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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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retten wir mehrere zehn Millionen Leben. Wir müssen das bedenken, meine Damen und Herren. Wenn wir es nicht tun, vernachlässigen wir unsere
    Pflicht.«
    »Es ist monströs«, sagte Clearmountain.
    »Das ist auch die Aussicht, alle zehntausend Habitate zu verlieren«, gab Baudry zurück.
    »Aber müsste es denn zwangsläufig hundert Millionen
    Opfer geben?«, fragte Aumonier. »Gaffney behauptete ge-
    genüber Dreyfus, es ginge Aurora um eine gewaltlose Übernahme des Glitzerbandes. Die Lebenserhaltungssysteme in Aubusson und den drei anderen Habitaten laufen noch,
    einen Ausfall hätten wir festgestellt. Daraus schließe ich, dass Aurora zumindest die Absicht hat, ihre Untertanen am Leben und bei guter Gesundheit zu erhalten.«

    »Tote menschliche Schutzschilde nützen nicht viel«, lautete Baudrys knappe Antwort.
    »Aber wir müssen doch zumindest die Möglichkeit in Be-
    tracht ziehen, dass sie ihre Untertanen für immer behalten will. Wenn es ihr nach ihren eigenen Worten darum geht, auf lange Sicht das Überleben des Glitzerbandes zu sichern, wird sie doch nicht einfach seine Bewohner ermorden.« Aumoniers Augen wurden glasig, als sähe sie etwas weit jenseits des Raumes. »Oh, warten Sie«, sagte ihr schwebender Kopf. »Eine Nachricht von Flammarion. Die Käfer sind angekommen.«
    Wieder piepsten die Armbänder. Die Präfekten schalteten den Ton ab und betrachteten das Systemmodell, wo gerade das fingerhutförmige Symbol für Haus Flammarion vergrö-
    ßert wurde.
    »Status von Brazilia?«, fragte Dreyfus.
    Aumoniers Blick schweifte ab und kehrte zu ihm zurück.
    »Die Kollisionsabwehrgeschütze vernichten einen von zehn Käfern. Die anderen kommen mehr oder weniger ungeschoren durch. Sie haben sechs Brückenköpfe auf der Außen-
    hülle des Rades errichtet. Unsere Schiffe nehmen sie unter konzentrierten Beschuss, dennoch schaffen es einige der Kriegsroboter, in die äußeren Bereiche der Konstruktion einzudringen.«
    »Was ist mit dem Druck?«
    »Bisher hält die Hülle dicht. Es hat den Anschein, als
    wären die Maschinen immerhin darauf programmiert, nach
    innen durchzubrechen, ohne die Integrität der Biosphäre zu zerstören.«
    Dreyfus sah voraus, dass es Flammarion ebenso ergehen
    würde. Die Käferdichte mochte nicht genau gleich sein,
    die Kollisionsabwehrsysteme mochten sich beim Abfangen
    der Streitmacht als mehr oder weniger erfolgreich erweisen, aber auf lange Sicht machte das praktisch keinen Unterschied. Es genügte, wenn eine Handvoll dieser Kriegsroboter eine blutige Schneise durch die Bürger schlug und
    den Votenprozessor erstürmte. Dann würden sie irgendeine Tür öffnen, damit Aurora oder ein Teil von ihr eindringen könnte.
    »Wie viele Bürger konnten wir von Brazilia wegbrin-
    gen?«
    »Elftausend mit den Frachtshuttles, die schon angedockt waren. Bei Flammarion sind es dreitausend.«
    »Aurora ist auf die Datennetze angewiesen, um in die
    Habitate springen zu können«, sagte Dreyfus. »Könnten wir nicht einen Teil des Netzes abschalten, um sie aufzuhalten, bevor wir anfangen, unsere eigenen Bürger zu bombardieren?«
    Baudry schnitt eine Grimasse. »Alles oder nichts, Tom.«
    »Dann schalten wir eben das ganze verdammte Ding ab.«
    »Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob das Aurora aufhalten könnte, fest steht nur, dass es uns schaden würde. Wir brauchen das Netzwerk, um zu verfolgen, wie sie sich ausbreitet, um die Evakuierung zu koordinieren und unsere eigenen Schiffe zu stationieren.«
    »Trotz alledem«, sagte Aumonier, »hat Tom recht. Die
    bandweite Abschaltung der Abstraktion ist eine Möglich-
    keit, die wir in Betracht ziehen müssen. Tatsächlich denke ich darüber nach, seit ich von der Krise erfahren habe. Wir sollten jedoch die Risiken nicht unterschätzen. Mag sein, dass wir Aurora behindern, aber in erster Linie blenden wir uns höchstwahrscheinlich selbst.«
    »Mit den Atomraketen machen wir dagegen kurzen Prozess«, bemerkte Baudry. »Aurora mag die Menschen vielleicht nicht unbedingt töten wollen, aber auf jeden Fall will sie ihnen die Freiheit rauben.«
    Dreyfus umklammerte seinen Eingabestift so fest, dass
    sich die Spitze in seine Handfläche bohrte und Blut hervorquoll. »Solange wir den Apparat kontrollieren, gibt es eine weitere Option. Ein einzelnes Habitat mag die Käfer nicht abwehren können, aber im Moment können wir noch die
    Ressourcen des gesamten Glitzerbandes einsetzen.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen, Tom«, gestand Baudry.
    »Ich schlage

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