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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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dachte er. Sie würden sich
    diesen einen kurzen Moment des Zweifels gestatten und
    dann fortfahren. Das Protokoll war wasserdicht. Fehler waren ausgeschlossen: Mit dem Eingang des Befehls war garantiert, dass er vom Generalpräfekten und mit Zustimmung
    der Oberpräfekten ausgegeben worden war.
    Die Besatzung hatte keine andere Wahl, sie musste ihn
    befolgen.
    »Eine Minute dreißig«, sagte Aumonier. Dann veränderte
    sich ihr Tonfall. »Tom, ich wollte Sie schon die ganze Zeit etwas fragen.«
    »Raus damit!«
    »Es könnte eine schwierige Frage werden. Vielleicht ist es Ihnen unangenehm, sie wahrheitsgemäß zu beantworten.«
    »Fragen Sie trotzdem.«
    »Ist irgendetwas im Gange? Etwas, wovon ich nichts weiß?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich höre Geräusche. Tom, ich lebe seit elf Jahren in diesem Raum und bin deshalb mit meiner Umgebung mehr als
    vertraut. Ich habe so gut wie nie Geräusche aus anderen Teilen von Panoplia gehört. Bis heute.«
    »Was für Geräusche?«
    »Geräusche, wie sie entstehen, wenn jemand sich sehr
    bemüht, jedes Geräusch zu vermeiden. Geräusche von schweren Maschinen und Werkzeugen.« Sie sah ihn offen an. »Ist etwas im Gange?«
    Er hatte sie in all den Jahren, seit sie sich kannten, niemals belogen. Niemals belogen und nie die Wahrheit ge-
    beugt, auch nicht, um sie zu schonen.
    Heute wählte er die Lüge.
    »Es ist die Mündungsrampe«, sagte er. »Der Startschlitten wurde beschädigt, als einer der Kreuzer zu hart anlegte.
    Jetzt wird rund um die Uhr gearbeitet, um alles wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Die Mündungsrampe ist Hunderte von Metern entfernt,
    Tom.«
    »Aber man arbeitet mit schwerem Gerät.«
    »Schauen Sie mir in die Augen und sagen Sie das noch
    einmal.«

    Er wich ihrem Blick nicht aus. »Es ist die Rampe. Wieso?
    Was sollte es denn sonst sein?«

»Sie wissen genau, was ich denke.« Sie wandte den Blick ab. Er wusste nicht, ob er die Prüfung bestanden hatte. »Ich versuche die ganze Zeit, Demikoff zu erreichen. Aber er gebraucht alle nur erdenklichen Ausreden, um nicht zurückrufen zu müssen.«
    »Demikoff ist sehr beschäftigt. Die Sache mit Gaffney ...«
    »Na schön, er ist also beschäftigt. Aber wenn Sie wüss-
    ten, dass etwas im Gange wäre ... wenn Sie wüssten, dass er etwas plant... Sie würden es mir doch sagen?«
    »Selbstverständlich«, beteuerte Dreyfus.
    Nur dieses eine Mal nicht.
    »Es ist so weit«, sagte sie und wandte sich wieder dem
    Display zu. »Käferkontakt in drei ... zwei ... eins. Kontakt bestätigt. Landung erfolgt.« Sie hob den Arm und
    sprach in ihr Armband. »Hier Aumonier. Bellatrix ablegen und mit vollem Schub starten. Wiederhole, Bellatrix ablegen.«
    Noch übertrugen die Kameras Bilder von der Andocksta-
    tion der Toriyuma-Murchison-Spindel. Noch drängten sich die Menschen zu Hunderten in den Zugangsröhren, um
    an Bord gelassen zu werden. Dutzende von Gendarmen, an
    ihren Armbinden zu erkennen, halfen beim Einsteigen.
    Dreyfus wusste, dass viele Gendarmen lieber in der Spindel geblieben waren, anstatt sich mit früheren Evakuierungs-flügen wegbringen zu lassen. Dabei waren sie noch vor wenigen Stunden ganz gewöhnliche Bürger gewesen, die ihren Alltagsgeschäften nachgingen.
    »Die Bellatrix ist weltraumsicher gemacht«, las Aumonier von ihrem Armband ab. »Sie setzt sich in Bewegung, Tom.
    Sie legt ab.«
    Jetzt wurde das Bild eines einzelnen Korridors übertra-
    gen. Die Kamera befand sich im Innern einer durchsich-
    tigen Röhre und zeigte ein buntes Gemisch aus Zivilis-

    ten, Gendarmen und Servomaten, die wild durcheinander
    schwebten. Vor der Glaswand ragte riesig und schroff wie eine Felsklippe die weiße, mit vielen Bullaugen besetzte Seitenwand der Bellatrix auf. Nun setzte sich die Klippe in Bewegung und entfernte sich traumhaft langsam von der
    Röhre. Am anderen Ende, Hunderte von Metern von der
    Kamera entfernt, sah Dreyfus plötzlich eine silbrig weiße Dampfwolke ins Vakuum entweichen. Vermutlich hatte man
    die Luftschleusen geschlossen, aber dabei eine kleine Menge Luft verloren.
    Die Bellatrix entfernte sich weiter. Er richtete den Blick auf die golden leuchtende Luftschleuse. Seltsame Trümmer strömten ins Freie. Das dürfte nicht sein. Die Außentüren müssten inzwischen dicht sein.
    »Jane...«, begann er.
    »Sie können die Türen nicht schließen«, sagte sie ton-
    los. »Die Schleusen auf der Bellatrix sind blockiert. Zu viele Menschen wollen sich durchzwängen.«
    »Es ist nicht nur das

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