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Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Titel: Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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wieder emotionslos wie bei einem Pokerspieler. Amazonen waren darauf getrimmt, nur ihresgleichen Gefühle zu zeigen. Sie gaben sich anderen Wesen gegenüber keine Blöße und waren in jeder Lebenslage wilde unberechenbare Kriegerinnen, die auch der Tod nicht zähmen konnte.
    „Sie ist eine Auserwählte“, erklärte Flux und zeigte auf den Kompass, welcher ihn weder zu einem Schatz noch zum Stein der Weisen geführt hatte. Leon nickte stumm und errötete ein wenig, dann bat er das Mädchen, sich umzudrehen. Er wollte sein Bad beenden, um sie angemessen begrüßen zu können. Sie wusste, was sich gehörte und drehte sich weg, aber wie vom Teufel geritten, schielte sie einmal über ihre Schulter und ihr ohnehin schon sehr heller Teint verlor gänzlich seine Farbe. Leon, der sich gerade seinen Pferdelendenschurz hatte anlegen wollen, erstarrte, als sie mit einem Ruck ein Messer zückte, das an ihrem Hosenbund befestigt war.
    Mit Wutgebrüll stürzte sie auf ihn zu und er ergriff Hals über Kopf die Flucht. Sein Bruder stand da wie ein begossener Pudel und verstand nicht, was in das Mädchen gefahren war. „Wilde Bestie! Lustmolch! Scheusal!“, schimpfte die Ricke und ihr Kunai-Messer durchschnitt die Luft, traf aber nicht.
    „Was ist denn hier los?“, gähnte eine Stimme und Kleopatra kam herangeflattert. Flux fasste sich an den Kopf und raufte sich die Haare, sein Bruder versuchte das Mädchen mit netten Worten zu beruhigen, aber sie wurde nur noch fuchsteufelswilder.
    „Ich muss ihm helfen!“, sagte sich Flux und rannte los, gerade noch rechtzeitig kam er bei Akiko an. Leon war soeben gestürzt, drohend stand sie bei ihm und hob das Kunai. Flux ergriff ihren Arm, sodass sie nicht zustechen konnte. Ihr Gesicht verzog sich zu einer wütenden Fratze, gerade wollte sie sich losreißen, als sie verdattert auf die Elfenhand starrte, der in diesem Moment grüne Schuppen und goldene Krallen wuchsen. Akiko riss den Kopf zur Seite und starrte Drac’o ins Angesicht. „Lass Leon zufrieden!“, fauchte er und Rauch stieg aus seinen Nüstern. Zu seinem großen Erstaunen kniete das Mädchen nieder und senkte den Kopf.
    „Wir Amazonen ehren alle Drachen, ihr seid große, edle Reptilien, die nur töten um zu überleben. Mein Stamm hat geschworen, alle Monster und Dämonen zu töten, wieso darf ich die Welt nicht von diesem Ungeheuer befreien, edler Drache?“ Mit großen Augen starrte Drac’o sie an. „Kentauren sind schlecht“, predigte sie, „ihnen ist nichts heilig. Sie essen sogar Drachenfleisch! Kein weibliches Wesen ist davor sicher, von ihnen verschleppt und misshandelt zu werden. Sie sind gesteuert von ihren Trieben und schlimmer als wilde Tiere. Sie sind Dämonen …“
    Nun vermischte sich der Rauch aus Drac’os Nase bereits mit einigen Feuerfunken. „Genug davon“, eine große Klauenhand packte das Messer und riss es dem Mädchen aus der Hand, entsetzt hob sie den Kopf. Mit gerunzelter Stirn stand Orion von ihr und betrachtete sie durchdringend. „So, so“, brummte er und betrachte ihr Amulett, „eine Auserwählte.“
    „Ich habe sie gefunden“, murmelte Drac’o und bereute es schon jetzt.
    „Das sind üble Anschuldigungen. Du solltest niemals übereilt verurteilen, Mädchen. Denn solange du dem anderen sein Anderssein nicht verzeihen kannst, bist du noch weit entfernt vom Weg der Weisheit.“
    Akiko schluckte und erhob sich, „Aber es ist doch meine Pflicht, die Welt vom Bösen zu befreien.“
    Drac’o ließ sie los und sie trat verwirrt beiseite, offenbar konnte sie es nicht begreifen, dass ein edler Drache und ein Greif, der größte Feind des Pferdes, für dieses Subjekt Partei ergriffen. „Wie unzivilisiert“, murmelte Kleopatra vor sich hin, „ich sollte dich in eine Kröte verwandeln, weil du versucht hast, mein edles Ross zu schlachten.“ Entgeistert starrte die Amazone sie an, doch Kleo rümpfte nur leicht die Nase. Sie hätte sich am Anfang ihrer Reise auch nicht träumen lassen, jemals so etwas zu sagen. Aber die Dinge änderten sich nun einmal.
    „Bist du heil geblieben?“, Drac’o plagte ein schlechtes Gewissen. „Hat dir diese Furie wehgetan?“ Sein Bruder schüttelte nur mit dem Kopf und starrte ins Leere. Schon vor Jahren hatte man ihn aufgeklärt, aber er begriff trotzdem nicht, warum dieses Mädchen ihm derartiges unterstellte. Orion seufzte leise. Diese Vorurteile waren weit verbreitet und langsam begriff Leon, warum ihn so lange Zeit niemand hatte adoptieren wollen.

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