Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
vertraut. Vertrau Anna. Alex tut es auch.« Sie zog einen zerknitterten Zettel hervor und legte ihn auf den Tisch. Alexanders Nachricht … »Bin glücklich, habe sie gefunden. Das sind seine Worte, Mama. Verstehst du denn nicht? Wir können ihm nicht helfen.«
Anna hatte es gewusst, es waren nicht die einzigen Tränen gewesen vorhin. »Ich verspreche dir, Eva …«
Nun gelang es Eva Bach doch, sich vom Griff ihrer Tochter zu lösen. »Versprich nichts, Anna, was du nicht halten kannst«, entgegnete sie scharf, erhob sich und begann unruhig auf und ab zu laufen.
Anna presste die Lippen aufeinander. Auch Alexander hatte die Angewohnheit, hin und her zu marschieren, um einen klaren Kopf zu bekommen. Und in Evas Kopf schien es gewaltig zu arbeiten. Keiner sprach ein Wort, Lisa massierte verbissen ihre Schläfen. Schließlich blieb Eva vor dem offenen Fenster stehen, stützte sich mit den Händen auf die Fensterbank und drehte sich langsam um.
»Hast du etwas zum Schreiben, Anna?«
Peter sprang auf, griff ins Regal und zog Tintenfass und Federhalter sowie einige Stücke geschnittenes Zeitungspapier hervor.
»Wenn du fest aufdrückst, kann man es lesen, Eva. Mit anderem Papier kann ich leider im Moment nicht dienen.« Hastig legte er Papier und Schreibutensilien auf den Tisch und zog den Stuhl zur Seite, sodass Eva dort Platz nehmen konnte.
»Ich weiß.« Eva nickte Peter flüchtig zu. »Papier ist Mangelware, wie so vieles andere auch. Und jetzt wäre ich gern mit Anna und meiner Tochter allein.«
Das ließen sich Edmund und Erin nicht zweimal sagen. Ein wenig zu schnell waren sie zur Tür hinaus und auch Peter folgte ihnen rasch.
Evas Schrift ähnelte der Alexanders, rund und fließend, die Buchstaben ein wenig nach links geneigt. Es waren nur wenige Sätze, und als sie fertig war, schob sie das Stück Papier zwischen Lisa und Anna und lehnte sich entspannt zurück. Unruhe und Zorn waren verschwunden.
Mein lieber Sohn,
ich freue mich zu hören, dass es dir gelungen ist, zu finden, was du gesucht hast. Und ich meine nicht nur all die fantastischen Gestalten …
Anna kratzte sich verlegen am Kopf und beugte sich wieder über den Zettel.
Sie hat mich besucht und möchte jetzt zu dir zurückkehren, um dir zu helfen. Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich mit ihr gehen soll. Doch deine Schwester hat mich vom Gegenteil überzeugt. Sobald du in der Lage bist, mir persönlich von deinen Abenteuern zu berichten, dann sieh zu, dass du uns hier einen Besuch abstattest. Bis dahin werden Lisa und ich auf dich warten.
Pass auf dich auf,
Mama
PS: Deine Freundin gefällt mir, sie hat Mut und Herz …
Anna schluckte. Bloß keine Tränen mehr. »Ich verspreche dir, dass ich mein Bestes geben werde, Alexander zu finden und ihm zu helfen«, erklärte sie entschieden und fuhr rasch fort, als sie feststellte, dass Eva bereits protestierend den Mund geöffnet hatte, »und dann werde ich ihn euch zurückbringen.«
Eva nickte und lächelte. »Ich vertraue dir, Anna. Außerdem, auch du gehörst nicht hierher, genauso wenig wie Alexander.«
Mühsam kämpfte Anna den Kloß im Hals hinunter, zog die Kette aus ihrem Hemd hervor und öffnete das Amulett.
»Das haben Erin und ich gefunden, zusammen mit einem Brief meiner Eltern.« Anna holte tief Luft. »Es stimmt, meine Zukunft liegt woanders, nicht hier. Und darum möchte ich dich um etwas bitten.«
Eva sah sie aufmerksam an.
»Ich war so froh zu sehen, wie viel Spaß ihr heute Nachmittag hattet, bevor … bevor ich wusste, dass wir früher als geplant zurückkehren müssen. Deshalb …«, Anna hielt inne und griff nach Evas Hand. »… deshalb musst du, müsst ihr euch jetzt sofort entscheiden. Eva, ich möchte, dass jemand nach dem Laden sieht, wenn ich nicht hier bin. Jemand, der die Kinder hier spielen lässt, wenigstens ab und zu.« Vorsichtig blickte sie auf und in Evas strahlende Augen.
»Du fragst mich, ob ich das möchte, Anna? Was für eine wunderbare Idee. Was denkst du, Lisa?«
Lisa grinste.
»Was für eine Frage, Mama. Natürlich werden wir das machen, Anna. Es ist uns eine Ehre.«
Anna holte tief Luft, ein Teil der schweren Last polterte von ihren Schultern. »Gott sei Dank, das bin ich Papa schuldig«, sagte sie leise. »Er würde sich so freuen.«
Eva drückte ihre Hand. »Er freut sich, mein Kind, glaub mir, er freut sich.«
Kapitel 7
Aufbrechen
W ie immer klemmte der Schlüssel im Schloss.
»Du musst die
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