Aus dem Feuer geboren (German Edition)
verrutscht war und der Gürtel hatte sich auch nicht gelöst.
„Geht es dir gut?“, wiederholte er, dieses Mal dringlicher.
„Superklasse“, grummelte sie und wünschte sich, dass er einfach nur wegging.
„Du warst ziemlich laut.“
„Ich habe nur geschnarcht“, sagte sie tonlos, klammerte sich fest an die Decke, falls er sie wegziehen wollte – als könnte sie ihn aufhalten, wenn er es wirklich wollte. Dass das vollkommen sinnlos war, hatte sie in dem demütigenden Kampf in der Nacht zuvor gelernt.
Er schnaubte. „Ja, klar.“ Er zögerte kurz. „Wie trinkst du deinen Kaffee?“
„Gar nicht. Ich bin Teetrinker.“
Daraufhin war es einen Moment lang still und er seufzte dann: „Ich werde sehen, was sich tun lässt. Wie trinkst du deinen Tee?“
„Mit Freunden.“
Sie hörte etwas, was einem Knurren erstaunlich ähnlich war, dann schloss sich die Schlafzimmertür lauter, als unbedingt notwendig gewesen wäre. Hatte sie undankbar geklungen? Gut! Wenn er nach allem, was er getan hatte, annahm, dass das Angebot von Kaffee oder Tee sie versöhnen würde, dann lag er so weit daneben, dass er eine Landkarte brauchen würde, um zurückzufinden.
Um die Wahrheit zu sagen, trank sie auch Tee nicht gern. Fast ihr gesamtes Leben lang hatte sie sich nur leisten können, was umsonst war, also hatte sie viel Wasser getrunken. In den letzten Jahren hatte sie manchmal einen Becher Tee oder Kaffee getrunken, um sich in sehr kaltem Wetter aufzuwärmen, aber sie machte sich aus keinem der beiden wirklich viel.
Sie wollte nicht aufstehen. Sie wollte nicht das Gespräch führen, auf das er zu bestehen schien, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, was er glaubte, mit ihr besprechen zu müssen. Er hatte sie letzte Nachte schrecklich behandelt, und auch wenn er offensichtlich gemerkt hatte, dass er falschlag, schien er nicht geneigt zu sein, sich besonders anzustrengen, um es wiedergutzumachen. Zum Beispiel hatte er sie letzte Nacht nicht nach Hause gebracht. Er hatte sie in diesem Zimmer eingesperrt. Er hatte seine Gefangene nicht einmal gefüttert!
Die schmerzende Leere in ihrem Bauch sagte ihr, dass sie aufstehen musste, wenn sie etwas zu Essen haben wollte. Sich aus dem Bett zu quälen würde natürlich nicht garantieren, dass sie etwas zu essen bekam, aber im Bett zu bleiben garantierte nur, dass sie hungrig blieb. Zögerlich schlug sie die Bettdecke zurück, und das Erste, was sie sah, war Dante Raintree, der im Türrahmen stand. Dieser Tyrann war überhaupt nicht verschwunden, er hatte nur so getan.
Er sagte kein Wort, hob nur ironisch fragend eine Augenbraue.
Genervt sah sie ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Das ist unmenschlich.“
„Was?“
„Nur eine Augenbraue heben. Echte Menschen können das nicht. Nur Dämonen.“
„Ich kann es.“
„Beweisführung abgeschlossen.“
Er grinste – was sie noch mehr nervte, weil sie ihn nicht amüsieren wollte. „Wenn du aufstehen willst – dieser Dämon hat deine Sachen gewaschen …“
„Die, die du nicht zerfetzt hast“, unterbrach sie ihn sauer, um ihren Schrecken zu verbergen. Hatte er ihre Taschen zuerst geleert? Sie fragte nicht, denn wenn er es nicht hatte, waren ihr Ausweis und ihr Geld vielleicht noch da.
„… und dir eines seiner dämonischen Hemden geliehen. Wahrscheinlich musst du die Hose wegwerfen, weil die Flecken nicht mehr rausgehen, aber wenigstens ist sie gewaschen. Für jetzt wird es reichen. Zum Frühstück bieten wir eine Auswahl aus Frühstücksflocken mit Obst oder einen Bagel mit Frischkäse. Wenn du angezogen bist, komm in die Küche. Da werden wir essen.“ Dann ging er – ging wirklich, sie sah ihm dabei zu.
Er nahm an, dass sie bereit war, eine Mahlzeit mit ihm gemeinsam einzunehmen. Unglücklicherweise hatte er recht. Sie war am Verhungern, und wenn die einzige Möglichkeit, etwas zu essen zu bekommen, darin bestand, es in seiner Nähe einzunehmen, dann würde sie sich zu ihm setzen. Eine der ersten Lektionen, die ihr das Leben erteilt hatte, war es gewesen, dass Gefühle nicht viel wert waren, wenn es auf der anderen Seite der Waagschale darum ging, zu überleben.
Sie setzte sich langsam auf, spürte Schmerzen und Ziehen in jedem einzelnen Muskel. Ihre frisch gewaschenen, bis zur Unkenntlichkeit fleckigen Hosen lagen am Fußende des Bettes, zusammen mit ihrer Unterwäsche und einem weißen Hemd aus einem weichen, verführerischen Material. Sie griff nach der Hose und fasste in jede Tasche, und ihr Herz
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