Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
jedoch massiv und über drei Meter hoch. Oben waren ebenfalls Töpfe mit Pflanzen angebracht, über die der Schleier unsichtbar bis auf den Boden floss.
»Und die anderen findest du bald genauso schnell.«
Alexander sah sich um. Es war noch früh am Morgen. Anna war kurz nach Sonnenaufgang in sein Zimmer geschlüpft, hatte ihn geweckt und so hatten sie sich noch vor dem Frühstück hinausgeschlichen. Dies schien die einzige Tageszeit zu sein, an der sie wenigstens einigermaßen ungestört waren. Richard hatte inzwischen auch im Haus Wachen aufgestellt. Eine war rund um die Uhr zwischen Annas und Alexanders Zimmer zu finden. Niemandem würde es gelingen, unbeobachtet eines der Zimmer zu betreten. Außerdem hatte Richard verlangt, dass sie die Ars Magica studierten, so gründlich und oft wie möglich.
Alexander konnte gar nicht genug von dem magischen Buch bekommen. Er saugte förmlich alle Informationen in sich auf. Mit jeder Seite, die er las, erschloss sich ihm eine Welt, die ihm zunehmend vertrauter wurde. Hier und nirgendwo anders gehörte er hin. Sein Blick glitt liebevoll über Anna, die ungewöhnlich still neben ihm stand. Er wusste, sie konnte sich für die magischen Kreaturen nach wie vor nicht so recht begeistern. Dennoch ahnte er, dass auch sie sich hier zu Hause fühlte, trotz der Gefahr, die Kyra für sie darstellte. Alexander schmunzelte … geistesabwesend raufte sie sich die Haare.
*
Warum nur hatte sie das Gefühl, immer noch nicht am Ende ihrer Reise zu sein, ihr Ziel noch lange nicht erreicht zu haben? Anna raufte sich die Haare. Wonach suchte sie eigentlich? Nach ihrer Bestimmung, ihrem Platz in diesem komplizierten Durcheinander, das sich Leben nannte? Warum nur konnte sie sich nicht mit dem zufriedengeben, was sie hatte? Jeder schien irgendwo seine Nische gefunden zu haben.
Alexander zog es zweifelsohne zu den magischen Kreaturen, der Magie im Allgemeinen, ebenso wie Peter. Jedes Mal, wenn sie das dicke Buch aufschlugen, war er zur Stelle und erwies sich nicht selten als wertvolle Informationsquelle. Wann immer sie eine Frage hatte, erklärte Peter ihr mit viel Geduld und Ausdauer, was sie wissen wollte.
Erin wurde jeden Tag kräftiger und ungeduldiger. Auch ihre Bestimmung, ihr Talent war unübersehbar. Noahs zierliche Schwester war die geborene Kämpferin. Sie hatte begonnen, Anna und Alexander das Bogenschießen beizubringen. Nächste Woche wollte sie anfangen, sie in die Kunst des Schwertkampfes einzuweihen. Selbstverständlich nur, wenn Bridget ihre Zustimmung dazu gab … Die Hausherrin ließ ihre jüngste Tochter seit ihrer Rückkehr nicht mehr aus den Augen. Nachdem sich die beiden vor einigen Tagen in der Küche ein lautstarkes Wortgefecht geliefert hatten, war das Kriegsbeil begraben worden. Seitdem überschüttete sie Erin mit mütterlicher Liebe. Anna war sich nicht sicher, ob Erin nun doch die Zeit zurückwünschte, in der ihre Mutter ihr gezürnt hatte.
Noah war mit der gleichen Selbstverständlichkeit in die Rolle des Anführers hineingewachsen wie sein Vater vor vielen Jahren. Bridget war mit Leib und Seele Mutter und selbst Nico schien bereits zu wissen, was seine Mission im Leben war. Er liebte Tiere und sie liebten ihn. Selten war er ohne Oskar anzutreffen und für Pferde hatte Nico ein besonderes Geschick.
Anna seufzte laut. Und sie? Sie liebte Bridgets Kräuterhütte. Kräuter und Pflanzen … das hätte sie auch drüben haben können. Warum in aller Welt hatte es sie hierher verschlagen?
»Ein Königreich für deine Gedanken, Liebste.« Alexander war hinter sie getreten und umschloss ihre Taille mit seinen kräftigen Armen. »So schlimm kann es doch gar nicht sein. Doch dem Seufzen nach zu urteilen …«
»Ich verstehe einfach nicht, warum der Phönix ausgerechnet mich ausgesucht hat. Du wärst viel besser geeignet.«
Alexander drehte Anna sacht zu sich herum. »Wer sagt das, Anna? Wenn ich die Ars Magica richtig verstanden habe, so hatte der Phönix sehr wohl einen Grund und sucht sich seine …«, er hielt inne und schob mit dem Zeigefinger ihr Kinn in seine Richtung, »… Helfer ganz bewusst aus.«
Anna stöhnte. Genau so stand es in dem dicken Buch, das hatte auch Peter ihr x-mal zu erklären versucht. Theoretisch verstand sie es auch. Trotzdem, sie war nun wirklich nicht wichtig genug.
»Und du bist schon jemand Besonderes«, fuhr Alexander fort.
Anna grinste. Manchmal war es ihr unheimlich, wie problemlos er in ihr lesen konnte.
»Das
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