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Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Titel: Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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das Gebilde vor ihnen, das Drac’o von oben erspäht hatte wie eine zu Stein erstarrte Flutwelle. In deren Schatten ließen sie sich nieder. Geknickt sah Leon zu Boden, während das Donnern des Sandsturms näher kam. Als zusätzlichen Schutz verwendete der Jungdrache seine Flügel und schirmte seinen Kopf und den seines Bruders damit ab, als der Staub schon bald über sie hinwegfegte. Schweigend harrten sie aus. Ab und an ließ Drac’o einen kleinen glimmenden Funken aus einem seiner Nasenlöcher zu Boden rieseln, wie gebannt starrte Leon mit glasigen Augen auf das Schauspiel. Sein Bruder lächelte ein wenig verschmitzt, ließ das Spielchen aber sein, als Leon wieder aus seinen Gedanken erwachte und erschreckt zusammenfuhr.
    Mit lautem Dröhnen schlug der wirbelnde Sand gegen die steinerne Welle, die ihn größtenteils aufhielt. Dennoch war die Luft erfüllt von Staub und dieser kratzte ihnen in den Hälsen. Als der Sturm dann endlich abebbte, brach Drac’o das Schweigen. „Wir werden sie bestimmt bald finden.“ Allerdings war es bereits stockdunkel, daher mussten sie bis zum Morgen warten. Leon seufzte laut, sie hatten kein Zelt, keine Decken, nicht einmal Nahrung oder etwas zu trinken. Letzteres machte ihm besonders viele Sorgen. Nachdenklich holte Flux das Stärkungselixier aus seinem Beutel und las noch einmal den Warnhinweis darauf, der besagte, dass das Tonikum wohlmöglich seine Wirkung verlor, genoss man es in Mengen. Trotzdem nahm er erst selbst einen großen Schluck davon, der seiner Kehle wie heilender Balsam vorkam und reichte die Phiole dann weiter. „Wir verdursten nicht“, war er sich sicher.
    „Hoffentlich“, brummte Leon und seine Gedanken schweiften zurück zum Hof der Pendragons. „Was würden unsere Eltern wohl sagen, wüssten sie in was für einen Schlamassel ich uns wieder einmal geritten habe?“
    „Sie könnten gar nicht ausdrücken, wie stolz sie sind“, war sich Drac’o hingegen sicher.
    „Vielleicht wäre es doch besser gewesen, sie hätten dir das Pony geschenkt, das du dir immer gewünscht hast.“ Nun kniff der Jungdrache die Augen zusammen und zog seinen Bruder einmal kräftig am linken Ohr.
    „So was will ich nie wieder hören!“, stellte er klar. „Du bist weit besser als ein Pferd oder ein Zweibeiner, denn du bist mehr als die Summe deiner Teile, du bist Leon.“
    „Und genau da liegt der Hund begraben.“
    „Wenigstens bist du kein Menschenfresser, Schätzehüter und Jungfrauenentführer.“ Leicht verwirrt sah Leon ihn an. „Wenn du schon darauf bestehst, dass du dumm bist, weil alle Kentauren so sind, dann bestehe ich darauf die blutrünstige Bestie zu sein, die man sich immer unter einem Drachen vorstellt.“
    Das Getöse wurde immer leiser, der Sturm zog weiter, der Staub legte sich und die Sterne leuchteten vom Himmelszelt herab. Leon dachte lange über die Worte nach. „Wir sind keine trivialen Märchengestalten, sondern total individuell. Wärst du nicht manchmal derart kopflos und tollpatschig, würde ich dich auch gar nicht so gern haben, wie ich es tue.“
    „Wirklich?“
    „Natürlich, weißt du denn nicht, was das Herz meiner Mutter seinerzeit zum schmelzen brachte? Als sie dich das erste Mal sah, hast du mit kleineren Kindern getobt, so erzählte sie es mir. Dabei bist du ausgerutscht, der Länge nach hingefallen und um sie war es geschehen.“ Etwas irritiert kratzte sich Leon am Hinterkopf, so war das also damals gewesen. Drac’o gähnte und rollte sich an Leons Pferdebauch zusammen, die Temperatur begann immer stärker zu sinken. Stumm schaute Leon hinauf zum wolkenlosen Himmel, als sein Bruder eingeschlafen war, knöpfte er sein kariertes Hemd auf und deckte den Jungdrachen damit zu.
    „Ziemlich frisch“, murmelte Drac’o, als er wieder erwachte, immerhin war die Sonne bereits aufgegangen und begann den Sand wieder aufzuheizen. Gähnend reckte und streckte er sich, bemerkte dann das Hemd und drehte den Kopf. Sein Bruder hatte noch die Augen geschlossen. „Selbstlos wie immer“, sagte sich der Jungdrache, stoppte aber abrupt in seinen Gedanken und legte die Ohren an. Die Lippen von Leon waren fast so blau wie sein gestreifter Drachenbauch. Ein plötzlich einsetzendes arges Zittern verhieß ebenfalls nichts Gutes. „Herrje“, Drac’o sprang auf die Füße und rüttelte seinen Bruder wach. „Alles in Ordnung?“ Statt zu antworten, fasste sich Leon nur an die Stirn, die schrecklich schmerzte. „Wir müssen sofort zu den Anderen“,

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