Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
zweifelten zunächst, sahen dann aber keinen Ausweg, daher übergaben wir ihn in seine Obhut. Die Jahre vergingen, ab und an sahen wir ihn und Bruno wieder, der sich prächtig entwickelte. Zusammen mit seinem Mentor zog er durch die Welt, kam weit herum. Bei seinem letzten Besuch erzählte uns der Weise dann von deiner Adoption. Zwar wollten sich dein Onkel und ich nicht einmischen, aber wir hätten es befürwortet, dass du wenigstens deinen Bruder kennenlernst. Doch der Magier meinte, es sei noch nicht an der Zeit und wir vertrauten ihm.“
Verwirrt hob Leon den Blick, „Heißt dass, dass Bruno noch immer mit einem ominösen Zauberer durch die Lande zieht?“ Brunhilde zuckte bedauernd mit den Schultern, sie wusste es nicht. „Aber es wird ihm gut gehen, wo immer er steckt. Er war schon immer kräftig, daher hat er sich sicher durch’s Leben geboxt.“
„Das Schwierigste an dieser Welt ist, in ihr zu leben“, warf Orion ein und die Tante nickte zustimmend. Schweigend sah Flux zu Leon, es würde seine Zeit brauchen, bis er alles verarbeitet hatte.
„Nun bin ich also nicht mehr dein Bruder“, murmelte der Elf traurig, „jetzt hast du ja einen richtigen.“
Leon hob den Blick zu den Sternen, die unterdessen aufgegangen waren: „Wir werden immer Brüder sein – egal was geschieht.“
Brunhilde sah erleichtert aus, es war gut, dass sie sich das endlich von der Seele hatte reden können. Jahrelang hatte sie sich diesen Moment vorgestellt, alles in allem war er glimpflicher verlaufen, als sie erwartet hatte. Leon war nicht ausgerastet oder hatte sie beschimpft, so war es nun einmal nicht seine Art.
„Ich verwandle dich in eine Kröte!“, keifte Kleopatra und rannte wie der Teufel, das Kentaurenmädchen lief ihr lachend davon, für sie war es offenbar ein großer Spaß und die Bedrohung nicht ernst zu nehmend. Schnaufend und schimpfend gab die Fee bald auf, sie hatte schon Blasen an den Füßen und jammerte zum Steinerweichen. Zum Glück konnte ihr mit etwas Kräutersalbe geholfen werden, danach gab es deftigen Eintopf. Angewidert schob sie die Schale mit der Pampe fort und versuchte, etwas Ambrosia herbeizuhexen. Das Resultat sah zwar verführerisch aus, schmeckte aber nach eingeschlafenen Füßen. Somit hatte Kleo ihre Beschäftigung gefunden: Sie versuchte es wieder und wieder, bis ihr die Augen zufielen. Die Hunde der Kentauren fanden unterdessen Gefallen an der eigenwilligen Speise der Götter.
„Und nun erzählt mir, was euch in diese Gegend verschlagen hat“, bat Brunhilde und ihre Tochter gesellte sich dazu, „und wie kommt es eigentlich, dass du mit einem Greif und einer Fee durch die Lande ziehst?“
Es dauerte natürlich etwas länger, dies alles zu erzählen und dabei die Auftraggeberin selbst nur unterschwellig zu benennen. Vorsicht war immer noch die Mutter der Porzellankiste und Orion war schon lange klar, dass die Angriffe der Dämonen nicht zufällig waren. Die Finsterlinge wollten die Auserwählten aus dem Wege schaffen und sie verband nun einmal größtenteils nur ihre gemeinsame Reise, welche wiederum ihren Ursprung bei Morgana fand.
Die Kentaurin Brunhilde war tief beeindruckt. Ihr Neffe und seine Freunde befanden sich also auf einer Abenteuerreise. Ihre Tochter war nicht so angetan, das hörte sich irgendwie nach einem Krabbelgruppenausflug für sie an, ohne bestimmtes Ziel. „Und du bist dann wohl der Aufseher, ja?“, neckte sie Orion, doch dieser ließ sich nicht ärgern, im Gegensatz zu Flux, der reichlich eingeschnappt war, dass sie ihn ein Kleinkind schimpfte. Schließlich waren sie nicht zum Vergnügen unterwegs.
„Schon gut“, wiegelte Camilla ab und küsste sich zum Unmut ihrer Mutter mit ihrem Verlobten, „ist bestimmt spaßig.“ Nun sagte Flux gar nichts mehr. Orion schmunzelte und berichtete mit Leons Unterstützung von all den wilden Kreaturen, mit denen sie schon fertig geworden waren: dem alten Mantichora, dem grauen Drachen Salazar, der Hydra, den Orks und Ogern, Kobolden, der Chimäre und dem Donnervogel. Leons Tante war mächtig beeindruckt, ihre Tochter verdrückte sich unterdessen wieder mit ihrem Gefährten.
„Wie war mein Bruder?“, fragte Leon leise und Brunhilde berichtete ihm von einem starken Kentauren, mutig und wild, der sein Glück in der Ferne ganz sicherlich gefunden hatte. „Der weise Zauberer hat es wohl verstanden, ihn ein wenig zu bändigen. Ich würde mich nicht wundern, wenn er inzwischen ein anerkannter Drachentöter und
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