Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
prustete der Vierfüßler und hielt sich den pummeligen Bauch. Vom Kopf bis zum Rumpf war es etwa einen halben Meter lang, dazu kam dann noch der buschige Schwanz. In Flux Augen sah es einem Waschbären nicht unähnlich, es hatte auch eine dunkle Gesichtsmaske, allerdings kein graues, sondern braunes Fell.
„Wer bist du?“, fragte Flux verdutzt das Wesen, das eben noch eine Kanne war.
„Ein Tanuki“, antwortete es ihm, als es sich beruhigt hatte, „ein Marderhund. Wir sind richtige Hunde, sehen aber Mardern ähnlich, außerdem können wir nicht bellen.“
„Wir?“, staunte Flux, in diesem Moment wurden aus den beiden Teegläsern zwei kleine Tanukiwelpen. Sie fiepten und guckten ihn mit großen Augen an.
„Das sind meine Kinder“, erklärte das Muttertier und war offenkundig mächtig stolz darauf. Etwas verwirrt juckte sich Flux hinter dem linken Ohr.
„Und ihr könnt euch verwandeln?“
Der große Tanuki nickte. „Ja, in alles! In Wesen und Gegenstände!“ Zum Beweis verwandelte sich das Tier in eine Katzenfigur aus Ton, die die Pfote zum Winken erhoben hatte. Flux staunte Bauklötze, danach wurde aus der Winkekatze ein Fliederbusch und alsbald eine Löwin, die die Zähne fletschte. Nun bekam Flux es doch ein wenig mit der Furcht zu tun, doch anstatt zu brüllen, lachte die Löwin und verwandelte sich in eine alte Hexe. Schwer beeindruckt klatschte Flux in die Hände, nun stand wieder die Tanuki vor ihm und verneigte sich. „Ich danke dem Publikum für seine Aufmerksamkeit.“ Derweil ließen sich ihre Welpen bereitwillig am Bauch kraulen, dabei fiel Flux auf, dass jedes der drei Tiere ein Blatt bei sich trug. Ein Jungtier hatte es unter seine Achsel geklemmt, das andere hinter sein Ohr gesteckt und die Mutter hielt ihres in der Pfote. Während Flux sich noch fragte, wozu es gut war, erklärte die Tanuki es ihm auch schon. Sie benötigten es, um sich zu verwandeln. Flux nickte stumm. Drachen waren auch Meister der Verwandlung, er selbst konnte sich aber nur in einen Elfen verwandeln, eine andere Gestalt vermochte er nicht anzunehmen, auch wenn er es vor der Reise natürlich versucht hatte, als ihm sein Vater seine wahre Identität verriet.
„Und ihr lebt hier ganz alleine?“, fragte Flux nach einer Weile, die Tanuki wollte ihm gerade antworten, als eine fremde Stimme erklang.
„Treibt ihr wieder Schabernack?“, aus dem Haus trat eine hochgewachsene schlanke Frau heraus. Sie hatte ihr langes schwarzes Haar zu einem Knoten hochgesteckt, ihr Gesicht war weiß geschminkt, ihre Lippen rot. Sie war mit einem Kimono bekleidet und trug einen Fächer in der Hand. Flux stutzte und die Tanukiwelpen kugelten sich vor Lachen.
„Dein Schwanz!“, krakeelte ihre Mutter. „Du vergisst immer deinen Schwanz!“ In der Tat, unter dem Kimono lugte ein buschiges Anhängsel hervor. Die Dame, die wohl eine Geisha darstellte, errötete leicht im Gesicht, dann wuchsen ihr plötzlich große Ohren und orangefarbenes Fell, eh Flux sich versah, hatte sich die Lady in eine Füchsin verwandelt, die allerdings noch immer aufrecht stand und pikiert die Pfoten in die Hüften stemmte.
„Spielverderber!“, schnaubte sie und sah demonstrativ zur Seite. Ein Blatt steckte hinter ihrem Ohr.
„Das wird schon“, versuchte die Tanukimutter sie aufzumuntern, „es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Du musst nur schön weiter üben. Dein Schwanz ist deine Achillesferse.“
Die Füchsin verzog ein wenig die Schnauze und strich mit ihren Vorderpfoten ihre buschige Standarte glatt. „Wir Kitsunen sind magisch hoch begabt“, gab sie an, „und haben viel mehr Disziplin als ihr Tanuki.“
„Aber noch lange nicht so viel, wie wir“, kam es von oben und auf dem Dach erschien der silberne Fuchs mit den neun Schwänzen. Die Füchsin kniff die Augen zusammen und sah hinauf zu ihrem entfernten Verwandten.
„Du verwandelst dich doch nie!“, schimpfte sie. „Alter Angeber!“ Der Fuchs mit den neun Schwänzen verzog keine Miene:
„Wozu auch? Meine Gestalt ist perfekt und formvollendet. Warum sollte ich mich herablassen, eine unwürdige Form anzunehmen?“ Dabei reckte er den Kopf und huschte davon wie der Wind.
„Er wird sich nie ändern“, seufzte die Kitsune und setzte sich auf die Terrasse, dabei sah sie Flux an. „Welches von deinen Kindern ist es?“, fragte sie die Tanuki. Diese lächelte, neben diesen beiden Welpen wuselten noch vier andere im Dorf herum, in Begleitung ihres Gatten.
„Das ist keines meiner
Weitere Kostenlose Bücher