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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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Hinterbeinen aufzurichten. Vielleicht fürchtete sie in Gegenwart eines anderen Jägers um ihre Beute. Fauchend hieb sie mit den Tatzen durch die Luft, als Orion das sah, wurde er fuchsteufelwild, er breitete die Schwingen aus und richtete sich ebenso drohend auf den Hinterfüßen auf, die Hydra überragte ihn um einiges, jedoch reichte ein Hieb mit seinem Adlerfang gegen ihr Brustbein aus, um sie zur Vernunft zu bringen. Leise grollend packte sie ihre Beute und entfernte sich rückwärts in den wabernden Dunst.
    „ Bravo, bravo“, ein unerwartetes Klatschen ertönte und mit einem Mal war der Braune Mann wieder zur Stelle, „Ungeheuer, gegen Ungeheuer. Das sieht man nicht oft.“
    Was zu viel war, war zu viel, grollend, geduckt und mit angelegten Ohren gebot Orion dem Fremden schleunigst zu verschwinden und Calep gab ihm lautstark Recht.
    „ Schon gut, schon gut“, grinsend zog sich der Herr des Moores zurück. „Weitere Sehenswürdigkeiten warten noch auf euch.“
    „ Beim nächsten Mal werde ich ihn fressen“, versprach Orion und holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Ein heftiger Hustenanfall war die Folge, der Gestank schien immer schlimmer zu werden.
    „ Sie ist von uns gegangen, nicht wahr?“
    Erschrocken fuhren alle herum, ohne dass sie es bemerkt hatten, war ein weiteres Catoblepas aus dem Nebel aufgetaucht. Es hatte die Augen halb geschlossen und sah zu Boden, so wie es diese trägen Tiere fast immer taten. In alten Märchen wurde sogar von einem Exemplar berichtet, dass so begriffsstutzig war, dass es eines Tages erst sehr spät bemerkte, dass es nicht an einer Wurzel, sondern an einem seiner Vorderbeine geknabbert hatte.
    „ Die Hydra hat sie geholt.“
    Der Gestank war kaum noch zu ertragen, schützend stellte sich Orion zwischen seine Kameraden und den Catoblepasbullen. Dessen fellloses Gesicht war knochig, ein Hauer abgebrochen und seine Haut war voller Falten, grau und pergamentartig, dazu kam noch eine Vielzahl von Warzen.
    „ Wage es nicht, uns mit deinem Blick zu versteinern!“, grollte Orion und hob die Pranke, der Bulle grunzte kämpferisch und stieß ihn aus dem Weg und Leon hielt ihn davon ab zurückzuschlagen, denn der Nebel hatte sich an einer Stelle gelichtet und eine ganze Herde von Catoblepas frei gegeben, darunter viele Kühe mit ihren Kälbern.
    „ Dieser Ort ist nichts für euch, Kinder“, grunzte der Catoblepas-Anführer, „hier gilt nur das Gesetz der Wildnis.“
    Er stieß ein Brummen aus und stapfte mit seiner Herde zu der Stelle, an der ihr Herdenmitglied verstorben war. Dort hielten sie einen Moment lang inne, dann zogen sie weiter, dumpf brummend, wie bei einer Trauerprozession. Weiter hinten verschwanden sie in den Nebelschleiern und langsam wurde das Atmen wieder erträglich.
    „ Folgen wir endlich den guten Ratschlägen!“, polterte Calep und er hatte zweifelsfrei Recht. Ohne lange zu überlegen schlug er einen der weiterführenden Wege ein. Niemand widersprach ihm und sie kamen flott voran, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als sie etwas sehr Eigenartiges erblickten. Das Catoblepas, die Hydra, der Braune Mann, selbst der Geisterreiter – all diese Geschöpfe passten von ihrem unvollkommenen Aussehen hierher in diese düstere Landschaft, doch jenes Wesen, klein und zart, wollte ganz und gar nicht in das Bild passen. Summend saß das Mädchen auf einem umgestürzten Baumstamm, während es seine Haare kämmte. Zunächst hielten sie es für eine Naturelfe, vielleicht war sie die Hüterin der Erlen oder des Papyrus. Doch die kleine Dame war noch ein wenig zierlicher und ihre hauchdünnen Flügel erinnerten an die von Schmetterlingen und wiesen sie eindeutig als Fee aus. Flux fragte sich natürlich sofort, ob sie ihnen drei Wünsche erfüllen würde, und während er das tat, kam Calep ihm schon zuvor, er streckte der Dame seine Hand entgegen, um sie von ihrem unsicheren Sitzplatz ans sichere Ufer zu heben. Sie lächelte und ergriff einen seiner Finger, sie war nur wenig größer als seine Hand und dennoch schaffte sie es mit einem Ruck, ihn zu Fall zu bringen. Das kleine Geschöpf zischte, als Leon seinen Freund wieder aus dem Modder zerren wollte. Es begann ein unglaubliches Tauziehen um das Leben von Calep zwischen Leon, Flux, Orion auf der einen und der winzigen Fee auf der anderen Seite. Deren Kräfte waren schlicht überirdisch und Calep wurde mehrfach mit dem Gesicht im Morast untergestukt, sogleich bestand kein Zweifel mehr daran, dass sie ihn zu ertränken

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