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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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sich einerseits nicht betrügen und somit fremde Kinder unterjubeln zu lassen. Ebenso unvorteilhaft ist es für die Fortpflanzung des Mannes aber auch, wenn er »sein Eigentum« einem Mitbewerber im Wettkampf um die Verbreitung der eigenen Erbanlagen überlässt. Mit der »Übernahme« seiner Frau durch einen anderen Mann kann sich der Verlassene nicht nur weniger gut fortpflanzen, weil er wieder Zeit und Kraft in das Werben um eine neue Partnerin stecken muss. Auch die Wahrscheinlichkeit des »Frauen-Diebes«, sich fortzupflanzen, verbessert sich in dem Augenblick, in dem er die begehrte Dame für sich gewonnen hat. Denn der Neue hat nun eine Fortpflanzungspartnerin, der Verlassene aber nicht.
    Dazu passt, dass jüngere Frauen eher Opfer solcher Tötungenaus Eifersucht werden als ältere. Biologistisch gesehen ist der Verlust einer jungen Partnerin an einen Mitbewerber für einen Mann mit größeren Kosten verbunden, als der Verlust einer älteren Frau. Die junge Frau hätte dem Mann nämlich noch viele Nachkommen schenken können.
    Zwar ist diese Betrachtungsweise menschlicher Liebes- und Eifersuchtsgefühle weder romantisch noch besonders angenehm, doch sie erklärt sehr gut, welche – menschheitsgeschichtlich – uralten Gefühlsaufwallungen Männer überkommen, die ihre Partnerinnen im Liebeswahn töten. Oft steckt tatsächlich der Gedanke dahinter: »Wenn ich sie nicht mehr haben kann, dann muss ich wenigstens verhindern, dass ein anderer mit ihr glücklich wird (und sich fortpflanzt).«
    Nebenbei bemerkt begründen Frauen Morde an ihrem männlichen Liebes- und Lebenspartner meist ganz anders. Sie töten ihren Gatten fast immer dann, wenn sie ihn »loswerden wollen« – also gerade nicht, weil er von dannen zieht, sondern, weil sie ihn verlassen will. Der Grund: Viele Frauen haben Angst davor, dass ein sowieso gewalttätiger Partner ihnen oder ihren Angehörigen etwas antut, wenn sie ihn verlassen. Sie töten ihn also vorbeugend, weil sie keinen anderen Ausweg aus der Beziehung sehen. Einige Gattentöterinnen befürchten auch einfach, nach einer Scheidung weniger Geld zur Verfügung zu haben, und ziehen das Witwendasein daher vor. Wenn Sie das nicht glauben, gehen Sie hin und wieder in Ihr örtliches Landgericht und schauen Sie sich die dortigen Verhandlungen an. Sie werden dieses Muster ganz deutlich erkennen.
Wie kommt es zur Tötung der Expartnerin?
    Männer, die ihre Partnerinnen nach einer Trennung oder aus Eifersucht umbringen, fallen vor der Tat oft nicht besonders auf. Die meisten von ihnen hatten vorher keine Wutausbrüche und waren auch nicht gewalttätig. Nur ein kleiner Teil dieser Täter ist der typische »Macho«, der seine Partnerin schon in der Beziehung überheblich behandelt und von ihr verlangt, alles zu tun, was er will. ImGegenteil: Die meisten Täter sind eher zurückhaltende und selbst-unsichere Menschen. Sie sind oft die »netten, hilfsbereiten Nachbarn«, fleißig und gut angepasst auf der Arbeit. Genau der Typ Mann, von dem hinterher jeder sagt: »Das hätte ich ihm niemals zugetraut.«
    Ihre Partnerin wird für diese Männer zum wichtigsten Menschen auf der Welt. Sie wollen sich in ihrer Beziehung ganz sicher fühlen und sind bereit dazu, sehr viel für »die Frau ihres Lebens« zu tun. Die Vorstellung, ihre Beziehung zu verlieren, macht ihnen unerträgliche Angst. Sie versuchen zuerst mit Liebesbekundungen und Versprechungen, wenn das nicht hilft, auch mit Selbstmorddrohungen, die Partnerin dazu zu überreden, mit ihnen zusammenzubleiben.
    Selbst bei der Trennung töten sie die Frau ihres Herzens oft nicht sofort. Sie hoffen, es handele sich nur um eine »Beziehungspause« und sie können die Frau zurückgewinnen. Erst, wenn ihre Expartnerin eine neue sexuelle oder Liebesbeziehung mit einem anderen Mann anfängt, wird den späteren Tätern klar, dass die Trennung endgültig ist. Und dann wird es brisant.
    Sehr gefährlich sind dabei »letzte Aussprachen«. Der verlassene Mann überredet seine Ex zu einem letzten Treffen. Entweder um noch sachliche Dinge der Trennung zu besprechen oder um ihr noch etwas Wichtiges zu sagen. Manchmal hat der Mann dabei noch einen Funken Hoffnung, die Liebste zurückzuerobern. Selten plant er die Tötung der Frau bei diesem Treffen schon vorher, weil er die Lage als aussichtslos einschätzt.
    Wenn die Expartnerin bei der Aussprache dabei bleibt, dass die Trennung endgültig ist oder sie sogar davon berichtet, mit einem neuen Mann inzwischen

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