Aus dem Überall
Quadratzentimeter des Bodens bedeckten. Denny, ihr Zweitjüngster, begann, da er seinen kleinen und mittlerweile kaltgewordenen Bruder Earl berührt hatte, vor lauter Angst zu heulen. Mrs. McEvoy nahm ihn in den Arm, tastete ihn sorgfältig ab und stellte, während sie ihn sanft schaukelte, fest, daß er wieder in Ordnung zu sein schien.
»Earlene!« hörte sie ihre Schwester rufen. »Ich bekomme das Baby nicht wach. Ich glaube, es wird immer kälter!«
Und in der Tat war die kleine Debbie McEvoy in diesem Moment bereits dabei, in die Tiefen des Kälteschlafs hinabzusinken. Nichts konnte sie mehr wecken.
Das Erwachen des ersten Kindes war natürlich eine Weltsensation. Die Medien starteten eine richtige Reporterinvasion auf Klein-Dennis, und bald stellte sich heraus, daß er völlig gesund und normal reagierte und von seinem vierzehn Tage langen Schlaf nicht die geringste Ahnung hatte.
Unter den Leuten, die die McEvoys aufsuchten, befand sich auch ein schlaksiger, neugieriger Mann namens Springer, der – wie Joylone – an die Macht der Zahlen glaubte. Als er herausfand, daß es nicht weniger als achtzehn lebende McEvoy-Kinder gab, machte er ein verwirrteres Gesicht als je zuvor in seinem Leben.
»Sie … äh … haben nicht anderswo noch ein paar … äh … Kinder, Mrs. McEvoy?« fragte er verlegen.
Earlene McEvoy musterte ihn mit einem strengen Blick.
Aber Springer ließ nicht locker, und da ihre Nachbarn weniger zurückhaltend waren, was Auskünfte anging, fand er schnell heraus, daß da einmal eine Periode – oder sogar mehrere – in Mrs. McEvoys Leben gewesen waren, in denen sie sich durchaus in anderen Gefilden getummelt hatte. Die Resultate dieser Verbindung lebten jetzt – oder besser schliefen – bei verschiedenen, weit entfernt lebenden Verwandten. Springer war ebenso stark beeindruckt von der robusten Gesundheit, die Mrs. McEvoy all ihren Kleinen vererbt hatte.
»Sechsundzwanzig«, sagte er vor sich hin. »Sechsundzwanzig Vierzehn-Tages-Perioden im Jahr, wenn man ein paar Stunden mehr oder weniger dabei unberücksichtigt läßt.«
Zu Mrs. McEvoy gewandt, sagte er: »Ich würde an Ihrer Stelle von Samstag an Dennis eine Woche lang nicht aus den Augen lassen.«
»Und warum?«
»Es ist nur eine Vermutung, Mrs. McEvoy. Es könnte sein, daß er nach vierzehn Tagen wieder einschläft.«
»Sie sollten nicht solche Sachen sagen, Mister.«
Aber Springer hatte natürlich recht. Genau zwei Wochen nach seinem Erwachen begann sich Dennis’ Körper wieder abzukühlen. Er schlief ein. Dafür wachte seine nächstältere Schwester auf.
Aber zu diesem Zeitpunkt war es schon keine Überraschung mehr, da eine Reihe anderer Familien, die noch ein Kind mehr besaßen, ähnliche Phänomene meldeten. Jedesmal, wenn ein Kind einschlief, wachte das nächstältere auf. Alles ging nach einem bestimmten arithmetischen Plan. Auch in den Familien mit weniger als sechsundzwanzig Kindern konnte man bald ein bestimmtes System des Wachbleibens feststellen. Am achtundzwanzigsten Tag erwachte das zweitjüngste Kind jeder dreizehn Köpfe umfassenden Kinderschar, während das jüngste keinen Laut mehr von sich gab.
Und damit war – wenn auch nur in Ansätzen – offensichtlich, welchen Regeln die Menschheit unterlag.
Niemand war gestorben.
Niemand war verletzt worden (ausgenommen diejenigen, denen man bei vergeblichen Weckversuchen zu arg zugesetzt hatte).
Man hielt niemanden davon ab, so viele Kinder zu haben, wie es das Herz oder die Bedürfnisse verlangten, die Ignoranz zuließ oder die Instinkte diktierten. (Mit gemischten Gefühlen hatte man die Tatsache hinnehmen müssen, daß einzig und allein die Mütter der Kinder als ›Eltern‹ galten.)
Was geschehen war, konnte man nur als ›Zeitaufteilung‹ bezeichnen.
Alles deutete darauf hin, daß jedem Kind eine bestimmte Periode der Wachheit zur Verfügung stand, und auch dies stellte sich bald als richtig heraus. Das Problem dabei war allerdings, daß es darauf ankam, wie viele Geschwister man besaß. Da sich die Wachperiode pro Jahr durch die Anzahl der Kinder jeder Familie teilte, lebten die sechsundzwanzig McEvoys lediglich zwei Wochen pro Jahr. Eltern, die nur zwei Kinder besaßen, kamen so in den Genuß, wenigstens eines ihrer Kleinen regelmäßig sechs Monate lang um sich zu haben. Einzelkinder waren von all dem überhaupt nicht betroffen, und so kam es, daß jede Mutter nur ein einziges waches Kind zu betreuen hatte.
Aber bedeutete dies, daß die Kinder
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