Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
war nichts mehr zu sehen, also musste Leon wohl oder übel selbst etwas unternehmen. Verzweifelt versuchte er wieder aufzustehen, was ihm auch halbwegs gelang, doch mit einem beherzten Ruck schmetterte ihn der Jäger wieder zu Boden. „Na, na! Schön artig sein!“, drohte das Biest. „Dann wird dein Tod schnell und schmerzlos sein, ich kann ihn allerdings auch bestialisch und qualvoll gestalten.“ Das hätte es nun lieber doch für sich behalten sollen, denn nun gingen mit Leon im wahrsten Sinne des Wortes die Pferde durch. Von einer heillosen Todesangst beflügelt, sprang er auf die Hufe und raste los, das Ungeheuer konnte gar nicht so schnell reagieren, wie er den Spieß umdrehte. Schon lag es am Boden und schleifte fluchend hinterdrein durch die Savanne.
„Hat Calep Kleo gefunden und sie streiten sich wieder?“, wunderte sich Flux, als er absonderliche Laute hörte. Er war ins Geäst einer Akazie geklettert und hielt nun Ausschau, es war sein Bruder, den er erblickte, samt einem eigenartigen Anhang.
„Genug! Mit dem Essen spielt man nicht!“, der Ahuizotl bohrte Finger und Zehen in den Boden und mit einem weiteren Ruck lag Leon erneut auf der Erde. „Keine weiteren Fisimatenten“, beschwerte sich der Jäger. „Mein Weib ist hochschwanger, was sie jetzt braucht, sind deine Augäpfel und vielleicht noch ein schönes Stück Hinterrücken.“ Sofort spürte Leon wieder, wie Blei sich in seinen Gliedmaßen ausbreitete.
„Nimm’ deine Griffel von ihm oder es setzt Ohrfeigen!“, mit hochrotem Kopf kam Flux angesaust, doch der Ahuizotl grinste nur:
„Wie niedlich, ein Elflein.“
„Du sollst ihn loslassen, habe ich gesagt!“, Flux wurde noch wütender.
„Und wer will mich dazu bewegen? Etwa du Dreikäsehoch?“, das Biest lachte nur.
„Flux, der Elf, kann vielleicht nicht viel ausrichten“, sah der Knabe es ein, „aber mal sehen, wie dir das schmeckt!“ Er hob die Arme, bog die Finger und zeigte die Zähne, zunächst lachte der Feind noch, doch das verging ihm alsbald. Grüne Schuppen bildeten sich an Flux‘ Körper, ihm wuchsen Flügel, ein Schwanz und eine Schnauze, er bekam Reißzähne, Klauen, Hörner und Rauch stieg aus seinen Nüstern auf. „Reißt du dein Mundwerk immer noch so weit auf?“, fauchte Flux’ wahre Gestalt den Ahuizotl an.
„Oho, ein Drache“, der Ahuizotl zog leicht den Kopf ein.
„Drac’o der Smaragddrache, um genau zu sein!“
Fast verlegen lächelte der Unhold nun: „Es ist doch genug da, Bruder Fleischfresser, für uns beide und meine Frau!“
Kleine Flammen schlugen aus Drac’os Nüstern. „Ich will ihn lebendig und unversehrt, du Idiot! Verschwinde, sonst ereilt dich die Rache eines Drachens!“
„Du willst um die Beute kämpfen? Das kannst du haben!“ Fauchend schlug das Ahuizotl um sich. Dicht zischten seine Krallennägel an dem Jungdrachen vorbei. Drac’o versengte ihm zur Antwort das Haupthaar. „Das wirst du büßen, du Lindwurm!“ Es stürzte vor und Drac’o wich geschickt zur Seite:
„Dicht daneben ist auch vorbei!“ Nun, da das Raubtier abgelenkt war, gelang es Leon, sich zu erheben. Der Zweibeiner in ihm war immer noch gelähmt vor Furcht, nicht jedoch der Pferdeanteil, dieser spannte die Muskeln an und trat kräftig aus. Im letzten Moment konnte sich Drac’o noch zu Boden werfen, den Ahuizotl traf der Pferdekuss jedoch mit aller Gewalt. Ächzend und sich windend landete es am Boden und kam nur mit Mühe wieder auf die Füße.
„Also gut, Drache“, keuchte es, bevor es sich davonschleppte, „du kannst die Beute alleine haben! Ich suche mir eine andere … vielleicht einen hilflosen Wichtel oder eine niedliche kleine Fee.“ Um ihm Beine zu machen, schickte Drac’o ihm noch eine Flammenwolke hinterher.
„Den sind wir ein für alle mal los“, war er sich sicher. „Komm’, jetzt suchen wir weiter nach unserem Prinzesschen.“
Doch anstatt loszumarschieren, setzte sich Leon auf sein Hinterteil und starrte zu Boden. „Geh’ bitte alleine“, murmelte er beschämt, „es ist besser, wenn ich zu den Elefanten zurückkehre. Ich bin ja doch nur im Weg.“
Entsetzt starrte sein Bruder ihn an, „Aber das stimmt doch gar nicht!“
„Lauf’ schnell“, erwiderte Leon lediglich, „sonst findet dieses Ungeheuer Kleopatra vor dir. Was hat sich Morgana nur dabei gedacht, mich auf diese Reise zu schicken? Ich kann ja nicht einmal auf mich selbst aufpassen.“
Drac’o machte ein langes Gesicht: „Aber du hast das Biest doch
Weitere Kostenlose Bücher