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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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immer noch nicht, warum er das getan
    haben soll, vom >Wie< ganz zu schweigen. Einen Leichnam von einem Teil der Station zum anderen zu schaffen, ohne dass einer von uns irgendetwas mitbekommt - wie hat Dreyfus das nur gemacht?«

    »Wir reden nicht von irgendeinem Leichnam, Lillian.
    Wir reden von Dreyfus' Gefangener, die von Dreyfus in
    einer Zelle eingesperrt wurde. Er ist, soweit bekannt, der Letzte, der sie lebend gesehen hat. In meinen Augen ist das Grund genug, um ihm die Daumenschrauben anzulegen.«
    »Und an welche Art von Daumenschrauben hatten Sie ge-
    dacht?«
    Gaffney spielte mit dem schwarzen Schaft der Hunde-
    peitsche, die noch an seinem Gürtel befestigt war. »Wir brauchen Antworten und zwar schnell. Könnte sein, dass
    Dreyfus ein wenig ermuntert werden muss, bevor er mit Informationen herausrückt.«
    »Ich werde mit ihm sprechen. Mal sehen, was er zu sagen hat.«
    »Nichts für ungut, aber Dreyfus wird nicht einfach auf
    die Knie fallen und ein Geständnis ablegen, auch wenn Sie ihn mit der Leiche konfrontieren. Sie haben doch erlebt, wie sehr er es darauf anlegt, mich zu beschuldigen.«
    Baudry betrachtete den grausigen Kadaver. »Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass Dreyfus etwas damit zu tun haben soll. Was ich über ihn weiß, sagt mir, dass er weder ein Mörder noch ein Verräter ist.«
    »Es sind immer die Stillen im Lande.« Gaffney ahnte die schmerzhaften Entscheidungsprozesse hinter ihrer glatten Stirn.
    »Das läuft alles nicht so, wie ich möchte. Aber wir befinden uns nun einmal in einer Ausnahmesituation. Ich werde mir überlegen, ob ich einen Trawl-Befehl ausstelle, wenn Sie das für erforderlich halten. Lediglich ein minimalinvasi-ver Scan. Ich möchte nicht, dass er in irgendeiner Weise ge-quält oder verletzt wird.«
    »Das sind mir zu viele Unbekannte, Lillian. Ein Trawl
    wäre in diesem Fall nicht das Werkzeug meiner Wahl.«
    »Was würden Sie denn empfehlen?«

    »Wir haben andere Methoden in unserem Arsenal. Muss
    Ich noch deutlicher werden?«
    »Ritte sagen Sie nicht, dass Sie auf Folter anspielen.«
    Gaffney zuckte zusammen. »Ein alter Begriff, der in einem modernen Kontext eigentlich nicht mehr anzuwenden ist.
    Unter Folter versteht man Nadeln unter den Fingernägeln und Elektroden an den Genitalien. Unappetitlich und wenig präzise. Die neuen Verfahren zur Informationsgewinnung
    sind weitaus raffinierter. Der Unterschied ist so groß wie zwischen einer Schädelöffnung mit dem Trepan und einer
    modernen Gehirnoperation. Wenn Ihnen ein Tief-Kortex-
    Trawl natürlich lieber wäre ...«
    Baudry wandte sich ab. »Ich will von alledem nichts hören!«
    »Das brauchen Sie auch nicht«, sagte Gaffney und lächel-te beschwichtigend. »Lehnen Sie sich einfach nur zurück und warten Sie auf die Ergebnisse.«
    »Er ist einer von uns«, mahnte sie.
    Gaffney klopfte auf die Hundepeitsche. »Und ich werde
    Ihn mit dem Respekt behandeln, der ihm gebührt.«
    Thalia hatte ihren Verdacht vor den anderen sorgsam ge-
    heim gehalten, innerlich war sie jedoch überzeugt, dass es keine Rettung geben würde, jedenfalls nicht durch Oberpräfekt Crissel. Seit dem Gespräch mit ihm waren fünf
    Stunden vergangen, und von dem versprochenen Enter-
    kommando war noch immer nichts zu sehen. Crissel hatte
    sie zwar gewarnt, dass sie lange brauchen würden, um sich zu ihr durchzuschlagen, aber inzwischen müsste sich seine Anwesenheit doch irgendwie bemerkbar gemacht haben.
    Immer wieder hatte sie aus den Fenstern des Votenprozessors durch die dunkle Röhre von Haus Aubusson in Rich-
    tung auf die ebenso dunkle Endkappe geschaut, wo sie das Habitat vor einer halben Ewigkeit betreten hatte. Aber sie hatte nichts entdeckt, was auf menschliche Aktivität hingewiesen hätte, nicht einmal die beleuchteten Endkappen-fahrstühle hatten sich bewegt. Und weder Crissel noch einer seiner Untergebenen hatte sich noch einmal gemeldet. Zu-nächst hatte sie sich noch eingeredet, sie wären auf unerwarteten Widerstand gestoßen und hätten sich zurückgezogen, um auf Verstärkung von Panoplia zu warten. Aber im Lauf dieser fünf Stunden war ihre Hoffnung immer weiter gesunken. Mittlerweile hielt sie es für unwahrscheinlich, dass Crissel oder seine Präfekten das Gespräch mit ihr lange überlebt hatten. Wahrscheinlich waren sie von den wild gewordenen Maschinen aufs Korn genommen worden, sobald
    sie Aubusson betreten hatten.
    In diesen fünf Stunden hatten die Arbeiten draußen ra-
    sche Fortschritte

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