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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Sprengköpfen angelangt. Bei einigen der größeren Habitate an der Evakuierungsfront brauchen wir drei oder vier, um die völlige Zerstörung aller Produktionszentren zu gewährleisten. Schlimm genug, dass wir zu solchen Mitteln greifen müssen, Tom. Aber selbst bei den schlimmsten Kri-senszenarien hätte niemand jemals angenommen, dass Pa-
    noplia mehr als ein paar Dutzend Atomraketen brauchen
    könnte.«
    Dreyfus lächelte schmal. »Können wir neue Raketen her-
    stellen?«
    »Nicht schnell genug. Wir haben so viele Sicherungen
    eingebaut, um zu verhindern, dass diese grauenvollen Dinger gebaut werden, dass man sich tagelang durch Antragsprotokolle wühlen müsste, bevor die zivilen Produktionsanlagen überhaupt genützt werden könnten. Die Raketen
    würden leider nicht rechtzeitig fertig, um uns noch zu helfen.«
    »Wenn wir eine andere Waffe gegen die evakuierten Ha-
    bitate einsetzen könnten, würden wir das in Betracht ziehen?«
    »Sie meinen, eine Waffe mit dem gleichen Zerstörungs-
    potenzial wie die Atomraketen?« Aumonier schüttelte traurig den Kopf. »So etwas gibt es in unserem Arsenal einfach nicht. Wenn wir jeden Schaumphasen-Sprengkopf abschie-
    ßen, den wir haben, können wir vielleicht ein einziges Habitat zerstören. Aber das würde Stunden dauern, und wir müssten immer befürchten, einen Teil einer funktionsfähigen Produktionsanlage zu verfehlen, so dass auch weiterhin Käfer hergestellt werden könnten.«
    »Ich dachte nicht an unsere Waffenvorräte«, sagte Drey-
    fus, »sondern an die Leute, denen wir zunächst die Schuld an der ganzen Sache gegeben hatten.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen, Tom.«
    »Die Ultras«, erklärte Dreyfus. »Sie haben uns eindrucks-voll demonstriert, dass eines ihrer Schiffe mühelos eines unserer Habitate zerstören kann. Zugegeben, Ruskin-Sartorius war einer der kleineren Staaten, aber ich denke, das ändert nichts an den Tatsachen. Sie können uns helfen, Jane.«
    »Werden sie es auch tun?«
    »Das wissen wir erst, wenn wir sie fragen«, gab Dreyfus zurück.
    Sie schaute an ihrer schwerelosen Gestalt hinab und be-
    trachtete die Spitzen ihrer im Leeren baumelnden Füße.
    Dreyfus fragte sich, ob sie wohl die dünne rote Laserlinie bemerkt hatte, die jetzt dicht unter dem Halsausschnitt über ihren Körper ging. Wenn sie aus irgendeinem Grund
    die Hand hob, musste der rote Strich auf ihrem Handgelenk erscheinen. Demikoff hatte seine Guillotine in Stellung gebracht. Er hatte Dreyfus beteuert, der Laser mit seiner Ge-nauigkeit im Submillimeterbereich sei präzise genug für chirurgische Zwecke. Wenn er oberhalb der obersten Extremität des Skarabäus über ihrer Kehle läge und alle anderen physiologischen Parameter zufriedenstellend seien, würde man die Enthauptung einleiten. Demikoff war sogar dagegen gewesen, dass Dreyfus sich persönlich von Jane verabschiedete, denn er wollte die Klingen nicht auslösen, solange ein anderer Präfekt mit im Raum war. Dreyfus hatte Verständnis dafür und sah ein, dass sein Besuch an sich nicht in Aumoniers Interesse war. Aber er hatte ein überwältigendes Bedürfnis verspürt, sie vor seiner Abreise noch einmal zu sehen.
    »Ich will Sie nicht aufhalten, Tom«, sagte sie zögernd. »Aber bevor Sie gehen...«
    Er unterbrach sie, mehr aus Nervosität. »Captain Sarasota hat sich noch nicht gemeldet?«, fragte er.
    »Ich warte noch. In ihrem letzten Bericht hieß es, es gäbe Thermalsignaturen, die zu Überlebenden passten, aber Genaueres wissen sie erst, wenn sie angedockt und eine Zugangsöffnung geschnitten haben. Ich habe keine Ahnung,
    was, zum Teufel, das für ein Ding ist, aber wir werden es vermutlich schon bald erfahren.«
    »Es hat sich nicht feindselig verhalten?«
    »Nein. In diesem Punkt war Ihre Intuition zutreffend.«
    Es wurde still. Dreyfus dachte an das Schiff, das fast startklar unten an der Rampe auf ihn wartete. Er wünschte sich wahrhaftig nicht, an Bord zu gehen, aber er durfte nicht länger zögern. Vielleicht brauchte er viele Stunden, um Ops Neun zu erreichen, und jede Minute zählte.
    »Sie wollten etwas sagen«, sagte er. »Dann habe ich Sie unterbrochen.«
    Aumonier konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Es fällt mir sehr schwer.«
    »Dann sparen Sie es sich für später auf. Ich habe nicht vor, dort unten zu bleiben.«

    »Leider kann es nicht so lange warten. Die ganze Sache
    mit dem Uhrmacher hat etwas ins Rollen gebracht, was ich gerne noch lange umgangen hätte. Vielleicht für immer. Ich

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