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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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großen Knall.«
    »Der große Knall sollte uns keine Schwierigkeiten bereiten.«
    Parnasse fuhr sich mit dem Finger unter den Kragen und
    kratzte sich, während er einen inneren Kampf ausfocht.
    »Wir müssen in den Sockel unterhalb der Kugel hinabsteigen, um an die Stützen heranzukommen, die wir kappen
    müssen. Wenn wir die richtigen ansägen und danach die

    Hundepeitsche an genau die richtige Stelle legen, können wir die Kugel wahrscheinlich in die gewünschte Richtung fallen lassen. Betonung auf wahrscheinlich, junge Frau.«
    »Ich nehme, was ich kriegen kann. Und dann? Wird sie
    von der Statik her standhalten?«
    »Auch da kann ich nur raten.«
    »Hier drin werden sich alle einspreizen und festschnallen müssen. Das sollten wir jetzt planen, sonst haben wir hinterher jede Menge Knochenbrüche.«
    »Ich glaube, Knochenbrüche sind unsere geringste Sorge, junge Frau.«
    »Wir müssen allmählich einige von den anderen in den
    Plan einweihen«, überlegte Thalia. Als Parnasse schwieg, fügte sie hinzu: »Damit sie mit den Vorbereitungen beginnen können.«
    »Junge Frau, wir haben Ihren Plan nicht gebilligt. Er wurde weder diskutiert noch zur Abstimmung gestellt.«
    »Es wird auch keine Abstimmung geben. Es wird einfach
    gemacht.«
    »Was ist aus der Demokratie geworden?«
    »Die Demokratie macht Urlaub.« Sie starrte ihn mit brennenden Augen an, ein Blick, der keinen Widerspruch dul-
    dete. »Es muss sein, Cyrus, Sie wissen es doch. Wir haben keine andere Wahl.«
    »Das weiß ich zwar, aber deshalb muss ich nicht glück-
    lich darüber sein.«
    »Trotzdem.«
    Er schloss die Augen und rang sich zu einer Entscheidung durch. »Redon. Sie ist einigermaßen vernünftig. Wenn es uns gelingt, sie zu überzeugen, kann sie die anderen so lange bearbeiten, bis sie zur Einsicht kommen. Und danach kann sie vielleicht auch mir erklären, warum wir uns darauf einlassen müssen.«
    »Reden Sie mit ihr.« Thalia wies mit einem Kopfnicken
    auf die schlafende Frau. Meriel Redon sah völlig erschöpft aus. Sie hatte mit an der Barrikade gearbeitet und wäre wahrscheinlich nicht begeistert, wenn man sie vorzeitig weckte.
    »Wie viel soll ich ihr sagen?«
    »Alles. Aber sie soll es für sich behalten, bis wir die Vorbereitungen getroffen haben.«
    »Hoffentlich ist sie optimistisch gestimmt.«
    »Moment mal«, sagte Thalia zerstreut.
    Parnasse kniff die Augen zusammen. »Wo schauen Sie
    hin?«
    Zum ersten Mal seit Tagesanbruch war Thalia in der
    Landschaft eine Bewegung aufgefallen. Sie blinzelte kurz und fragte sich, ob sie träumte, aber gerade, als sie sich damit abfinden wollte, dass ihr Bewusstsein ihr einen Streich gespielt hatte, sah sie es wieder. Ein schwarzes Etwas
    huschte verstohlen an der ehemaligen Grundstücksgrenze
    des Museums der Cybernetik entlang. Sie dachte an Crissel und sein Enterkommando und an die schwarze taktische
    Panzerung der Außendienstpräfekten und gab sich einen
    grausamen Moment lang der Illusion hin, die Rettung sei nahe. Dann streifte sie sich die Spezialbrille über und zoomte sich die Bewegung heran. Sie hatte nichts mit Prä-
    fekten zu tun. Was da auf sie zukam, war eine Kolonne aus vielen Dutzenden von niedrigen Maschinen, die Ähnlichkeit mit Käfern hatten. Sie waren schneller als jeder zivile Servomat, den sie je gesehen hatte. Hindernisse durchbrachen sie entweder, oder sie glitten darüber weg wie schwarze Tinte über ein Blatt Papier.
    »Was ist das?«
    »Etwas Schlimmes«, antwortete Thalia.
    Sie begriff, dass es sich nicht um zivile Servomaten handelte. Dies waren Kriegsroboter, und sie strebten unaufhaltsam dem Votenprozessor zu.
    Angst machte sich in ihrem Magen breit, als wollte sie für immer dort einziehen.

    »Raus mit der Sprache, junge Frau.«
    »Militär-Servomaten«, antwortete sie. »Ich bin mir ziemlich sicher.«
    »Sie müssen sich irren. So etwas hatten wir hier noch
    nie.«
    »Ich weiß. Schon der Besitz der Konstruktionsdaten wäre ein ausschlusswürdiges Vergehen.«
    »Und wo kommen sie dann her?«
    »Ich denke, das wissen wir«, sagte Thalia. »Sie wurden
    heute Nacht hergestellt. Wahrscheinlich enthalten sie Teile von Menschen.«
    »Die Produktionsanlagen?«
    »Vermutlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies das Einzige ist, was sie ausspucken - die Rohstoffe müssten ausgereicht haben, um Millionen von den Dingern zu fertigen, und das ist natürlich absurd. Aber zumindest wissen wir jetzt, wofür ein Teil des Materialzuflusses gebraucht wurde.«
    »Und der

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