gehalten hatte, um ihn zu studieren. Aurora fürchtet, der Uhrmacher könnte ihre Arbeit in der elften Stunde
    zu nichtemachen. Deshalb soll er gefunden und vernichtet werden, bevor die Zelle Gelegenheit hat, ihn zu aktivieren.«
    »Haben Sie schon einmal versucht, ihn zu zerstören?
    Vielleicht in den letzten Tagen?«
    Fr sah sie staunend an. »Sie sind stark. Sie sind wirklich sehr, sehr stark.«
    »Ruskin-Sartorius«, sagte Clepsydra, jede Silbe sorgfältig artikulierend. »Ich habe es in Ihren Dateien gesehen. Dort glaubten Sie den Uhrmacher zu finden. Deshalb musste
    das Habitat zerstört werden. Aber Sie kamen zu spät, nicht wahr?«
    »Ich kann nur raten. Aurora hatte wohl etwas zu unvor-
    sichtig um das Geheimnis herumgeschnüffelt und jeman-
    den nervös gemacht. Die Frage ist nur: Wohin hat man ihn gebracht?«
    »Warum suchen Sie sich nicht ein geeignetes Opfer und
    foltern es so lange, bis es gesteht?«
    Gaffney lächelte. »Das habe ich versucht, glauben Sie
    mir. Leider wusste der alte Knabe letztlich nicht allzu viel.
    Ich habe aber mein Versprechen gehalten und ihm genü-
    gend Hirn für Gartenarbeiten gelassen. Ich bin schließlich kein Unmensch.«
    »Ich kann Ihnen auch nicht helfen.«

    »Oh, das sehe ich aber ganz anders. Nun zieren Sie sich nicht, Clepsydra: Unsere Archive müssen für Sie doch wie ein offenes Buch gewesen sein, unsere Sicherheitsvorkeh-rungen wie Kinderkram, und unsere Versuche, Tatsachen
    zu verschleiern oder falsche Fährten zu legen, einfach lä-
    cherlich. Sie hatten nur während der kurzen Zeit, in der Sie in Merciers Klinik lagen, Zugriff auf diese Dateien, und dennoch konnten Sie sich zusammenreimen, was es mit Ruskin-Sartorius auf sich hatte.«
    »Ich habe nichts gesehen, was Schlüsse auf den jetzigen Aufenthaltsort des Uhrmachers zuließe.«
    »Sagen Sie nicht, Sie hätten keinen Hinweis auf die Zelle gefunden. Keine Täuschungsmanöver und Spiegelfechte-reien in der Datenarchitektur. Keine Schwachstellen und Brüche im Datenstrom. Dinge, die für einen Standardmenschen, selbst einen hochrangigen Panoplia-Agenten, kaum zu entdecken wären, aber dem scharfen Auge eines Synthetikers nicht unbedingt verborgen blieben.«
    »Ich habe nichts gesehen.«
    »Wollen Sie sich das nicht noch etwas genauer über-
    legen?«, mahnte er. Dann schlug er versöhnlichere Töne
    an. »Wir können eine Abmachung treffen, wenn Sie wollen.
    Ich lasse Sie mit einem Minimum an Neuraifunktionen am
    Leben. Wenn Sie mir helfen.«
    »Sie sollten mich besser nicht am Leben lassen, Gaffney.
    Jedenfalls nicht, wenn Sie nachts noch ruhig schlafen wollen.«
    »Das heißt dann wohl >nein<.« Er lächelte freundlich. »Und es hat sicher auch keinen Zweck, noch einmal zu fragen?«
    »Nicht den geringsten.«
    »Dann sind wir hier fertig.«
    Die Hundepeitsche lag so schwer und massiv in seiner
    Hand wie ein Knüppel. Er spulte die Schnur zurück und befestigte die Waffe wieder am Gürtel.
    »Ich dachte ...«, begann Clepsydra.

    »Ich hatte nie vor, Sie mit der Hundepeitsche zu töten.
    Könnte verdammt gefährlich werden, falls Sie es doch
    schafften, sie in Ihre mentalen Krallen zu bekommen.« Gaffney griff in seine Tasche und zog eine Pistole heraus. Diese Waffe, ein uraltes Ding ohne Bauteile, die ein Synthetiker mit seinen Geisteskünsten hätte manipulieren können, hatte er von vornherein benützen wollen. Ihre Wirkung beruhte auf gut geölter Stahlmechanik und simpler Pyrotechnik. Sie war so veraltet wie eine Armbrust oder ein Bajonett, doch in gewissen Situationen erfüllte sie noch immer ihren Zweck.
    Er brauchte nur einen

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