Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Titel: Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
Vom Netzwerk:
Papiergeld zuzuwerfen, auf einem anderen sieht man viele Männchen auf einer Gondel, darüber steht »Max« und darunter eine »14«. Bedeutet: nicht mehr als vierzehn Personen, die Max heißen, dürfen mitfahren. Besonders rätselhaft ist ein Bild, auf dem zwei Personen unter einer Waage hindurchfahren. Das bedeutet wohl, dass man immer zu zweit sein sollte, wenn man unter einer Waage hindurchfährt. Und das zeigt: obwohl es tausende von Artikeln über Venedig gibt, weiß man noch immer nicht alles über diese Stadt.
    (Oder wussten Sie, dass Donna Leon ihre Bücher nur deshalb in der Lagungenstadt spielen lässt, damit der Literaturkritiker Denis Scheck einmal im Jahr in Venedig ein Interview mit ihr führen kann?) Das Erstaunlichste aber widerfuhr mir, als ich bei meiner Heimkehr ganz unten in meinem Rucksack eine kleine Glühbirne und eine Glasabdeckung zu Tage förderte. Die hatte ich die ganze Zeit durch Venedig geschleppt und durch Meran und Verona auch. Die Birne hatte ich einige Tage vor meiner Abreise nach Venedig im Backofen meiner Mutter herausgeschraubt, um sie auszutauschen. Im Zuge des ganzen sogenannten Packstress’ war mir die Birne völlig entfallen, und so ist sie mit mir nach Venedig und zurück gefahren. Ich glaube, es ist die erste Backofenbirne der Welt, die eine Reise nach Venedig gemacht hat, und natürlich auch die erste Backofenbirnenglasabdeckung. Ich finde das bemerkenswert in einer Zeit, die doch nach immer neuen großartigen Höchstleistungen sucht. Sollte ein Verleger bereit sein, ein Buch über »Die Abenteuer einer Backofenbirne in Venedig« herauszubringen, so möge er sich bei mir melden. Arbeitstitel: »Lagunenglühen«, oder »Wenn die Gondeln Backofenbeleuchtung tragen«.
    Aus einer einzigartigen Sammlung
    Das ist aber nicht das einzige vielversprechende Buchprojekt, das ich anzubieten hätte. In meinem Arbeitszimmer steht eine blaue Plastikkiste, die bis zum Rand mit Dingen gefüllt ist, von denen ich nicht weiß, wo ich sie sonst einordnen sollte. Es sind erstaunliche Dinge, auch wenn man es ihnen auf den ersten Blick nicht ansieht. Jedes Ding hat eine Geschichte zu erzählen, und weil die Gegenstände das so schlecht selbst können, es sei denn, es handelt sich um Matratzen mit Gedächtnisschaum, übernehme ich das Erzählen für sie. Ich stelle mir vor, dass Verlage wie Schirmer oder Taschen mir demnächst viel Geld bieten für ein Buch mit dem Titel »Die Sprache der Dinge – Höhepunkte der Sammlung Zippert«, 440 Seiten, Fadenheftung, durchgehend vierfarbig, mit einem Vorwort von Donna Leon und Denis Scheck.

    Als ersten und zufällig ausgewählten Gegenstand meiner Sammlung möchte ich das Objekt »Shoe Factory« vorstellen. Ich erwarb es 2002 in Toronto. Von außen ähnelt es einem billigen blauen Plastikei. Doch ein Druck auf einen geschickt verborgenen Hebel lässt den Deckel des Eis aufspringen und man erhält unter einer Plexiglaskuppel Einblick in die Fabrik. Man sieht drei Mäuse, die mit der Herstellung eines Schuhs befasst sind. Eine Maus steht im Schuh und schwingt einen Mäusehammer, die anderen Mäuse wollen jeden Moment zu Nadel und Faden greifen, sie bewegen sich einige Sekunden hektisch hin und her, bis der Aufziehmechanismus abgelaufen ist. Man begreift nicht, wie Menschen so etwas Fantastisches, so etwas Filigranes herstellen können. Ein Werk, das bei allen spielerischen Aspekten auch einen dezidiert aufklärerischen Charakter hat. Es macht uns bewusst, dass, während wir schlafen, Mäuse auf der ganzen Welt an unseren Schuhen arbeiten. Unter unvorstellbaren Bedingungen. In blauen Plastikeiern.
    Schuldgefühle
    Könnte es sein, dass auch ich eine Mitschuld an der Griechenlandkrise trage? Ich habe seit mindestens 25 Jahren nicht mehr beim Griechen gegessen und ich bin noch nie in Griechenland gewesen. Das war ein Fehler, mir wäre bestimmt was aufgefallen. Jetzt ist es zu spät. Die Katastrophe ist da, denn ich höre oder lese mindestens dreimal am Tag den furchtbaren Satz: »Die Griechen müssen ihre Hausaufgaben machen.« Hat es denn wirklich daran gelegen? Dann sollte man den Griechen kein Geld geben, sondern Hausaufgabenhilfe.
    Vaterschaftstest
    Früher war es ziemlich einfach, Vater zu sein. Morgens, wenn die Kinder noch schliefen, ging er aus dem Haus, um Geld für Ausbildung und Aussteuer zu verdienen. Abends kam er manchmal noch rechtzeitig, um ihnen gute Nacht zu sagen. Am Wochenende knurrte der Vater ein paarmal hinter der Zeitung hervor,

Weitere Kostenlose Bücher