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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Rest?«
    »Das wage ich mir gar nicht auszumalen.«
    Thalia wandte sich wieder dem Votenprozessor zu. Viel-
    leicht hatte Parnasse recht, vielleicht war jetzt der Moment gekommen, die Anlage zu zerstören. Sie hatte diese Möglichkeit schließlich immer im Hinterkopf gehabt. Sie glaubte, dass der Prozessor über die Low-Level-Signale, die sie entdeckt hatte, eine entscheidende Rolle bei der Koordination der Maschinen spielte. Deshalb hatten die Servomaten den Turm noch nicht zerstört, obwohl sie dazu durchaus imstande gewesen wären. Aber sie hatte die Theorie
    bisher nicht auf die Probe stellen wollen, indem sie den Prozessor außer Gefecht setzte. Wenn die Maschinen nämlich auch hinterher noch funktionierten, wäre alles umsonst gewesen. Und dieses Risiko war ihr immer noch zu groß er-
    schienen. Aber der Anblick der vorrückenden Kriegsma-
    schinen hatte alles verändert.

    Sie ging zu dem Stuhl, auf dem ihre Hundepeitsche lag,
    und hob sie auf. Sie war inzwischen so heiß geworden, dass sie nicht mehr am Gürtel zu tragen war. Auch anfassen
    konnte man sie nur, wenn man den Schaft mit einem Tuch
    umwickelte. Ohne das protestierende Surren zu beachten, ließ sie die Schnur ausfahren und im Schwertmodus erstar-ren.
    »Werden Sie es tun?«, fragte Parnasse.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen.«
    Er nahm ihre zitternde Hand in die seine. »Oder auch
    nicht. Es ist so, wie Sie sagen, junge Frau - wenn es nichts nützt, auf das Ding einzuschlagen, sollten wir einen guten Ersatzplan parat haben. Stecken Sie Ihr Schwert vorerst wieder ein. Ich werde mal bei Redon vorfühlen.«

    Ein Bereich des Systemmodells war umfunktioniert worden und emulierte nun die dreidimensionale Form eines Kriegsroboters der Käferklasse. Die Darstellung im Maßstab eins zu zehn rotierte langsam, das Licht im Raum spielte über die kantigen schwarzen Flächen. In der Konfiguration Welt-raumflug/Atmosphäreeintritt zog die Maschine ihre vie-
    len Beine und Manipulatoren fest an die Schale an und erinnerte tatsächlich an ein totes, eingeschrumpeltes Insekt.
    Die Binokularsensoren befanden sich in zwei vergitterten Kuppeln, die eine unheimliche Ähnlichkeit mit Facetten-augen hatten.
    »Sie sind genauso fies, wie sie aussehen«, bemerkte Baudry, an die versammelten Präfekten gewandt. »Nach sieben oder acht Kriegskonventionen verboten, vor mehr als hundertzwanzig Jahren zum letzten Mal eingesetzt. Die meisten Kriegsroboter sind darauf angelegt, andere Roboter zu zerstören. Käfer wurden dafür und zum Töten von Menschen gebaut. Sie sind mit detaillierten Informationen über die menschliche Anatomie ausgerüstet. Sie kennen unsere Schwachpunkte, wissen, was uns wehtut und woran wir
    zerbrechen.« Während sie sprach, scrollten Unmengen von technischen Daten über die Wände. »An und für sich sind Käfer beherrschbar. Wir haben Verfahren und Waffen, mit denen wir sie sowohl im Vakuum auf Distanz wie im Nah-kampf in und im Umkreis von Habitaten wirkungsvoll be-
    kämpfen können. Das Problem sind nicht die Maschinen

    selbst, sondern ihre Zahl. Wie die Demokratiezirkus meldet, hat Haus Aubusson bisher zweihundertsechzigtausend Stück hergestellt und abgesetzt, und es sieht nicht so aus, als würde der Strom versiegen. Ein Käfer wiegt nur fünfhundert Kilogramm, und die meisten zur Produktion erforderlichen Rohstoffe wären in einem Habitat wie Aubusson gang und gäbe. Wenn die Servomaten innerhalb des Habitats rationell arbeiten, können sie die Versorgung mit dem notwendigen Material für die Fertigung weiterer Roboter leicht sicherstellen, sie brauchen lediglich bereits bestehende Bauten im Innern des Zylinders abzureißen und wie-derzuverwerten. Wir hätten einen Ausstoß von Millionen
    von Käfern, bevor die Produktionsanlagen anfangen müss-
    ten, die Habitatkonstruktion selbst zu verzehren. Und dann überstiegen die Zahlen jede Vorstellung.«
    »Steht denn schon fest, dass wir es mit Käfern zu tun
    haben?«, fragte Dreyfus.
    Baudry nickte. »Die Zirkus hat noch kein Exemplar eingefangen, aber alle Scans sind eindeutig. Es sind Käfer, genau wie Gaffney sagte. Und es gibt keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass sie Thalias Code mit sich führen.«
    »Was ist mit Gaffneys übrigen Aussagen?«, fragte Jane
    Aumoniers Kopf, der auf eine gewölbte Glasscheibe über
    einen leeren Stuhl projiziert wurde. »Trauen wir den Käfern zu, ein zweites Habitat zu überfallen?«
    Baudry

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