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Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Titel: Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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gesehen hängt wohl immer alles davon ab, die richtigen Leute zu kennen. Im Guten wie im Schlechten. Wenn Kolumbus nicht die richtigen Leute gekannt hätte, wäre er niemals nach Amerika gekommen, und um den 3. Punischen Krieg zu gewinnen, musste man auch die richtigen Leute kennen, nämlich Römer. Hätte man hauptsächlich Karthager in seinem Freundeskreis gehabt, dann wäre die Sache schlecht ausgegangen. Osama bin Laden kannte ebenfalls die richtigen Leute, und er hat es so geschickt eingerichtet, dass er ihnen hinterher überhaupt keinen Gefallen mehr tun musste.
    Aber wie sieht es eigentlich in meiner näheren Verwandtschaft aus? Grundsätzlich handelt es sich um sehr nette Menschen, aber wirklich nützlich sind sie wahrscheinlich nicht. Bis auf meine Mutter, die als gelernte Krankenschwester fast schon zu gut Bescheid weiß. Wenn ich mal ein Medikament verschrieben kriege, sagt sie entweder: »Was, haben die noch immer nichts anderes erfunden?« Oder: »Das soll ja so viel Nebenwirkungen haben, sei bloß vorsichtig.« Ich nehme dann die Medizin nie ein und bin immer gesund geworden. Natürlich glauben die Ärzte, es liege an ihren Verschreibungen, und so bin ich, dank meiner Mutter, für die Ärzte sehr nützlich, weil ich ihr Selbstwertgefühl steigere.
    Meine Mutter bringt mir also durchaus Vorteile, aber sie erwartet auch Gegenleistungen, und da sie mich gut kennt, weiß sie auch, was sie von mir verlangen kann. Tatsächlich habe ich ihr gerade erst eine neue Backofenleuchte eingesetzt. Eine Mutter hat sowieso jeder, aber manche haben eben noch Onkel mit Häusern in San Francisco oder Amsterdam und Tanten mit einer Wohnung in Arosa.
    Ich habe nur meine Cousine Ulla, die seit zwanzig Semestern studiert. Sie wäre mir also von Nutzen, wenn ich mich in irgendeiner Mensa nicht zwischen Stammessen I oder II entscheiden könnte. Onkel Arno ist Rentner und Kleingärtner, von ihm kriege ich immerhin kostenlose Johannisbeeren. Tante Margot kann hervorragenden Mohnkuchen backen, und Onkel Ernst war Vertreter für Backhefe. Wahrscheinlich weiß er, wie man an das Zeug günstig rankommt, aber es geschieht einfach zu selten, dass man größere Mengen Backhefe braucht. Tante Hannelore ist bei den Zeugen Jehovas, und das sollte man nicht unterschätzen. Die wissen nämlich genau, wann die Welt mal wieder untergeht. Ich werde Tante Hannelore sicherheitshalber demnächst anrufen und das Datum anschließend über Mosebach von Gott bestätigen lassen.

2010
    April
    Naheliegende, aber großartige Marketing-Idee
    Wenn es schon Welt – kompakt gibt, sollte man dann nicht die normale Welt -Ausgabe Welt unkompakt nennen? Vielleicht sogar Weltunkompakt ?
    Lob aus berufenem Munde
    »Ich muss sagen, Ihr Kopf stellt doch immer wieder eine Herausforderung für mich dar.« Diese erstaunliche Feststellung traf mein Friseur, nachdem er mir den Umhang abgenommen hatte und einen Spiegel hinter meinen Kopf hielt, damit ich im Spiegel vor meinem Kopf überprüfen konnte, wie mein Kopf von hinten aussah. Ich fühlte mich von seinen Worten sofort geschmeichelt, fragte aber dennoch, wie denn das genau gemeint sei. »Sie haben so dichtes Haar und das wächst irgendwie so direkt aus dem Kopf.« Leider kam gerade ein neuer Kunde in den Salon, so dass ich keine weiteren Informationen bezüglich meines Kopfes erhielt. Ich habe also dichtes Haar, das ist in meinem Alter nicht die Regel, aber auch nicht so ungewöhnlich wie die Tatsache, dass es direkt aus meinem Kopf herauswächst, während es bei den meisten anderen wohl direkt aus dem Kopf fällt. Keine schöne Vorstellung. Vielleicht kriecht es den anderen auch eher aus dem Kopf und ringelt sich schlangengleich auf der Kopfhaut. Oder es wächst indirekt, also eher aus den Ohren oder wie bei Theo Waigel aus den Augenbrauen. Ich will mir das gar nicht so genau ausmalen, wie beim Rest der Menschheit das Haar seinen Weg ins Freie findet, und bei Vielen wachsen die Haare ja anscheinend direkt in den Kopf, jedenfalls kommt oben nicht mehr viel raus. Ich habe mir die Worte des Friseurs schon für meinen Grabstein vorgemerkt: »Sein Kopf war immer wieder eine Herausforderung.« Aber dann könnten die Leute denken, das wäre das Grab von Heiner Geißler oder Kurt Biedenkopf oder noch schlimmer: Hanns-Olaf Henkel.
    Wahrscheinlich wachsen meine Haare sogar nach meinem Tod weiter und müssen vom Friedhofsfriseur mit dem Rasenmäher gekürzt werden. Angemessen wäre also ein Spruch wie: »Er ruhe in Frieden,

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