Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
Treppe hinaufgestiegen waren. Ihr Herz pumpte kräftig und ein leises Summen vibrierte in ihren Ohren.
»Puh, hoffentlich geht das schnell vorüber.«
Noah betrachtete sie mitleidig, als sie sich mit bebenden Händen den Schweiß von der Stirn wischte. »Ich denke schon, Anna. Du musst dich ein wenig ausruhen heute Nacht, dann geht es dir morgen sicherlich schon besser.« Er öffnete die Tür und schob sie hinein.
Alexanders Decke war auf den Boden gerutscht, sein Gesicht zu einer Grimasse verzerrt. Anna hörte, wie er im Schlaf mit den Zähnen knirschte, so fest hatte er sie aufeinandergepresst. Kein Zweifel, er hatte Schmerzen. Sein Bein lag nach wie vor in der Schlinge, etwa zehn Zentimeter über dem Bett. Seufzend hob Noah die Decke auf und legte sie behutsam über den fiebernden Körper. Alexander musste die Berührung gespürt haben. Kaum hatte Noah ihn zugedeckt, versuchte er, sich umzudrehen, doch das festgebundene Bein hinderte ihn daran. Er stöhnte laut auf, blinzelte kurz und ließ sich dann anscheinend geradezu dankbar vom Schlaf übermannen, zurück in die Dunkelheit, fernab von Schmerzen und quälenden Erinnerungen. Anna schüttelte den Kopf und zog eine Grimasse. Er musste aufwachen, etwas essen und vor allem trinken. Sie setzte sich auf den Stuhl an seinem Bett und stützte ihre Hände auf die Knie. Herausfordernd sah sie Noah an.
»Ausruhen kann ich mich später noch.«
Noah schüttelte den Kopf und schritt wortlos zur Tür. Im Türrahmen drehte er sich um. »Ich hole die Gitarre, Anna. Und ein Kohlebecken. Es stimmt, im Juni kühlt es sich nachts manchmal noch empfindlich ab.«
Leise schloss sich die Tür hinter ihm. Zaudernd legte sie Alexander die Hand auf die Stirn und zog sie bestürzt zurück. Alexander glühte. War das Fieber noch gestiegen? Warten, hatte Peter gesagt, sie konnten nichts tun als warten. Anna sah sich das Bein genauer an, keine Veränderung, obwohl … Sie neigte den Kopf zur Seite, sah genauer hin. Täuschte sie sich oder war die fingerdicke Spur, die die glühende Feder hinterlassen hatte, schmaler geworden? Die Brandverletzung würde verheilen, hatte Peter behauptet. Anna stieß einen Seufzer aus. Es war das Gift, das die Pflanze in Alexanders Körper gepumpt hatte. Die Wunde an seinem Bein war zweitrangig. Das Gift des Fesseldorns, genau das musste die Feder bekämpfen.
»Streng dich an, verdammt noch mal.«
Entschieden griff sie nach Alexanders Hand. Nichts, keine Reaktion, außer einem leisen Seufzer. Noch einmal drückte sie zu. Nichts. Tränen der Wut brannten in ihren Augen.
»Verflucht, Alexander. Du musst es schon wollen.«
Sie fuhr herum, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Peter stand hinter ihr, die Gitarre geschultert und ein kupfernes Kohlebecken an einem langen hölzernen Stiel vor sich her balancierend.
»Noah schickt mich, Kleines.«
Anna wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ach Peter, ich glaube, er will nicht mehr. Hätte ich nur eher gewusst … Ich hätte …«
»Jetzt hör mir mal gut zu, Anna.« Peters Stimme bebte, als er Anna das Wort abschnitt, nicht aus Mitleid, sondern vor Zorn. Er legte die Gitarre auf den Tisch und stellte das Kohlebecken neben die Kommode. »Du hast alles, absolut alles getan, was in deiner Macht stand. Und mehr. Niemals, hörst du, niemals wirst du auch nur die Spur des Gedankens hegen, dass du nicht genug getan hast oder dass du irgendeine Schuld«, er machte eine weitläufige Geste, »hier dran trägst.«
»Aber …«, begann sie zaghaft.
»Nichts Aber«, donnerte Peter. »Ich weiß, dass du nicht warten kannst oder willst. Und die Idee mit der Gitarre ist wirklich schlau, aber egal, wie das hier ausgeht, merk dir eins«, seine Stimme wurde weich, als er Anna ansah. »Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann, die man akzeptieren muss.«
Anna schluckte. »Ich weiß, Peter. Es ist nur so furchtbar schwer.«
Peter griff nach ihrer Hand. »Ich habe nicht gesagt, dass es einfach ist, Kleines. Jetzt lasse ich euch allein. Noah sitzt draußen, falls du Hilfe brauchst.«
Anna begleitete ihren Freund bis zur Tür und nahm ihn kurz in den Arm. »Danke, Peter. Du bist immer da, wenn ich dich brauche.«
Peter betrachtete sie aufmerksam und lächelte, als er das trotzige Funkeln in Annas Augen sah. »Du lässt ihm keine Chance, vermute ich?«
Anna schob ihn zur Tür hinaus. »Nein, Peter, nicht die Spur einer Chance, wenn du es genau wissen willst. Alexander wird sich anstrengen müssen. Wir
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