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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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rötlich braun, der Gesichtsausdruck wachsam, aber nicht feindselig.
    »Es wird höchste Zeit, dass wir miteinander sprechen«,
    sagte Aurora. Sie hatte eine kräftige, klare Stimme, und ihre Aussprache war vorzüglich.
    »Stellen Sie Ihre Forderungen«, verlangte Jane Aumoniers Projektion, die ihren üblichen Platz am Tisch eingenommen hatte. »Was wollen Sie?«
    »Nichts weiter, Generalpräfekt, als Ihre bedingungslose Kapitulation.«
    »Gespräch nicht abreißen lassen«, flüsterte Dreyfus. Panoplias beste Spürhunde versuchten die Übertragung im Netz zu Aurora zurückzuverfolgen, um ihr Versteck ausfindig zu machen.
    »Sie müssen doch Forderungen haben«, beharrte Aumonier.
    »Nein«, antwortete die Kindfrau so entschieden wie bei
    einem Pfänderspiel. »Das würde bedeuten, dass ich etwas von Ihnen brauche, und dem ist nicht so.«

    »Warum haben Sie dann überhaupt Verbindung zu uns
    aufgenommen?«, fragte Lillian Baudry.
    »Um Empfehlungen abzugeben«, entgegnete Aurora. »Um
    Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten, wie die Angele-
    genheit mit einem Minimum an Unannehmlichkeiten für
    alle Beteiligten schnell und schmerzlos geregelt werden kann. Aber damit wir uns nicht missverstehen: Ich werde siegen, ob mit oder ohne Ihre Mithilfe. Mir geht es lediglich darum, die Bürger möglichst wenig in Unruhe zu versetzen.«
    »Sie scheinen sich Ihres Erfolges sehr sicher zu sein«, sagte Aumonier.
    »Das ist strategisch begründet. Sie haben erlebt, wie mü-
    helos ich Ihre Habitate erobern kann. Jedes Habitat ist ein Sprungbrett zum nächsten. Sie können die Käfer nicht aufhalten, und Sie werden nur dann auf Ihre eigenen Bürger schießen, wenn es wirklich keinen anderen Ausweg mehr
    gibt. Daraus folgt, dass mein Erfolg gesichert ist.«
    »Ich wäre an Ihrer Stelle nicht ganz so selbstgefällig«, mahnte Aumonier. »Noch sind Sie in einer Position der
    Schwäche, und ich habe keinen Beweis dafür, dass Sie nicht alle Ihre Geiseln ermordet haben. Was hindert mich daran, sie alle für tot zu halten und die Habitate, die Sie jetzt kontrollieren, kurzerhand zu zerstören?«
    »Nur zu, Generalpräfekt. Lassen Sie sich nicht aufhalten.
    Schießen Sie ruhig auf diese Habitate.«
    »Liefern Sie mir einen Beweis, dass die Bürger noch
    leben.«
    »Wozu sollte das gut sein? Sie würden mit Fug und Recht alles anzweifeln, was ich Ihnen zeige. Andererseits würden Sie auch dann Hintergedanken wittern, wenn ich Ihnen eine qualmende Ruine und Millionen von Leichen präsentierte.
    Sie würden glauben, ich wollte Sie aus irgendwelchen ruch-losen Motiven heraus zu einem Angriff verleiten. Und dann würden Sie erst recht nicht schießen.«

    »Das ist nicht wahr«, widersprach Dreyfus. »Es gibt eine ganz einfache Möglichkeit, uns zu überzeugen, dass die
    Menschen noch leben. Lassen Sie uns mit Thalia Ng spre-
    chen. Selbst wenn wir Ihnen misstrauen, an ihrer Aussage werden wir nicht zweifeln.«
    Ein Zucken ging über ihr Gesicht - ein leises Schmollen, das rasch unterdrückt wurde.
    »Aber das können Sie nicht«, sagte Aumonier, »denn Sie
    haben sie entweder getötet, oder sie befindet sich nicht in Ihrer Gewalt.«
    Einer der Netzwerkanalysten schob Dreyfus ein Notepad
    zu. Er warf einen Blick auf den Bericht. Sie hatten Auroras Standort auf dreizehnhundert mögliche Habitate eingegrenzt.
    »Mir geht es einzig und allein um das Wohl der Bürger«, sagte die Kindfrau. »Unter meiner Obhut wird keinem von ihnen ein Haar gekrümmt. Ihre Sicherheit ist auf Jahrhunderte hinaus gewährleistet. Wie unblutig sich der Übergang in diese neue Epoche vollzieht, hängt von Ihnen ab. Was bedeutet, dass Sie und nicht ich eventuelle Opfer zu verantworten haben.«
    »Warum liegen Ihnen Menschen überhaupt so sehr am
    Herzen?«, fragte Dreyfus. »Sie sind eine Maschine. Eine Intelligenz der Alpha-Stufe.«
    Ihre Finger krallten sich fester um die Armlehnen. »Ich war einmal lebendig. Sie glauben doch nicht, dass ich vergessen habe, wie das ist?«
    »Aber Sie sind schon eine längere Zeit eine körperlose
    Intelligenz, als Sie ein kleines Mädchen waren. Sie mögen mich für voreingenommen halten, aber mein Instinkt sagt mir, dass Ihre Sympathien wahrscheinlich sehr viel mehr den Maschinen gehören als den Menschen aus Fleisch und
    Blut.«
    »Wären Ihnen die Bürger gleichgültig, wenn sie langsamer, schwächer, dümmer und zerbrechlicher wären als Sie?«

    »Sie wären immer noch Menschen«, konterte Dreyfus.
    »Nachdem Sie mir nun

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