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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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erreichte ohne Zwischenfälle den sehr viel breiteren Hauptkorridor, der zur äußeren Luftschleuse der Vernehmungszelle führte.
    Dort war genügend Platz, so dass die Tarnhülle etwaigen Passanten notfalls ausweichen konnte, ohne bemerkt zu
    werden. Er überließ es ihrem integrierten Programm, jede Entdeckung zu vermeiden, und nahm die Brille ab. Genau
    in diesem Moment zog sich ein unbekannter Agent an den
    Handgriffen um die Biegung im Korridor. Er zog ein Bündel von eingeschweißten Uniformen hinter sich her, um es in eine andere Abteilung von Panoplia zu bringen.
    »Oberpräfekt«, sagte der Agent und legte respektvoll eine Hand an die Schläfe.
    Gaffney nickte ihm zu und stopfte die Brille ungeschickt In seine Tasche. »Nur weiter so, mein Sohn«, sagte er. Es klang eine Spur nervöser, als ihm lieb war.

    Dreyfus rieb sich die Schläfen, bis die bunten Lichter des Systemmodells langsam scharf wurden. Lange Zeit hatte
    er gegen die Erschöpfung angekämpft und war immer
    wieder unversehens in den heimtückischen Sekundenschlaf gefallen, in dem das Denken unversehens in Tagträume
    und Wunscherfüllungsfantasien überging. Oberpräfekten,
    Außendienstpräfekten und freie Agenten gingen im Taktikraum ein und aus, gaben flüsternd Meldungen und Ge-
    rüchte weiter oder blieben stehen, um auf ihre Notepads zu schauen, Teile des Systemmodells zu vergrößern oder Simulationen durchzuführen. Gelegentlich wurde Dreyfus in die Gespräche mit einbezogen und durfte sogar etwas beitragen, aber die anderen Oberpräfekten zeigten ihm sehr deutlich, dass er nur geduldet war. Ungeduldig hatte er zugehört, wie die nächste Aktion geplant wurde. Nach langen Debatten hatten die Oberpräfekten endlich beschlossen,
    vier Kutter auszuschicken, zu jedem der verstummten Ha-
    bitate einen, und sie mit jeweils drei Panoplia-Agenten zu bemannen, die wie für ein Ausschlusskommando ausgerüstet werden sollten.
    »Das reicht nicht«, widersprach Dreyfus. »Am Ende haben Sie nicht mehr vorzuweisen als vier Schiffswracks und
    zwölf tote Präfekten. Wir können uns nicht leisten, die Schiffe zu verlieren, und wir können es uns, verdammt
    nochmal, erst recht nicht leisten, die Präfekten zu verlieren.«

    »Ks ist der nächste logische Schritt einer Eskalationsstrategie«, erklärte Crissel.
    Dreyfus schüttelte bekümmert den Kopf. »Es geht hier
    nicht um logische Schritte. Der Gegner hat uns doch bereits gezeigt, dass er alle anfliegenden Schiffe wie Feinde behandelt.«
    »Was schlagen Sie denn vor?«
    »Wir brauchen vier Systemkreuzer, wenn irgend möglich
    noch mehr. Damit können wir Hunderte von Präfekten be-
    ordern. Und die haben eine Chance, sich den Weg zu den
    vier Habitaten freizukämpfen und ein hartes Andocken zu erzwingen.«
    »Für mich«, sagte Crissel mit selbstzufriedener Miene,
    »klingt das verdächtig so, als würde man alle Eier in einen Korb legen.«
    »Während Sie lieber ein Ei nach dem anderen werfen, bis wir keine mehr haben?«
    »Ganz und gar nicht. Ich spreche nur von einer angemes-
    senen Reaktion, nicht von einem Hammerschlag mit allen
    Kapazitäten...«
    Dreyfus unterbrach ihn. »Wenn sie diese Habitate zu-
    rückerobern wollen, müssen Sie jetzt handeln. Wer immer sie besetzt hält, hat wahrscheinlich noch Mühe, die Bürger unter Kontrolle zu bringen, und könnte vom Angriff
    einer kleinen, aber koordinierten Präfektentruppe ins Wanken gebracht werden. Wir haben ein Zeitfenster, aber es ist schon dabei, sich wieder zu schließen.«
    Gaffney war in den Raum zurückgekehrt - er war ir-
    gendwo unterwegs gewesen. Dreyfus bemerkte, dass seine
    Stirn ganz ungewohnt glänzte und dass er den schweren
    schwarzen Handschuh und den Panzerärmel für das Hun-
    depeitschentraining trug.
    »Auf die Gefahr hin, die Melodramatik noch zu schüren«, wandte sich Gaffney an die anderen Oberpräfekten. »Dreyfus könnte recht haben. Wir können keine vier Kreuzer abstellen, nicht einmal zwei. Aber wir haben einen Kreuzer in Startbereitschaft. Binnen zehn Minuten können wir fünfzig Präfekten mobilisieren, und wenn wir ein paar Schichten tauschen, auch mehr.«
    »Sie brauchen taktische Panzerung und Waffen für den
    Extremfall«, überlegte Crissel.
    »Die Panzerung ist kein Problem. Aber die Waffen sind
    noch unter Verschluss.« Gaffney schaute betreten in die Runde. »Die Krise hat uns so schnell eingeholt, dass wir noch keine Abstimmung angesetzt haben, ob wir sie verwenden dürfen.«
    »Jane hätte das bereits

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