Aus dem Feuer geboren (German Edition)
also schlief sie in ihrem normalen Baumwollschlafanzug. Verquererweise begann sie sich gerade, weil sie nicht miteinander geschlafen hatten, vorzustellen, wie es wäre, wenn – und dann hatte sie den Verdacht, dass er gewusst hatte, dass sie so reagieren würde.
Sex war nicht einfach für sie. Es fiel ihr schwer zu vertrauen; sie kam nicht leicht in Stimmung. Freiwillig ihre persönlichen Grenzen aufzugeben war schwer, und normalerweise lohnte sich der Preis nicht für den Gegenwert. Sie mochte es, wie sich Sex anfühlte, und wenn sie es sich abstrakt vorstellte, wollte sie es auch. In der Wirklichkeit aber kam die Ausführung kaum an ihre Erwartungen heran. Egal, was sie tat, sie konnte sich selten vollkommen entspannen, und das war wahrscheinlich nötig für richtig guten Sex.
Die Sache war nur die: Sie war bei Dante entspannter, als sie es seit langer Zeit gewesen war. Er wusste, was sie war, wusste, dass sie anders war, und es war ihm egal – weil er noch viel mehr anders war als sie. Sie musste vor ihm nichts verstecken, weil es ihr egal war, ob er sie mochte oder nicht. Sie hatte mit Sicherheit nicht versucht, ihre Wut zu verstecken oder ihre scharfe Zunge zu zügeln. In gleicher Weise hatte sie auch keine weichgezeichneten Vorstellungen von seinem Charakter. Sie wusste, dass er gnadenlos sein konnte, aber sie wusste auch, dass er nicht boshaft war. Sie wusste, dass er selbstherrlich war, aber auch, dass er versuchte, auf andere einzugehen.
Vielleicht konnte sie sich also gehen lassen und es wirklich genießen, mit ihm zu schlafen. Sie musste sich um sein Ego keine Gedanken machen; wenn er anfing, zu schnell zu werden, konnte sie ihm sagen, er solle langsamer machen, und wenn ihm das nicht gefiel … Pech. Sie musste sich keine Gedanken machen, ob er seinen Spaß hatte, dafür würde er schon selber sorgen.
Sie fragte sich, ob er sich Zeit ließ oder lieber direkt zur Sache kam.
Sie fragte sich, wie groß er war.
Vielleicht konnte sie sich genug entspannen, um Spaß zu haben, und selbst wenn nicht, wäre wenigstens ihre Neugierde befriedigt.
So plötzlich, dass sie zusammenzuckte, warf er die Bettdecke zur Seite und stieg aus dem Bett. „Wo gehst du hin?“, fragte sie überrascht, als er zur Tür ging, statt ins Badezimmer.
„Die Sonne geht auf“, sagte er nur.
Und? Die Sonne ging jeden Tag auf. Wollte er damit sagen, dass er jeden Tag um diese Zeit aufstand, auch wenn er nur vier Stunden geschlafen hatte? Oder hatte er einen frühen Termin?
Sie ging ihm nicht nach. Sie hatte ihren eigenen Termin – mit dem Badezimmer. Sie wollte ihm außerdem die Zeit geben, seinen ersten Becher Kaffee zu trinken.
Als sie fünfundvierzig Minuten später das Zimmer verließ, nachdem sie ihr Bett gemacht und ihre Kleidung verstaut hatte, ging sie in die Küche, fand diese aber leer vor. Ein Becher Kaffee war allerdings gemacht worden, und sie lächelte zufrieden.
Wo war er? Unter der Dusche?
Sie hatte nicht vor, herumzustehen und zu warten, dass er auftauchte. Sie war schon im Wohnzimmer, auf dem Weg in ihr Schlafzimmer, als er auf der Galerie zwei Stockwerke über ihr erschien.
„Komm hier rauf“, rief er zu ihr hinunter. „Ich bin draußen.“
Sein Schlafzimmer hatte eine Terrasse – oder auch einen Balkon? – nach Osten hinaus. Sie hatte ihn sich gestern angesehen, war aber nicht hinausgegangen, weil sein blöder Befehl sie davon abgehalten hatte, das Haus zu verlassen. Draußen gab es zwei gemütlich aussehende Stühle und einen kleinen Tisch. Sie hatte gedacht, dass es ein gemütlicher Ort war, um nachmittags dort zu sitzen, wenn die Sonne ihren Höhepunkt überschritten hatte und diese Seite des Hauses im Schatten lag.
Sie ging die zwei Treppen zu seinem Schlafzimmer hinauf. Sein Bett, fiel ihr auf, war abgezogen, das verschaffte ihr eine kleine Befriedigung. Sie konnte ihn auf einem der Stühle draußen sitzen sehen, also ging sie zu der offenen Terrassentür. Er hielt seinen Kaffeebecher in der Hand, hatte den Kopf leicht zurückgelegt, seine Augen fast geschlossen gegen die Helligkeit der Sonne, und der Ausdruck auf seinem Gesicht war fast … glückselig.
„Du hast ein Händchen für Salz, oder?“, sagte er beiläufig, während er seinen Kaffee trank, aber sie spürte, dass er nicht wütend war. Natürlich war der Kaffee aus der Küche auch nicht mit Dreck verfeinert. Wenn er sich den nächsten Becher hier oben brühte, wäre er vielleicht nicht mehr so gelassen bei solchen
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