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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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bitte wiederholen.«
    »Brandfackel«, sagte Gaffney übertrieben langsam.
    Er hatte mit einigen Treffern gerechnet, aber nicht mit der Unmenge von Einträgen, die nun über die Schirme he-reinbrachen. Er setzte Filter ein, um die Suche zu verfeinern.
    Doch auch danach war die Zahl noch überwältigend hoch,
    und er fand nichts, was auch nur entfernt mit Panoplia oder dem Ding in Zusammenhang gestanden hätte, für das sich
    Aurora so brennend interessierte.
    Brandfackel.
    Verdammt, was hatte das zu bedeuten? Anthony Theo-
    bald hatte ihm das Wort verraten, und er hatte sich einreden lassen, es handle sich um eine brauchbare Information, die es rechtfertige, den Trawl einzustellen, bevor er den Mann zwangsweise zum Bürger des Komastaates machte.
    Jetzt, da der Zeuge nicht mehr greifbar war und Gaffney sich mit den Suchturbinen begnügen musste, fragte er sich allerdings, ob er nicht doch besser weitergebohrt hätte.
    »Du hast mir eine Niete verkauft, Anthony«, sagte Gaff-
    ney laut. »Das war nicht schön von dir.«
    In diesem Moment fiel ihm ein, dass ihm Anthony Theo-
    bald noch etwas verraten hatte. Die Männer, denen das
    Codewort entschlüpft war, hätten ihm einmal erklärt, die Gruppe sei supergeheim. Unauffindbar, von niemandem
    zur Rechenschaft zu ziehen und offiziell für alle Ebenen von Panoplias Befehls- und Kontrollhierarchie bis hinauf zur Skarabäuskönigin nicht vorhanden.
    Mit anderen Worten, es war eigentlich kein Wunder, dass er bei einer zweiminütigen Suche nichts Besonderes gefunden hatte. Brandfackel mochte durchaus noch eine Rolle
    spielen. Aber um der Organisation auf die Schliche zu kommen, genügte es wohl nicht, sich nur vor eine Konsole zu setzen.
    Danach hatte Gaffney fünf Minuten lang zu tun, um aus
    den Abfrageprotokollen der Suchturbinen jeden Hinweis
    auf seine Nachforschungen zu löschen. Weitere fünf Minuten brauchte er, um auch die Spuren dieser Aktivitäten zu verwischen. Als er fertig war, konnte er sicher sein, dass nicht einmal er selbst seine Fährte mehr hätte verfolgen können.
    Er stand auf und veranlasste, dass die Konsole nebst Sessel vom Raum absorbiert wurde. Dann wischte er sich mit dem Ärmel seiner Uniformjacke über die Stirn, fuhr sich mit den Fingern durch das störrische rote Haar und ging auf die Zugangswand zu.
    Er wusste, dass es >Unrecht< war, was er soeben getan hatte, ebenso wie es >Unrecht< gewesen war, den armen Anthony Theobald abzufangen, zu trawlen und danach einfach wegzuwerfen wie ein Stück Dreck. Aber wie Aurora
    immer wieder sagte - alles war eine Frage des Standpunkts.
    Es sei kein Unrecht, die Bürger zu schützen, selbst wenn sie in erster Linie vor ihren eigenen dunklen Trieben geschützt werden müssten.
    Und Aurora hatte immer recht.
    Die Beta-Kopie betrachtete Dreyfus kalt und gleichgültig.
    Dreyfus erwiderte den Blick so geduldig, als warte er auf die Pointe eines Witzes. Es war eine alte Vernehmungstak-tik, die meistens Erfolg hatte.
    Die Projektion war ein Mann, größer als Dreyfus, mit
    schmalem Gesicht. Der Körper war unter den üppigen Fal-
    ten eines purpurnen Gewandes, einer Art Robe verborgen.
    Die rechte Schulter und der Arm steckten in einer gepolsterten schwarzen Ledermanschette, die sichtbare Hand trug
    einen Handschuh und darüber einen Ring. Mit dem kurz
    geschorenen grauen Haar, der gekrümmten Adlernase, der
    ernsten Miene und der stolzen Haltung erinnerte er an
    die Statue eines mächtigen römischen Senators. Nur eine leichte Transparenz verriet, dass er nicht wirklich anwesend war.
    Als sich das Schweigen bis zur Unerträglichkeit in die
    Länge gezogen hatte, sagte Anthony Theobald: »Wenn Sie
    keine Fragen an mich haben, hätten Sie mich besser gar
    nicht erst geweckt, Präfekt.«
    »Ich habe eine ganze Menge Fragen«, sagte Dreyfus läs-
    sig. »Ich wollte Ihnen nur Gelegenheit geben, sich als Erster zu äußern.«
    »Sie sind wohl der Mann, den Ihre Kollegin bei meiner
    ersten Realisierung erwähnte.«
    Thalia hatte die Beta-Kopie bereits einmal aktiviert, um zu sehen, ob sie überhaupt vernommen werden konnte.
    Von den zwölf von Ruskin-Sartorius geborgenen Beta-Kopien galten nur drei als soweit wiederhergestellt, dass ver-wertbare Aussagen zu erwarten waren, obwohl Thalia und
    Sparver nichts unversucht gelassen hatten, um auch die
    neun anderen zu reparieren.

    »Ich bin Dreyfus«, sagte der Präfekt freundlich. »Willkommen in Panoplia, Bürger.«
    »Vielleicht liegt es an mir, aber ich vermisse bei dem

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