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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Spielzeugsoldaten, die anderen Präfekten warteten. Ihre Waffen, nicht nur Hundepeitschen, sondern auch die gro-
    ßen Gewehre, die ihnen eigentlich durch die demokra-
    tische Abstimmung verwehrt worden waren, hatten sie
    fest zwischen die Knie geklemmt. Wenn alles vorüber
    war, wenn man dem Volk alle Informationen zugänglich
    machte, würde es einsehen, dass Panoplia richtig gehandelt hatte, als es dieses Votum ignorierte. Es würde sogar applaudieren, wenn es erst wüsste, was wirklich auf dem Spiel stand.

    Die Außendienstpräfekten beobachteten, wie sich ihr An-
    führer Hand über Hand durch die Gangway zog. Die Universales Stimmrecht befand sich in der schwerelosen Phase nach dem Start. Noch hatte keiner von ihnen das Visier
    heruntergeklappt. Crissel sah in die Gesichter und spürte die Blicke, die ihm folgten, erkannte aber niemanden. Selbst die Namen, die auf die Panzerung aus träger Materie geschrieben waren, lösten nur vage Erinnerungen aus.
    Ihre Aufmerksamkeit bedrängte ihn, verlangte nach einer Reaktion, einer aufmunternden, zündenden Rede. Sein Mund war pelzig, er hatte noch den Geschmack des Erbrochenen auf der Zunge. Dreyfus hätte jetzt bestimmt etwas gesagt, dachte Crissel. Es brauchte ja nicht viel zu sein, ein paar Worte des Zuspruchs würden genügen. Er hielt an, drehte sich langsam um und nickte den jungen Männern und
    Frauen in den schwarzen Hummerschalen zu.
    »Wir sind uns alle im Klaren darüber, dass wir keine einfache Aufgabe vor uns haben«, sagte Crissel und hörte be-stürzt, wie piepsig und schwächlich seine Stimme klang.
    »Die Luftschleusen an der Andockstation werden gut be-
    wacht sein, und wir werden höchstwahrscheinlich auf Wi-
    derstand treffen, sobald wir ins Innere vorstoßen. Wir müssen auch davon ausgehen, dass wir in der Minderheit sein werden. Aber wir haben die bessere Ausbildung und die
    besseren Waffen. Vergessen Sie nicht, Sie sind Agenten von Panoplia. Sie haben das Recht auf Ihrer Seite.«
    Die Reaktion fiel nicht so aus, wie er es erwartet oder sich erhofft hatte. Die Präfekten wirkten eher verwirrt und ängstlich, als hätte er mit seinen Worten die Moral eher untergraben, als sie zu stärken. »Wenn ich sage, es wird nicht einfach werden«, fuhr er fort, »heißt das nicht, dass wir nicht siegen können. Natürlich nicht. Ich meine nur ...«
    Eine junge Frau mit mandelbraunen Augen und herzför-
    migem Gesicht fragte: »Wie sollen wir Feinde und Einheimische auseinanderhalten, Sir?«

    Kr klopfte gegen seinen Helm. »Alle Bürger, die der Ab-
    stimmungsmaschinerie bekannt sind, werden in taktischen Drop-Down-Overlays erfasst. Wenn jemand vom Overlay
    nicht erkannt wird, ist davon auszugehen, dass es sich um eine feindliche und nicht zum Habitat gehörige Person handelt.« Er setzte ein strahlendes Lächeln voll falscher Zuversicht auf. »Sie haben natürlich die Erlaubnis zu euthanasieren.«
    »Verzeihung, Sir«, sagte ein junger Mann mit Eintagesbart. »Aber man hat uns mitgeteilt, dass wir möglicherweise ohne lokale Abstraktion operieren müssten.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Crissel und nickte. Wenn Aubusson aus der externen Abstraktion verschwunden war, lag es nahe, dass auch die internen Systeme abgestürzt waren.
    »Woher sollen die taktischen Overlays dann wissen, wer
    wer ist?«, fragte die junge Frau. Es klang so, als erwarte sie tatsächlich eine vernünftige Antwort.
    Crissel setzte zum Sprechen an, doch im gleichen Mo-
    ment machte sich eine ominöse Erkenntnis breit. Er hatte einen Fehler gemacht. Er konnte nicht garantieren, dass die Overlays überhaupt funktionierten.
    »Die Feinde sind diejenigen ... die sich wie Feinde verhalten«, sagte er.
    Die Präfekten starrten ihn nur an. Wenn sie ihn verspottet oder zumindest weitere Fragen abgefeuert hätten, wäre das immer noch besser gewesen als diese stummen, erwar-tungsvollen Blicke. Als hätte er ihnen soeben eine durchaus brauchbare Erklärung gegeben.
    Sein Magen wollte, kaum dass er sich beruhigt hatte, aufs Neue rebellieren. »Entschuldigen Sie mich«, sagte er und machte kehrt, um wieder in die Toilettennische zu flüchten.
    Doch in diesem Moment kam der Pilot mit Kopfhörern über den Ohren vom Flugdeck in den Versammlungsbereich geschwebt. »Bildübertragung von Aubusson, Sir. Ich dachte, das würden Sie gern sehen.«

    »Danke«, sagte Crissel.
    Erleichtert und beschämt zugleich betrat er das geräu-
    mige Flugdeck des Kreuzers. Haus Aubusson wirkte auf
    den dafür

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