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Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Titel: Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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komisch zumute, im ganzen Lager gab es keinen Mann, der irgendein Kleidungsstück trug – eben wie die Natur sie erschaffen hatte.
    „Ich sag doch, ein feiner Kerl“, ließ sich die Dame nicht beirren, „aus gutem Hause.“ Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und ein Kloß saß in seiner Kehle, aber endlich fand Leon das Wort, nach dem er suchte:
    „Mutter?“
    „Oh“, kam es zurück, „nein, nein, mein Junge. Ich bin die Schwester deiner Mutter – deine Tante.“ Wieder bestaunte sie ihn von Kopf bis Huf. „Also, wer hätte das gedacht, dass aus so einem Würmchen so ein Prachtkerl wird.“
    „Mutter!“, warf nun Camilla ein.
    „Ist ja schon gut, Spätzelchen!“ Sie machte eine beruhigende Geste. „Ich bin Brunhilde, mein Junge. Camilla kennst du ja schon – deine Cousine.“ Diese wollte sich gerade heimlich davonstehlen. „Wo willst du hin? Etwa zu deinem Verlobten? Kind! Du hast gerade erst deinen Cousin kennen gelernt. Wo bleibt deine gute Erziehung?“
    „Ja und? Nun kenne ich ihn. Er sieht genauso aus wie du und dich konnte ich schon mein ganzes Leben begaffen.“
    Nun stöhnte Brunhilde: „Ganz ihr Vater!“ Sie wandte sich wieder an Leon, während ihre Tochter verschwand. „Wie gesagt. Ich bin deine Tante. Deine Mutter Leonora und ich sind keine Zwillinge, sie ist etwas älter, aber wir sehen uns sehr ähnlich. Meine Tochter hat nichts von mir geerbt, aber du kommst ganz nach meiner Schwester.“ Leon war hin- und hergerissen. „Was liegt dir auf dem Herzen, Schätzchen?“
    „Meine Mutter … Leonora … ist sie hier?“
    Nun schluckte die Tante. „Ach je … deine liebe Mutter und dein Vater …“ Ein langes Seufzen entfuhr ihr. „Mein Junge, sie sind gestorben. Schon vor vielen Jahren, als du noch ein Säugling warst, zu jung, um dich zu erinnern.“ Als Leon das vernahm, ließ er sich zu Boden fallen, übermannt von seinen Gefühlen. All die Jahre hatte er sehr oft über seine leiblichen Eltern nachgedacht, vor allem im Kinderheim. Er hatte sich eingeredet, sie müssten tot sein, warum hätten sie ihn sonst abgeben sollen? Dennoch hatte er die stille Hoffnung gehegt, ihnen vielleicht doch noch einmal zu begegnen. Doch nun hatte er Gewissheit.
    Flux versuchte ihn so gut es ging zu trösten und er fasste sich bald wieder. „Aber wie ist es geschehen?“
    „Das, mein Junge, ist eine furchtbare Geschichte. Aber du bist wohl alt genug, sie zu hören.“ Brunhilde ließ sich nieder und schloss kurz die Augen. „Deine Mutter war wunderschön und dein Vater ein tapferer Krieger. Er wäre für sie gestorben, so wie mein Mann für mich.“ Sie öffnete die Augen wieder und fuhr fort. „Sicher ist es dir in deinem Leben schon oft widerfahren, dass du ausgegrenzt wurdest. Es gibt viele Vorurteile gegen Kentauren und wir haben Feinde. Darunter auch die großen Drachen des Westens. Wann immer es ihnen gelingt, schleppen sie einen von uns fort und verspeisen ihn. Ihr Feueratem ist eine tödliche Waffe. Ja, mein Neffe, deine Eltern kamen bei dem Angriff eines bösartigen blutroten Drachens um. Sie wollten dich schützen und fanden den Tod in den Flammen. Niemand konnte mehr etwas für sie tun und der Drache schleppte sie fort. Sie sind gestorben, um dein Leben zu retten. Das darfst du nie vergessen. Damit sind sie den Heldentod gestorben und das ist uns Kentauren sehr wichtig.“
    Noch entsetzter als Leon war Flux. War dies eine Ironie des Schicksals? Ein Feuerspucker hatte Leons Eltern erbeutet und später war er von anderen Drachen adoptiert worden? Mit einem Mal sprang Flux auf die Füße und rannte davon, die Tränen liefen in Strömen über sein Gesicht.

    „Ich hätte es nicht vor dem kleinen Jungen erzählen dürfen“, ärgerte sich Brunhilde, während Leon hinterher jagte. Er holte auf, fing Flux ein und drückte ihn an sich.
    „Jetzt hasst du mich doch sicher!“, schniefte jener, doch Leon schüttelte den Kopf.
    „Du bist meine Familie und dafür nicht verantwortlich.“ Flux ließ den Kopf dennoch hängen, er konnte gar nicht sagen, wie leid ihm das alles tat.
    „Also, für einen dieser Angeberelfen ist der Kleine richtig niedlich“, bemerkte Brunhilde.
    „Flux ist eigentlich ein Drache, so wie seine Eltern, die Leon adoptierten“, musste Kleopatra es unbedingt erwähnen, „aber keine Bange, so lange ich die Anführerin bin, wird keiner gefressen.“
    Nun seufzte Orion und Brunhilde wurde blass. Sie schluckte das Erstaunen aber schnell herunter, als ihr Neffe zurückkehrte.

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