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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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zusätzliche Verpflegung »organisieren«, noch mein Schicksal verbessern. Aber diese Arbeit hatte einen wesentlichen Vorzug, ich konnte mich im allgemeinen ziemlich ungehindert in fast dem ganzen Lager bewegen. Oft konnte ich dorthin gelangen, wo anderen Häftlingen der Zutritt verwehrt war.
    Flossenbürg war nicht Auschwitz, wo die aus Westeuropa oder aus dem sogenannten Generalgouvernement Deportierten Lebensmittel mit ins Lager brachten, die – ihnen bei der Einlieferung abgenommen – eine Aufbesserung der bescheidenen Zuteilungen für andere darstellen konnten. Die in Flossenbürg eingelieferten Häftlinge hatten kaum Lebensmittel bei sich, denn der Transport von einer anderen Haftstätte ins Lager dauerte drei bis fünf Tage und manchmal noch länger. Die in Flossenbürg in den Duschraum geführten Neuzugänge waren meist hungrig, heruntergekommen, erschöpft und entkräftet durch die unzumutbaren sanitären Bedingungen während des Transports. Vor allem aber waren sie durstig, sie brauchten Wasser.
    Als Straßenfeger wurde ich mehrere Male vom Lagerschutz gerufen, um die Umgebung des Duschraums oder der Küche in Ordnung zu bringen. Anfangs war ich mir gar nicht bewußt, daß dies eine Gelegenheit war, irgend etwas zu ergattern. Die überall im Lager herumlaufenden SS -Leute erweckten Angst und Schrecken in mir. Ich achtete darauf, nur ja nicht zu vergessen, die Mütze vor ihnen abzunehmen und möglichst nicht durch Nachlässigkeit beim Fegen aufzufallen. Außerdem wurde ich nicht täglich im Lagerabschnitt des Duschraums oder der Küche eingesetzt. Bei der Einlieferung eines Transportes mit ungarischen Juden befand ich mich gerade in der Nähe der Fenster des Duschraums, hinter denen ich Dutzende von Köpfen und mehrere mir entgegengereckte Hände erblickte. Ich wußte nicht recht, worum es ging.
    Die Fenster des Bades befanden sich im Kellergeschoß des Gebäudes. Als ich mich einem der Fenster näherte, flehte mich irgendein Mann in entsetzlichem Deutsch an, ihm ein Stückchen Brot und einen Schluck Wasser zu geben. Ich verstand, daß er seit sechs Tagen nichts gegessen hatte und am Ende seiner Kräfte sei. Er wiederholte ununterbrochen: »Ich kann nicht mehr leiden, ich kann nicht mehr …« Ich blickte mich vorsichtig um, ob in der Nähe keine Gefahr drohe. So tuend, als fege ich etwas beiseite, beugte ich mich kurz dem Fenster zu: »Geduldet euch etwas. Vielleicht kann ich etwas besorgen.« Der Fremde antwortete mir, doch verstand ich ihn nicht.
    Ich wandte mich von den Fenstern des Bades ab und ging zum nahegelegenen Revier. Franek Gawryluk, dem ich zufällig begegnete, rief Tadeusz heraus. Der fragte mich, wie ich nach dem Verlassen des Schonungsblocks zurechtkomme. Ich berichtete ihm, daß ich Straßen fege und mich einigermaßen durchschlage, jetzt aber brauche ich dringend ein Stückchen Brot für einen Hungernden. Darauf mußte ich nicht lange warten. Auf Tadeusz konnte man sich verlassen. Er brachte eine halbe Scheibe. Ich dankte ihm und lief zum Duschraum zurück. Unterwegs füllte ich meinen Eimer zum Saubermachen mit frischem Wasser. In der Nähe war niemand zu sehen. Ohne lange zu fackeln, gab ich dem Wartenden rasch das Brot. Den Eimer stellte ich dicht bei dem Gitter ab, der das Fenster vom Erdboden trennte. Mit der Hand konnte er das Wasser daraus schöpfen.
    Der Ausgehungerte riß mit der Rechten das Brot an sich und warf mir mit der linken einen kleinen zusammengewickelten Lappen zu. Andere Häftlinge fielen über ihn her und versuchten, ihm das Stückchen Brot zu entreißen. Es kam zu einem aufgeregten Durcheinander. Dem Fremden gelang es jedoch, sich zu verteidigen. Ein Häppchen Brot brach er für andere ab. Die nächsten hatten inzwischen mitbekommen, daß ich Wasser gebracht hatte, und im Nu war der Eimer leer. Mir taten diese Menschen leid, aber ich konnte nichts weiter für sie tun. Ich ergriff Eimer und Besen und hob den zusammengewickelten Lappen auf.
    Wie groß war mein Erstaunen, als ich nach dem Auswickeln eine zusammengefaltete grünliche Banknote mit der Ziffer 5 darin erblickte. Es waren fünf Dollar. Ich steckte den Geldschein rasch in meinen Socken und eilte zum Block. Es war kurz vor dem Appell, im Lager wurde es lebhafter. Nachts, auf der Pritsche, versteckte ich den Geldschein unter dem Kragenfutter meiner Häftlingsbluse. Vielleicht würde ich ihn eines Tages brauchen können, sagte ich mir.
    Ein andermal kam ich in einen Lagerabschnitt, in dem ich beim Fegen

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