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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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eigene Waffe daneben, entnahm den anderen die Munitionszellen und

    befestigte sie neben den beiden erbeuteten Hundepeitschen an ihrem Gürtel. Dann hob sie ihr eigenes Gewehr wieder auf und warf es sich über die Schulter. Jetzt zeigte der Lauf zur Decke.
    »Das nennt man einen Vertrauensbeweis. Enttäuschen Sie
    mich nicht.«
    »Wie kämen wir denn dazu?«, fragte Sparver.
    »Folgen Sie mir und vergessen Sie nicht, was ich der Peitsche eben befohlen habe. Ich zeige Ihnen jetzt den Uhr-
    macher, wenn Sie ihn unbedingt sehen wollen.«

    Saavedra führte sie über eine der schrägen Rampen, die
    Dreyfus im Innenhof bereits bemerkt hatte, tiefer in die Unterwelt von Ops Neun. Ihre Hundepeitsche schlich hinter der Gruppe her, maß ständig den Abstand zwischen Saavedra und ihren Gästen und lauerte darauf, dass jemand die von ihr aufgestellten Parameter überschritt.
    Dreyfus war froh, dass kein Gewehrlauf mehr auf ihn
    gerichtet war, aber die Hundepeitsche war nur eine un-
    wesentliche Verbesserung der Situation. Hatte er zuvor
    gefürchtet, durch ein Zucken von Saavedras Finger zu sterben, so waren jetzt die starren Denkprozesse einer Ma-
    schine, die kaum intelligenter war als ein Hund, ein Grund, sich Sorgen zu machen. Nicht dass er vorgehabt hätte,
    die Regeln absichtlich zu verletzen, aber angenommen, er stolperte oder überschritt die Fünf-Meter-Linie versehentlich?
    »Ich werde Ihnen den Uhrmacher zeigen«, sagte sie, »aber bilden Sie sich ja nicht ein, mit ihm verhandeln zu können.
    Er hat keinen rationalen Intellekt.«
    »Um zu begreifen, dass Aurora ihn töten will, braucht er den auch nicht«, antwortete Dreyfus.
    »Aber gibt Ihnen das ein Druckmittel?«
    »Es ist alles, was ich habe. Ich muss das Beste daraus machen.«
    »Wie konnten Sie da unten so schnell einen Sicherheits-
    behälter installieren?«, fragte Sparver.

    »Gar nicht. Wir hatten kaum Zeit, Ruskin-Sartorius zu
    verlassen, bevor es zerstört wurde. Zum Glück war so etwas wie ein Käfig vorhanden. Wir mussten einige Änderungen
    vornehmen, aber nichts, was uns überfordert hätte.«
    »Sie reden vom Tokamak«, sagte Dreyfus nachdenklich.
    »Wovon?«, fragte Sparver.
    »Er meint den Fusionsreaktor, der diese Anlage in der
    Amerikano-Ära mit Energie versorgte«, erklärte Saavedra etwas von oben herab. »Und er hat recht. Genau den haben wir verwendet. Er ist ein einziger großer Sicherheitsbehälter mit magnetischer Eindämmung. Grauenvoll unwirtschaftlich verglichen mit den tragbaren Geräten, die wir mitgebracht hatten, aber durchaus brauchbar. Wir mussten ihn technisch überprüfen und die Feldgeometrie justieren, aber das war alles weiter kein Problem. Jedenfalls sehr viel einfacher als unsere eigenen Eindämmungsgeneratoren aufzu-
    bauen. Dafür hätten wir eine weitere Höhle graben müs-
    sen.«
    »Ich hoffe nur, man kann der Technik der Amerikanos so
    weit vertrauen«, sagte Dreyfus. »Ein Tokamak wurde nicht unbedingt als Gefängnis für eine psychopathische Maschine konstruiert.«
    »Ich denke, sie wird uns nicht im Stich lassen. Glauben Sie, sonst wäre ich hierher gekommen?«
    »Wo sind denn alle anderen?«, fragte Dreyfus.
    »Der Rest von Brandfackel? Abgesehen von Simon Veitch
    bin ich hier unten die Einzige.«
    Dreyfus erkannte den Namen, er hatte auf der Liste der
    Brandfackel-Mitglieder gestanden, die Jane ihm gegeben
    hatte. Und er hatte sich ihm aus einem bestimmten Grund eingeprägt.
    »Und wo sind nun die anderen?«
    »Wo immer sie auf ihren Einsätzen hingeschickt werden.
    Seit Jane uns den Hahn zugedreht hat, führen wir alle ein Doppelleben. Was glauben Sie, wie wir Brandfackel aufrechterhalten konnten, ohne unseren regulären Dienst zu vernachlässigen?«
    »Das habe ich mich auch schon gefragt.«
    »Die Therapie, die entwickelt wurde, um Aumonier wach
    zu halten, war auch für die Agenten von Brandfackel sehr nützlich. Die meisten von uns kommen seither mit nur wenigen Stunden Schlaf pro Woche aus.« Saavedra hob den
    Arm und sprach in das Armband an ihrem mageren, blei-
    chen Handgelenk. »Simon? Ich habe die Eindringlinge ge-
    funden.« Sie hielt inne und wartete Veitchs Antwort ab.
    »Nur diese beiden. Ich bringe sie zum Reaktor hinunter.«
    Wieder hielt sie inne. »Ja, ich habe sie im Griff. Hätte ich sie sonst am Leben gelassen?«
    Der Tunnel wurde flacher. Sie kamen an einem Korridor
    vorbei, an dem sich etliche Lagerräume befanden, und traten schließlich über einer Höhle, die kaum kleiner war als der

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