Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Titel: Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
Vom Netzwerk:
weiteren Satz nach hinten, ein zweites Maul schoss aus dem Wasser und schnappte nach ihm, diesem folgten noch drei kleinere. Grollend schoben sich nun die Tiere aus dem Gewässer, ihre gelben Augen funkelten hungrig und die Zähne in ihren Mäulern blitzten. Sie hatten die Köpfe von Krokodilen, den Vorderkörper eines Löwen und das Hinterteil eines Nilpferdes. Das männliche Tier trug eine buschige Mähne, doch Leon blieb nicht viel Zeit, sie zu bestaunen, da er lieber die Flucht antrat. Die so genannten Amemaits nahmen jedoch behände die Verfolgung auf, die ganze Familie samt Kinderschar bewies, dass diese Tiere zwar träge aussahen, aber in Wahrheit genauso flink wie ein Nilpferd werden konnten.
    Schon von weitem hörten sie das Fauchen und Rumoren der Kreaturen. Kleopatra legte die Stirn leicht in Falten, ihr edles Ross hatte doch nicht etwa noch mehr Besuch aufgelesen? „Fantastisch!“, konnte Orion sich kaum zurückhalten. „Einen jagenden Amemait sieht man höchst selten, meist lauern sie wie Krokodile im Schlamm.“ Flux konnte die Begeisterung nicht teilen und der Greif kam auf den Boden der Tatsachen zurück, er trat vor und ließ sein mächtiges Gebrüll ertönen. Sofort hielt die Familie geschlossen an, der Vater knurrte noch leise, Orion sträubte die Nackenfedern und gab durch Körpersprache zu verstehen, dass ihm die „Beute“ gehörte. Murrend zog die Amemaitfamilie ab und zollten ihm damit den Respekt, der jenem gebührte, der den König der Tiere und den Herrscher der Lüfte in sich verband.
    „Es ist auf jeden Fall praktisch mit einem Greif befreundet zu sein“, wurde Kleopatra ein wenig altklug, „auf jeden Fall ist es viel besser, als ihn zum Feind zu haben.“
    Leon holte tief Luft und stellte den Kessel ab, der immerhin noch halbvoll war, die junge Harpyie beäugte ihn schon jetzt misstrauisch. Doch die Stunde der Wahrheit rückte unaufhaltsam näher. Vorsichtig hob Leon sie hoch und eh sie sich versah, saß sie auch schon im lauwarmen Nass. Mit fiependen Tönen gab sie ihren Unmut kund, doch Kleopatra schwang erbarmungslos den Zauberstab und verteilte ihren Feenglanz. Die bereitgelegte Jasminseife, die Waschbürste und der Lappen machten sich selbstständig, kreisten um den Behelfszuber herum und schruppten alsbald gnadenlos das Küken blitzblank. Fauchend versuchte es sich seiner gebräunten Haut zu wehren, doch die Waschutensilien waren zu flink. Kichernd dirigierte Kleopatra mit ihrem Zauberstab wie bei einem Orchester. Als die junge Harpyie es gar nicht länger aushielt, begann sie den Kessel zum Schwanken zu bringen und als er umstürzte, hechtete sie sofort zu Leon und verschanzte sich hinter ihm. Ihr Bein schien auch bereits geheilt zu sein. Sie murrte leise, ihre Augen funkelten wie die einer Katze und sie schien auch dasselbe zu denken wie ein Stubentiger: „Wasch’ mir den Pelz, aber mach’ mich nicht nass!“

    „Wirklich erstaunlich“, redete Flux Unsinn, während sein Bruder das Findelkind in ein Handtuch wickelte. Der junge Elf wedelte vor den Augen der Amazone mit der Hand herum und sie zuckte nicht mit einer Wimper. „Du hast sie in Trance versetzt!“ Geschmeichelt winkte Orion ab, schließlich war er kein Mystiker oder Therapeut.
    „Eine Umarmung wirkt bisweilen Wunder. Jeder braucht Verständnis und Zuwendung. Ich bin sogar inzwischen der Auffassung, dass dies auch für Dämonen gilt. Glücklicherweise hatte ich die Gelegenheit, Pazu zu studieren und sie gibt meiner These Recht. Ohne Liebe und Geborgenheit der Eltern werden diese Kinder erst zu richtig bösartigen Dämonen. Am Schlimmsten sind die Exemplare, die stets von ihrer Familie auf Distanz gehalten wurden. Ich denke, Pazu fand bei den wilden Tieren des Dschungels eine gute Pflegefamilie, vollkommen aufgeblüht ist sie dann aber erst in Leons Obhut und nun, da sie eine richtige Familie hat, bin ich sicher, dass sie niemals so bösartig werden kann, wie man es ihren Verwandten nachsagt.“ Dabei schielte er zu Akiko, deren strenge Mutter er ja selbst hatte begutachten können.
    „Warum bist du nur so weise?“, kam es von Flux. „Du bist doch gar kein Greis. Das kann doch nicht nur daher rühren, dass du so viele Bücher gelesen hast.“ Kleopatra sah dies genauso.
    „Nun, ich hatte einen weisen Lehrmeister.“
    „War das vor deiner Zeit in der Bibliothek oder danach?“, bohrte Flux weiter.
    „Davor“, seufzend setzte sich der Greif und fingerte an seiner Brille, „ich habe euch doch schon von

Weitere Kostenlose Bücher