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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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auftauchte. Und hier finde ich sie schon wieder.«
    »Die Sylvestes sind wie ein großer Krake. Früher oder
    später stolpert man zwangsläufig über einen ihrer Fang-
    arme.«
    »Sie halten das also nicht weiter für bemerkenswert?«
    »Die Sylvestes waren keine Wohltätigkeitsorganisation.
    Nur reiche und mächtige Familien konnten sich in Cals Experiment einkaufen. Und nur reiche und mächtige Familien können es sich leisten, einen Felsen wie diesen zu unterhalten. Der Schlüssel zu diesem Fall sind die Nerwal-Lermontows, nicht die Sylvestes.«

    »Sie haben aber doch versucht, die Sylvestes zu stür-
    zen?«
    »Das wollte jeder. Und alle sind sie gescheitert. Dieses System gehört den Sylvestes. Wir dürfen nur darin leben.«
    »Und was ist mit den Nerwal-Lermontows? Seit den Acht-
    zig hört man kaum mehr etwas von ihnen. Jedenfalls ge-
    hören sie nicht mehr zu den Hauptakteuren. Sonst hätte ich den Namen früher erkannt. Also, was, zum Teufel, haben
    sie in der Ruskin-Sartorius-Affäre zu suchen?«
    »Vielleicht wurden sie nur benützt. Wenn wir uns diesen Felsen genauer vornehmen, stellen wir vielleicht fest, dass er lediglich dazu diente, Signale abzustrahlen, die von anderswo kamen.«
    Dreyfus' Hochstimmung flaute ein wenig ab. Vielleicht
    hatte ihn sein vielgepriesener Instinkt diesmal im Stich gelassen. Sie konnten notfalls nach draußen gehen und wie beim Router Vorhut Sechs die Nachrichten aus dem Stapelspeicher ziehen. Sparver war zuversichtlich gewesen, das Verfahren wiederholen zu können, aber wenn es nun nicht ganz so einfach wäre, das Signal ein zweites Mal zurückzuverfolgen?
    Dreyfus war noch tief in Gedanken, als der Felsen zum
    Angriff überging.
    Die Attacke erfolgte schnell und ohne Vorwarnung; erst
    im Rückblick konnte er die Abfolge der Ereignisse annä-
    hernd rekonstruieren. Quer über die gesamte Fassade des Felsens wurden kleine Bereiche der Kruste herausgesprengt, als wären darunter ein Dutzend schwacher Sprengkörper
    detoniert. Die Trümmer wurden ins All geschleudert und
    prasselten gegen die Korvette. Es klang, als würde mit tausend Hämmern gegen den Rumpf geschlagen.
    Alarmsirenen schrillten, eine Flut von Schadensmeldun-
    gen ergoss sich über die Schirme. Dreyfus hörte, wie sich die Geschütze der Korvette mit durchdringendem Winseln
    zum Gegenschlag bereitmachten. Sparver knurrte etwas

    Unverständliches und schickte sich an, die Reaktion mit manueller Steuerung zu koordinieren. Aber der Angriff
    hatte noch gar nicht richtig begonnen. Die Eruptionen im Fels waren nur durch das Ausfahren von Geschützen ausgelöst worden, die unter einer zehn bis zwanzig Meter dicken Tarnschicht versteckt waren. Projektilwerfer schoben ihre schwarzen Rohre ins Freie und schleuderten der Korvette ihre tödliche Fracht entgegen. Dreyfus zuckte zusammen, als die Kabinenwände sich nach innen wölbten, doch dann sagte ihm die Stimme der Vernunft, dass das Schiff auf diese Weise lediglich versuchte, die lebenden Organismen in seinem Innern zu schützen. Die Wand umfloss seinen Körper
    und hüllte ihn blitzschnell von Kopf bis Fuß in einen seinen Körperformen angepassten Kokon. Dann drehte die Korvette mit einer Beschleunigung ab, die ihm unter anderen Umständen alle Knochen gebrochen hätte. Er hoffte, soweit er überhaupt denken konnte, dass die Korvette sich auch Sparvers angenommen hatte.
    Der Schwenk war die Rettung. Sonst hätte die erste Ra-
    kete sie voll am Bug erwischt, wo die Panzerung am dünnsten war. Getroffen wurde die Korvette dennoch, die Rakete l iss mit einem gewaltigen Getöse, das noch durch den
    dämpfenden Kokon an den Nerven zerrte, eine Furche in
    die gesamte Längsseite des Schiffes und zerstörte Waffen und Sensormodule. Das Schiff schlug einen zweiten und
    dann einen dritten, noch schärferen Haken. Zwei weitere Raketen bohrten sich in den Rumpf. Dann endlich zeigte
    die Korvette, dass sie nicht nur einstecken, sondern auch austeilen konnte.
    Viele ihrer Geschütze waren durch die Einschläge be-
    schädigt oder konnten nicht eingesetzt werden, ohne dass man den immer noch aktiven Projektilkanonen allzu verführerisch die Breitseite zuwendete. Doch sie bündelte ihre Kapazitäten und führte einen Schlag von beeindruckender Zerstörungskraft. Dreyfus spürte das Unterschalldröhnen der Gatling-Kanonen mehr, als er es hörte. Wieder prasselte eine Schuttsalve gegen den Rumpf: Diesmal hatten die Gatling-Kanonen die Oberfläche des Felsens noch weiter

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