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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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trachtete. Die kleine Wilde verhielt sich nicht mehr sehr damenhaft und so blieb auch Orion nicht länger Kavalier, mit einem gezielten Schwanzschlag beförderte er sie in den Schlamm, dann packte er den keuchenden Calep, wuchtete ihn auf den Rücken und wetzte los, Flux und Leon folgten ihm auf dem Fuße, während sich die Kleine wieder aus dem Moor erhob und ihnen hinterher fauchte.
    „ Lauft nur, lauft!“, brüllte die Stimme des Braunen Mannes aus einem Gestrüpp, als sie das Ende des Sumpfes endlich vor sich sahen, „bevor die anmutige Watershee euch ertränkt und die Seele aussaugt! Schlottert vor dieser bösen Fee mit dem Engelsgesicht! Ich habe euch ja gewarnt, der Schein kann trügen!“ Sein schallendes Lachen klang noch in ihren Ohren nach. „Verlasst diesen Ort! Flieht! Draußen in der Welt ist es nicht weniger riskant! Die Gefahr aus den eigenen Reihen ist allgegenwärtig!“
    Wie zum Abschied erschien auch noch einmal der Dullahan im Nebel und streckte seinen Kopf empor, ganz als wolle er ihnen den Weg zum Ausgang leuchten.
     
     
     
    Kapitel X
    Diva mit Pausbacken
     
    Völlig atemlos machten die Reisenden erst Rast an einer Flussbiegung, über einen Kilometer vom Sumpf entfernt. Dort befreiten sie sich von dem Schlamm und weil es schon dunkel wurde, blieben sie auch an Ort und Stelle. Orion streckte alle Viere von sich, Leon verarztete seine Blessuren und die anderen beiden Jungen steckten die Köpfe zusammen.
    „ Was für ein Reinfall“, brummelte Flux vor sich hin, „erst die Geschichte von dem lieblichen Einhorn, das sich als blutrünstiger Fleischfresser entpuppt, und nun auch noch diese Fee! Das wird ja immer schlimmer und nicht besser!“
    Vorsichtig schielte er zu seinem Bruder hinüber, eigentlich erwartete er, dass dieser sogleich ihre Sachen packen und kehrt machen würde.
    „ So schlimm war es ja nun auch nicht. Außerdem ist eine Schlammpackung gut für die Haut“, widersprach sein Kumpel. „Ich begreife nur nicht, warum uns Orion nicht einfach aus dem Schlammassel rausgeflogen hat! Dann wären wir dieser Schreckschraube nie begegnet … außerdem heißt es doch immer, dass Greifen Pferde oder sogar zum Pflügen zusammen gespannte Ochsen in die Lüfte tragen können.“
    Der Angesprochene legte den Kopf ein wenig schief. „Niemand ist unfehlbar. Ich befürchtete, mit euch abzustürzen, wodurch nichts gewonnen wäre. Ich bin noch lange nicht so kräftig, dass ich euch alle drei tragen könnte.“
    Doch Calep glaubte ihm kein Wort, für ihn hörte sich das nur nach Ausreden an. „Du hättest wenigstens so reizend sein können, die Hydra ein paar Köpfe kürzer zu machen. Sie hätte unser Nesthäkchen fast verschlungen!“
    Mit dramatischer Geste tätschelte er dem Elf den blonden Haarschopf.
    „ Weißt du denn nicht, dass für jeden abgetrennten Kopf zwei neue bei einer Hydra nachwachsen?“, konterte dieser und Orion fügte hinzu: „Viele Monster werden verkannt. Dieser Drache war kein schreckliches Ungeheuer, sondern nur hungrig. Jäger müssen Beute machen, das ist ihre Natur. Ich glaube sogar, dass dieses Exemplar nur eine sehr fürsorgliche Mutter war. Im Nebel konnte ich für Sekunden ein Jungtier erkennen. Die Hydra hatte sicher Angst, dass Flux ihr Baby mit seinen Pfeilen trifft, daher ist sie so wütend geworden.“
    Diese Wahrheit schmeckte Calep nun ganz und gar nicht und Flux schwor sich, den verhexten Bogen so bald nicht wieder in die Hände zu nehmen. Es ging ja doch nur daneben.
    „ Ich danke euch jedenfalls für euer Vertrauen, das der Braune Mann nicht erschüttern konnte.“
    Flux nickte stumm, Calep schmollte und Leon wusste gar nicht mehr, wie er nach all dem noch unterscheiden sollte, was gut und was böse war. „Gebrauche deinen Instinkt … höre auf dein Herz“, das hatte seine Ziehmutter immer zu sagen gepflegt, auf das Äußere eines Gegenübers konnte er jedenfalls nicht mehr bauen.
    Es wurde sehr still, als die Nacht sich wie ein Schleier über das Land legte. Die Erschöpfung ließ sie alle bald einschlafen, doch sie gab auch ein paar finsteren Schatten Gelegenheit, sich unbemerkt anzuschleichen. Von einem unbehaglichen Gefühl geweckt, sah Leon starren Blickes die Gestalten nahen, deren Augen leuchteten wie Glühwürmchen. Sofort erinnerte er sich an die Nacht, die sie in der Höhle verbracht hatten, zusammen mit dem alten Mantichora. Es waren dieselben Schatten wie seinerzeit, doch der Unterschied bestand darin, dass sie diesmal kein

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