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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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einen guten Preis dafür erzie-len zu können.«
    »Was war sein nächstes Ziel?«
    »Ich muss gestehen, ich weiß es nicht mehr. Sky's Edge, das Erste System oder irgendeine andere gottverlassene Gegend. Was kümmerte es mich, wenn die Werke erst verkauft waren?«
    »Vielleicht dachte Delphine anders darüber.«
    »Dann fragen Sie sie doch selbst. Mir ging es nur um den wirtschaftlichen Nutzen für Ruskin-Sartorius.«

    »Und Sie hatten den Eindruck, dass Dravidian ein faires Angebot machte?«
    »Ich hätte natürlich gern mehr erzielt, aber der Preis erschien mir angemessen. Dem Zustand seines Schiffs und
    seiner Besatzung nach zu urteilen, war Dravidian selbst in finanziellen Nöten.«
    »Sie waren also mit dem Geschäft zufrieden. Sie haben
    die Ware an die Ultras verkauft. Dravidian hat sich verabschiedet und ist mit seinem Schiff abgeflogen. Was geschah dann?«
    »Die Sache entwickelte sich ganz anders. Die Verhand-
    lungen standen kurz vor dem Abschluss, als Delphine eine anonyme Nachricht erhielt. Sie kam sofort damit zu mir.
    Der Absender behauptete, Dravidian sei nicht vertrauens-würdig: Der Preis, den er uns geboten hatte, liege weit unter dem realistischen Marktwert, und wir würden mit anderen Ultras sehr viel besser fahren.«
    »Aber Sie hatten doch zu niemandem sonst Verbin-
    dung.«
    »Bis dahin. In der Nachricht wurde angedeutet, es gäbe
    durchaus Interessenten.«
    »Wie haben Sie sich verhalten?«
    »Wir haben beratschlagt. Ich war misstrauisch und dräng-te darauf, das Geschäft mit Dravidian zu Ende zu bringen.
    Wir waren uns ja bereits einig. Aber Delphine sträubte sich und berief sich auf ihr Exekutivprivileg, um den Abschluss zu verhindern. Vernon hat sie natürlich unterstützt. Ich war wütend, aber nicht halb so wütend wie Dravidian. Der er-klärte, wir hätten die Ehre seines Schiffes und seiner Besatzung verletzt, und drohte, Ruskin-Sartorius für den Ver-tragsbruch teuer bezahlen zu lassen.«
    »Und was dann?«
    »Die Besatzung ließ sich auf das Schiff bringen und
    schickte unser Shuttle zurück. Wir sahen die Von Schatten Begleitet abfliegen.« Anthony Theobald spreizte die Hände.

    »Das ist das Letzte, woran ich mich erinnern kann. Sie
    waren ja so freundlich, mich darauf hinzuweisen, dass ich eine Beta-Simulation bin: Ich beziehe meine Wahrnehmungen von den im ganzen Habitat verteilten Überwachungs-
    systemen. Diese Wahrnehmungen werden aufbereitet und
    im Speicher abgelegt, aber das geht nicht ohne Verzögerungen. Vor der Zerstörung von Ruskin-Sartorius wäre sicher nicht mehr genügend Zeit geblieben, um auch noch die
    letzten Beobachtungen in mein Persönlichkeitsmodell zu
    integrieren.«
    »Wenigstens sind Ihnen überhaupt Erinnerungen geblie-
    ben.«
    »Die anderen werden Ihnen die gleiche Geschichte erzäh-
    len.« Anthony Theobald sah Dreyfus scharf an. »Ich nehme doch an, dass es noch andere Zeugen gibt?«
    »Dazu kann ich nichts sagen. Die Vernehmungen sind
    noch nicht abgeschlossen.«
    »Haben Sie vor, Dravidian zu befragen?«
    »Ich werde jeden befragen, von dem ich glaube, dass er
    mit dem Angriff irgendwie zu tun hatte.«
    »Sie können diese Gräueltat nicht ungesühnt lassen, Prä-
    fekt. Ruskin-Sartorius hat unsäglich gelitten. Jemand muss dafür bestraft werden.«
    »Das wird geschehen, davon bin ich überzeugt«, sagte
    Dreyfus.
    Als Dreyfus die Simulation - gegen ihren ausdrücklichen Wunsch - wieder in den Speicher verbannt hatte, nahm er sich die Zeit, seine eigenen Überlegungen in sein Notepad einzugeben. Sein Eingeständnis, was er von Beta-Kopien
    hielt, mochte nicht gerade förderlich gewesen sein, auf jeden Fall hatte er die Feindseligkeit des Patriarchen von Ruskin-Sartorius deutlich gespürt. Allerdings durfte er nicht den Fehler machen, solche Gefühle überzubewerten. Niemand liebte Panoplia, die wiedererweckten Toten machten da keine Ausnahme.

    Als er die zweite funktionsfähige Kopie aktivierte, beschloss er, einen nicht ganz so harten Kurs einzuschlagen.
    »Hallo, Vernon«, sagte er zu dem jüngeren Mann, der eben erschienen war. Er hatte ein freundliches, vertrauenerweckendes Gesicht und dichte blonde Locken. »Willkommen
    in Panoplia. Ich bedauere sehr, Ihnen eine solche Mitteilung machen zu müssen, aber falls meine Kollegen sich nicht
    klar genug ausgedrückt haben sollten, Ihr Original ist tot.«
    »Das hatte ich mitbekommen«, sagte Vernon. »Aber ich
    weiß noch immer nicht, was mit Delphine geschehen ist.
    Ihre Kollegin wollte es

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