Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
schmerzhaft deutlich.
    »Wie lange ...?« Aumonier stellte die Frage, die keiner beantworten wollte.
    »Nur knapp die Hälfte der Staaten im Glitzerband verfügt noch über Produktionsanlagen irgendwelcher Art«, sagte
    Baudry, »aber das sind immer noch mehr als viertausend
    Habitate. In den ersten Stunden des zwölften Tages wird Aurora sie alle in ihrer Gewalt haben. Selbst wenn wir den Rest bis dahin noch halten könnten, würden wir ihn sehr schnell verlieren. Aurora könnte zu diesem Zeitpunkt mehr als viertausend Käferproduktionsstätten gegen uns aufbie-ten. Ich bezweifle, dass uns bis zum Ende des dreizehnten Tages auch nur noch ein einziges Habitat gehören würde.«
    Sie schluckte krampfhaft. »Panoplia eingeschlossen.«
    »Und dieser Zeitraum von sechsundzwanzig Stunden...«,
    begann Dreyfus.
    »Ist reine Spekulation, ich habe die Zahl aus der Luft gegriffen. Aber selbst wenn sie mehr als vier Tage bräuchte, um von einem Habitat zum nächsten zu springen, hätte sie uns innerhalb von zwei Monaten geschlagen. Wie lange
    Chasm City standhalten könnte, lässt sich nur vermuten, aber ich würde nicht darauf wetten, dass es ihr sehr viel länger Widerstand leisten würde als das Glitzerband.«
    »Irgendetwas müssen wir doch tun können«, sagte Au-
    monier.
    Baudrys Gesichtsausdruck ließ Schlimmes erwarten.
    Dreyfus kam sie vor wie ein Arzt, der gleich das vernichtende Urteil verkünden würde. »Etwas können wir tun, das ist richtig. Und zwar jetzt, solange Aurora noch damit beschäftigt ist, irgendwo Fuß zu fassen, und bevor sie uns tatsächlich etwas anhaben kann. Ich möchte die Simulation
    auf den Tag Null zurückstellen, also auf heute.«
    Nur vier Habitate waren jetzt noch rot erleuchtet. »Die Käferströme haben Brazilia erreicht, und jeden Moment
    wird es zum Kontakt mit Flammarion kommen.« Baudry
    warf einen besorgten Blick auf ihr Armband. »Aber wenn
    wir davon ausgehen, dass die Käferproduktion in den neuen Habitaten angefahren werden kann, gibt es für die nächsten Stunden - vielleicht sogar den ganzen Tag - nur vier poten-zielle Ausbreitungsherde.« Baudry drückte die Finger fest aneinander. »Jetzt ist Aurora so verwundbar wie noch nie.
    Sie ist aus der Deckung gekommen und hat folglich das
    Überraschungsmoment verspielt. Aber sie hat sich noch
    nicht genügend Territorium gesichert, um uns wirklich zu überwältigen.«
    »Sagten Sie nicht, wir würden bereits jetzt von Käfern
    überrannt?«, fragte Oberpräfekt Clearmountain.
    »Ich spreche nicht davon, die Käfer abzuschießen«, ant-
    wortete Baudry. »Ich spreche davon, die Produktionsanlagen auszuschalten.«
    Clearmountain ließ sich nicht beeindrucken. »Wir sind
    keine Chirurgen«, sagte er mit einem Blick in die Runde.
    »Wir können nicht einfach eine Produktionsanlage abschie-
    ßen ohne dass der Rest des Habitats beschädigt wird.«
    »Das ist mir bewusst«, sagte Baudry eisig.
    Er zwinkerte. »Dann reden Sie von ...«
    »Masseneuthanasierung, richtig. Wir zerstören die befallenen Habitate mit Atomwaffen. Glauben Sie, ich hätte mit dem Vorschlag bis jetzt gewartet, wenn die Entscheidung einfach wäre?«
    »Das ist Mord.«
    »Man würde eine gewisse Anzahl von Menschen opfern,
    um sehr viel mehr Menschenleben zu retten. Sie haben die Simulation gesehen, Oberpräfekt. In zwei Monaten hätten wir alles verloren. Wenn meine erste Annahme richtig wäre, könnte sie uns sogar schon in dreizehn Tagen vernichtend geschlagen haben, und vielleicht bleibt uns nicht einmal so viel Zeit. Es geht um hundert Millionen Menschenleben.
    Wenn wir jetzt sowohl Brazilia wie Flammarion beschie-
    ßen, verlieren wir lediglich sechshundertfünfzigtausend.
    Mit Szlumper Oneill und Haus Aubusson reden wir immer
    noch von weniger als zwei Prozent der gesamten Bürger-
    schaft, für die wir verantwortlich sind.«
    »Das klingt ja so, als wären zwei Prozent eine Bagatelle!«
    Clearmountain war fassungslos.
    »Mit allem schuldigen Respekt«, konterte Baudry. »Wir
    befinden uns im Krieg. Sie werden in der ganzen Geschichte keinen einzigen General finden, der die Chance auf einen Sieg bei einer garantierten Rate von weniger als einem Opfer auf fünfzig Kämpfer nicht genützt hätte.«
    »Aber wir reden hier nicht von Kämpfern oder Solda-
    ten«, fuhr Dreyfus gereizt dazwischen. »Wir reden von
    Zivilisten, die sich nicht zu irgendeinem Krieg gemeldet haben.«
    »Das Zahlenverhältnis bleibt gültig«, sagte Baudry. »Wenn wir jetzt zuschlagen,

Weitere Kostenlose Bücher