Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)
Lieblingsbuchhandlung.
Mehrere Regalreihen sind mit Ratgebern gefüllt.
Klinikkoffer packen für Anfänger. Essenzielles für den Klinikkoffer. Der bunte Klinikkoffer. Klinikkoffer packen leicht gemacht. Ich und der Klinikkoffer. Neues vom Klinikkoffer. Rückkehr des Klinikkoffers.
Greife mir unbesehen den teuersten heraus.
Klinikkoffer deluxe- Will ja schließlich keine Rabenmutter sein. Rein vorsorglich ergreife ich noch ein Exemplar Klinikkoffer light/Klinikkoffer packen für Eilige, nur für den Fall der Fälle, nicht dass es mir so ergeht, wie der armen Tante Gerti.
Noch ein paar Tage später später.
Mein personal organizer signalisiert mir, dass es nur noch zwei Wochen bis zum errechneten Entbindungstermin sind.
Werde langsam nervös und entschließe mich dazu, die Angelegenheit nicht weiter hinauszuschieben.
Voller Eifer schreite ich zur Tat, bis ich feststelle, dass es mir an einer entscheidenden Zutat mangelt.
Ich habe gar keinen Koffer. Genauer gesagt habe ich nur einen metallenen-nicht-unter-drei-Wochen-Pauschalurlaub-um-angemessene-Abendgarderobe-wird-gebeten-Flug-monster mit dazu harmonisierendem Beautycase. Und da ich nicht plane, in der Geburtsklinik zu überwintern, muss ich mich nach einem etwas bescheideneren Modell umsehen.
Rufe meine Cousine Christine an. Die muss erfahren sein im Klinikkoffer packen. Schließlich hat sie schon vier Jungen zur Welt gebracht und probt gemeinsam mit dem Familienernährer noch immer, ein Mädchen zu zeugen.
„Ach weißt du, bei Lukas ging damals alles so schnell, ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich meinen Koffer da schon fertig gepackt hatte. Und Niklas, Jonas und Silas waren Hausgeburten, da brauchte ich mich um so etwas nicht zu kümmern.“
Das ist ja fast so schlimm wie bei der armen Gerti.
Typisch, zu nichts kann man die buckelige Verwandtschaft gebrauchen.
Doch immerhin verspricht Christine, mir eine Reisetasche zu leihen. Doch was packe ich nur hinein?
Am nächsten Morgen beim Bäcker.
10 gemischte Brötchen.
„Vernünftig, man muss immer genug Brötchen im Haus haben“, sagt die prallbusige Bäckereifachverkäuferin.
„Geht wohl bald los. Wollen Sie schon ein paar fertig belegte Brötchen für sich und ihren Mann mitnehmen. Für den Klinikkoffer ?“
Zu Hause stürze ich mich als erstes auf mein Laptop und fertige eine professionelle Klinikkoffer-Packliste.
Punkt 1: Belegte Brötchen.
Wälze meine schlauen Ratgeber und stolpere über Punkt 2 : den Fettstift. Was in aller Welt muss denn wo eingefettet werden.
Personalausweis.
Lieblingsduft. Entscheide mich dafür, Baby Paul mit Chanel No. 5 zu empfangen.
Statt dicker Socken notiere ich ein paar neue Seidenstrumpfhosen. Passen viel besser zu meinem Kostüm. Schließlich kann ich den gut aussehenden neuen Oberarzt in der Gynäkologie nicht am Schlafanzug empfangen. Streiche die Nachthemden kurzerhand von der Liste
Videokamera. Schließlich muss alles genau für die Nachwelt festgehalten werden.
Stelle fest, dass ich Rabenmutter versäumt habe, meinem Baby eine Spieluhr zu organisieren.
Stunden später ist das Werk nahezu vollbracht.
Habe die Klinikkoffer-Liste fast fertig. Jetzt muss ich den ganzen Kram nur noch organisieren und einpacken.
Gerade als ich den Kleiderschrank öffnen will, um nach Punkt 7 meiner Liste, dem stillfreundlichen T-Shirt zu suchen, zerreißt mich der Schmerz quasi in zwei Teile.
Eine Viertelstunde später versinke ich erleichtert im Schaumbad und genieße die Eröffnungswehen. Soll`n sich doch andere um diesen blöden Koffer kümmern.
Die Stunde Null
Es geht los.
So ein Ärger. Dabei habe ich den Termin für den Kaiserschnitt doch erst nächste Woche Dienstag. Und was ich alles noch erledigen muss. Mal abgesehen vom nicht gepackten Klinikkoffer, ist das Kinderzimmer noch nicht fertig eingerichtet. Dann ist auch noch der Wochenendeinkauf fällig. Und den Hausputz habe ich auch nicht erledigt.
Unauffällig schaue ich auf die Uhr, während ich mir einen Schwall kaltes Wasser übers Gesicht laufen lasse. Schnell noch die Zähne putzen und da ist auch schon die nächste Wehe.
Keine 10 Minuten. Ich versuche, mich an den Geburtsvorbereitungskurs zu erinnern. Das einzige, was mir einfällt, ist ein saublöder Reim unserer Hebamme.
Kommen alle 10 Minuten Wehen, müsst ihr schnell zur Klinik gehen. Kommen sie der Minuten fünf, macht euch schleunigst auf die Strümpf.
Sind es nur noch drei Minuten, müsst ihr Euch
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