Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Titel: Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
Vom Netzwerk:
kann. Kein Wunder, dass so viele Menschen so schlechte Zähne haben, und auch kein Wunder, dass die Deutschen aussterben. Denn viele Fortpflanzungsakte mussten unterbleiben, weil der Mann, und es ist natürlich immer der Mann, im Bad mit einer Zahnpastatube hin und her rennt, während die Frau längst weggedämmert ist. Es dürfte aber auch sehr schwierig sein, den Beischlaf mit einer Zahnpastatube auf dem Kopf zu einem einigermaßen befriedigenden Ende zu bringen.
    Man fragt sich: Wann kann man die Tube eigentlich wieder vom Kopf nehmen? Muss man die ständig mit sich herumtragen oder kann man sie irgendwann einfach einem anderen Familienmitglied oder Hausbewohner auf den Kopf stellen? Solche Fragen werden bestimmt unter den auf den Tuben aufgedruckten Service-Nummern beantwortet.
    Bedenklich finde ich auch den sicher sehr seriös gemeinten Hinweis »Klinisch getestet«. Das flößt mir kein Vertrauen ein. Was soll denn so gut daran sein, wenn die Zahnpasta in einer Klinik getestet wurde? Von lauter Kranken, die möglicherweise gar nicht mehr wussten, was man mit Zahnpasta überhaupt macht. Oder hat man in der betreffenden Klinik den Patienten unter ärztlicher Aufsicht die Tuben auf den Kopf gestellt? Ich sehe immer Menschen mit zwei eingegipsten Armen oder zahnlose Alzheimer-Patienten vor mir, die planlos mit den Tuben herumfuchteln, nur damit die Firma Odol »klinisch getestet« daraufschreiben kann.
    Wirklich überzeugend wäre eigentlich nur dieser Hinweis »In Jugendherbergen und Landschulheimen getestet«. Dann wüsste man, dass die Zahncreme zumindest an Türklinken haften bleibt.
    Aus alten Schubladen
    Vor einiger Zeit wollte die Welt eine Weihnachtsgeschichte von mir, und es begab sich, dass ich mich hinsetzte und schrieb und schrieb und irgendwann aufhörte, ohne dass die Geschichte ein halbwegs akzeptables Ende gefunden hätte. Als die Geschichte entstand, war zwar Quirinius nicht mehr Statthalter in Syrien, aber Kristina Schröder hieß noch Köhler und war noch jünger als heute und weder schwanger noch Mutter. Deshalb konnte sie auch zu einem Objekt der Begierde für Norbert Röttgen werden, aber lesen Sie selbst:
    »Achtung bitte, volle Konzentration«, ertönte eine Stimme über Lautsprecher. »Wir proben noch einmal die Geburtsszene, Herr Westerwelle, bitte machen Sie die Krippe frei, Frau Merkel, stellen Sie Ihren Heiligenschein auf volle Leistung, jetzt den Erzengel vorsichtig runterlassen, ich sagte voorsichtig …« Da war es auch schon passiert. Mit einem dumpfen Geräusch schlug ein Körper auf dem Boden des Plenarsaals auf, stöhnend hinkte ein Wesen in einem weißen Nachthemd mit zwei angeklebten und jetzt eingedrückten Flügeln zum Sanitätszelt, das stilecht von drei als Hirten verkleideten Ärzten geführt wurde.
    Pofalla war wirklich ein Problem, die beiden Staatssekretäre, die ihn an einem Seil hoch und runter schweben lassen sollten, wirkten eindeutig überfordert. Pofalla litt unter unkontrollierten Fressattacken und hatte vor der Probe vier Marzipanbrote verdrückt. In seinem Regiestuhl saß Norbert Röttgen und bellte noch ein paar lustlose Kommandos in sein Megaphon, doch seine Gedanken waren längst beim Wunder der Weihnacht, die unbefleckte Empfängnis, die Mutter Gottes, die Madonna, diese Worte mäanderten in seinem Kopf herum und herum.
    Wie hatte das nur angefangen? Röttgen wusste es genau. Es hatte angefangen am Tag, als Kristina Köhler kam. Eine junge Frau, fast noch ein Kind, der sie das Familienministerium gegeben hatte. Röttgen wusste wenig über sie. Anscheinend war sie in der Partei, aber da war er ja auch, das war irgendwie besser, wenn man einen Job in der Regierung haben wollte. Als er ihr zum ersten Mal die Hand gegeben hatte, öffnete sie leicht den Mund und er sah Zähne, unzählige Zähne, die herrlichsten, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Es waren unglaublich viele, bestimmt mindestens 45.
    Wenn sie zum Lächeln die Oberlippe hochzog, traten die Zähne einer nach dem anderen wie auf einer Theaterbühne auf. Eine Reihe von weißgekleideten Revuegirls, und je weiter der Vorhang aufging, um so mehr kamen zum Vorschein, sie schienen zu tanzen, schienen ihm zuzuzwinkern. Mit Gewalt musste sich Röttgen von dem Anblick losreißen, zwinkernde Zähne, so ein Quatsch. Er räusperte sich und stotterte irgendetwas von: »Schön, Sie mit an Bord zu haben, Frau Köhler, wünsche Ihnen viel Erfolg.« Und sie sagte: »Danke, Herr Pofalla.« Dann senkte sie den

Weitere Kostenlose Bücher