Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
Vom Netzwerk:
würde die DIA oder das FBI interessieren. Die werden sicher froh sein, davon zu erfahren, wenn sie mit uns die Nachbesprechung machen. Aber das werden sie nicht tun, bevor Sie nicht Ihr Gedächtnis zurückerlangt haben. Ich glaube nicht, dass es im Moment besonders klug ist, sich mit Erinnerungen aufzuhalten, die so … flüchtig sind.«
    Gabe konnte sich ein ungläubiges Schnauben kaum verkneifen. »Sie wollen, dass ich wieder vergesse, woran ich mich gerade wieder erinnert habe?«, fragte er, perplex angesichts der Absurdität des Ganzen.
    Dr. Terrien warf ihm einen Blick zu, der einerseits Sorge ausdrückte, aber auch tadelnd war. »Ich möchte, dass Sie das Trauma ihrer Gefangenschaft so lange wie möglich ruhen lassen. Es gibt andere, weitaus heilsamere Erinnerungen, die wir zuerst wieder hervorrufen sollten. Sie werden sie brauchen, um dann mit dem Rest fertigzuwerden.«
    Ungläubig starrte Gabe den Mediziner an. Unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit betrachtet war Dr. Terriens Ratschlag geradezu grotesk. »Aber ich erinnere mich jetzt daran. Ich kann das nicht einfach so zur Seite schieben und tun, als wäre es nicht wichtig. Himmelherrgott!«
    Der Arzt stieß einen tiefen Seufzer aus und rieb sich das Kinn. »Es gibt da etwas, das Sie wissen sollten, Gabriel«, sagte er, nachdem er einen Moment lang nachgedacht hatte. »Ich habe es bisher nicht erwähnt, weil ich dachte, es gebe schon genug Dinge, mit denen Sie klarkommen müssen.«
    Gabe versteifte sich, und die Muskeln an seinem Rücken verkrampften. »Was?«, wollte er wissen.
    »Eine häufige Begleiterscheinung von Posttraumatischen Belastungsstörungen ist Paranoia«, erklärte der Psychiater behutsam. »Selbst nach dem Trauma fühlt sich das Opfer oft noch bedroht. Körper und Geist sind darauf konditioniert worden. Das ist absolut natürlich. In diesem Fall bilden Sie sich vielleicht einfach ein, dass Ihre Entführer eine Gefahr für Ihr Land darstellen. Diese Gefahr ist aber unter Umständen gar nicht real.«
    Gabe weigerte sich, einfach so zu schlucken, was der Mann ihm da sagte. »Sie glauben also, ich würde mir das alles nur ausdenken«, schlussfolgerte er. An seiner Schläfe, direkt neben seinem rechten Auge, begann es erneut zu pochen.
    »Nein, nein«, versicherte ihm der Mediziner schnell. »Einige Ihrer Erinnerungen sind real, daran besteht kein Zweifel. Aber Ihr Ausblick auf die Zukunft sowie die Absichten Ihrer Entführer könnten eine Erfindung Ihres Geistes sein. Da können Sie sich nicht sicher sein, mein Freund.«
    Gabe presste die Zähne aufeinander. Er war viel zu sauer, um auch nur eine einigermaßen gesittete Antwort geben zu können. Es trat eine angespannte Stille ein.
    »Ich schlage Ihnen Folgendes vor«, meinte Dr. Terrien schließlich. »Warum schreiben Sie Ihre Träume nicht auf, und nächste Woche gehen wir sie gemeinsam durch. Wir trennen Ihre Erinnerungen von Ihren Interpretationen, und wenn Sie es dann immer noch wollen, unternehmen wir etwas. Glauben Sie mir, Gabriel, Sie möchten diese Gefühle nicht ewig mit sich herumtragen. In diesem Fall können Sie mir vertrauen.«
    Gabe stieß ein trockenes Lachen aus und rieb sich seine pochende Schläfe. Konnte er das? Dr. Terrien verlangte von ihm, dass er seine Ausbildung als Soldat, als Beschützer der Allgemeinheit, ignorierte. Auf der anderen Seite ergab dieser Rat erschreckenderweise einen Sinn, bedachte man, was an diesem Morgen geschehen war.
    Vielleicht war er ja gar nicht von einem Streifenwagen angefahren worden. Vielleicht hatte ihn ein Touristenauto aus Versehen gestreift, und den Rest hatte er sich bloß eingebildet. Polizisten, die ihn überfahren wollten – wie unwahrscheinlich war das eigentlich? Nordkoreaner, die Informationen aus dem Cyberspace an Terroristen verkauften – vielleicht. Beide Geschichten hörten sich wie Hirngespinste an. Was war, wenn er sie sich beide wirklich nur eingebildet hatte? Himmel, war er froh, dass er den Zwischenfall am Morgen nicht erwähnt hatte. Sonst wäre er als Nächstes noch in eine Gummizelle gesteckt worden.
    So ungern er es sich auch eingestand, der Arzt hatte nicht ganz unrecht. Vielleicht sollte er seine Erinnerungen mit Skepsis betrachten. Wenn Sie nur eine Erfindung seiner Fantasie waren, konnte er auf jeden Fall aufatmen. Dann brauchte er sich keine Sorgen mehr um die Angreifbarkeit seines Landes zu machen, musste nicht ständig über die Schulter sehen, ob ihn jemand verfolgte. Er würde wissen, dass es sein Hirn

Weitere Kostenlose Bücher