Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
Deutscher mit »seinen« Taten nichts zu tun zu haben. Von meinen Untersuchungen her muss ich die Erwartung enttäuschen: Hitler war ein ganz normaler »Mensch«, der diese unmenschlichen Taten mit Hilfe, Billigung und Applaus der anderen »Menschen« vollbracht hat.
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Ein Amateurforscher stößt auf die letzten Zeugen aus dem Führerbunker
Das Interesse an Hitlers letzten Stunden und der früheren Suche nach seinem Aufenthaltsort ist bis heute ungebrochen. Als ich in Moskau mit den Zeugen der sowjetischen Seite gesprochen und im KGB die Originalbeweise gesehen hatte, fehlte mir allerdings der Blick für die Aussagen der deutschen Beteiligten. Ich hatte mir auch nie Gedanken darüber gemacht, dass Zeugen aus dem Bunker bis heute noch leben könnten – ein typischer Fall von Betriebsblindheit. Umso besser, dass sich immer wieder Menschen bei mir melden, die das Richtige zur richtigen Zeit tun. So wie Robert Biebermann. Übrigens, lesen Sie diese Box bitte bis zum Ende – dort folgt eine Überraschung.
Benecke: Sie haben mir eine Mail mit Fragen zu Hitlers Schädel gesendet und dabei erwähnt, dass Sie mit Menschen gesprochen haben, die Hitler direkt kannten. Wer war das?
Biebermann: Ich sprach mit drei Personen, und zwar Rochus Misch (Oberscharführer in der 1. SS-Division Leibstandarte SS Adolf Hitler, Kurier, Leibwächter und Telefonist für Hitler 1940–1945, bis zuletzt im Führerbunker), Otto Günsche (persönlicher Adjutant Hitlers) und Günther Schwägermann (ab 1940 Adjutant von Goebbels). Ich kannte am Anfang niemanden, musste also Nachforschungen betreiben.
Durch Zufall konnte ich die Adresse von Rochus Misch recherchieren. Meine Oma hatte Kontakt mit einer Familie in Berlin-Neukölln. Genau diese Familie wohnt bei Rochus Misch auf der anderen Seite des Hauses. Von ihm erhielt ich die Adresse von Otto Günsche in Lohmar, der wohl noch der letzte Zeuge von Hitlers Verbrennung war. Danach war es für mich nicht schwer, mit Herrn Schwägermann Kontakt aufzunehmen. Er war bis zuletzt in München Bundesangestellter und war bereit, mit mir über die letzten Tage von Hitler zu sprechen. Wobei man bedenken muss, dass er mit der Familie Goebbels mehr beschäftigt war als mit Hitler. Schwägermann war der letzte mehr oder weniger bekannte Akteur der Goebbels-Verbrennung.
Benecke: Wie kamen Sie ins Gespräch?
Biebermann: Ich bin natürlich nicht unvorbereitet zu den Interviews gefahren, ich habe mir immer einen kleinen Fragebogen erstellt. Als Einstieg in das Gespräch habe ich immer ein wenig über meinen Heimatort Jüterbog gesprochen, da er damals eine sehr bekannte Garnisonsstadt war und somit ein guter Anknüpfungspunkt. Danach konzentrierte ich mich auf die letzten Tage Hitlers und die Aufgaben von Günsche, Schwägermann und Misch gegenüber Hitler. Günsche war von den dreien der Einzige, der genau den Ablauf der Verbrennung schilderte. Der Leichnam Hitlers wurde zwar verbrannt, aber nicht in einer Art, die geeignet gewesen wäre, den kompletten Leichnam zu vernichten.
Benecke: Was, glauben Sie, fasziniert die Menschen bis heute an der Schädel-Frage? Letztlich ist ja klar, dass Hitler tot ist, und seine Zähne im KGB sind auch auf jeden Fall echt. Woher also das andauernde Interesse? Was meinen Sie?
Biebermann: Das Interesse an Hitler ist bis in die Gegenwart erhalten geblieben, aber die Meisten möchten natürlich die Wahrheit nicht wahrhaben. Der Mensch Hitler spielt dabei vielleicht nur noch eine Nebenrolle, es könnte nur noch von Interesse sein, ob Hitlers Schädel in Moskau der wahre ist oder nur eine Fälschung.
Benecke: Viele der Mitarbeiter Hitlers sind später im Alter daran zerbrochen, mit ihm gearbeitet zu haben, etwa seine Sekretärin Traudl Junge, andere überhaupt nicht. Wie haben Sie das erlebt?
Biebermann: Günsche, Schwägermann und Misch sind nicht an der Gegenwart zerbrochen, sondern haben vielmehr aus ihrer Geschichte Nutzen gezogen und Bücher geschrieben. Misch beispielsweise würde zerbrechen, wenn er nicht über Hitler sprechen würde. Er lebt bis heute in seinem Haus in Berlin-Neukölln und empfängt Besuch. Die beiden anderen haben eher zurückgezogen gelebt und sich eine vernünftige Zukunft aufgebaut.
Robert Biebermann hat diese Gespräche nicht nur privat durchgeführt, sondern auch aufgezeichnet – eine erstaunliche Leistung. Das Erstaunlichste war aber etwas ganz anderes. Wochen nach unseren ersten E-Mails erfuhr ich, dass der Briefeschreiber erst
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