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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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Pritschen. Viele wurden mit den verschiedensten akuten Erkrankungen eingeliefert, von Lungentuberkulose bis hin zum Typhus. Meist einmal im Monat ordnete SS -Arzt Schmitz eine Durchsicht der Kranken an. Das geschah – ohne Rücksicht auf Jahreszeit und Wetter – im Duschraum. Einige gesündere Häftlinge, zu denen damals auch ich zählte, halfen anderen, die sich kaum auf den Beinen halten konnten. Der SS -Scherge ordnete dann an, daß sich die Kranken unter den Duschen aufstellen sollten, und ließ abwechselnd kaltes und dann wieder heißes Wasser auf sie niederprasseln. Vollkommen entkräftete Häftlinge – oft hatten sie Fieber – fielen dann nicht selten auf dem Boden des Duschraumes nieder und starben vor Erschöpfung. Und eben darum ging es Schmitz.
    Eines Tages, er war berauscht, vertraute er den ihm assistierenden Pflegern an, daß die monatliche Zahl der Toten, seitdem er den Krankenbau in Flossenbürg übernommen habe, bei mehr als 2000 liege. Bei den Durchsichten befahl er, schwache, erschöpfte Häftlinge zur Arbeit einzuweisen. Er meinte, je schneller sie ihre letzten Kräfte verbräuchten, desto schneller würden sie von ihren Leiden befreit und die Deutschen von der Verpflichtung, sie umsonst durchzufüttern. Schmitz war ein entsetzlicher Sadist, kein Arzt. Er war gemeingefährlich. Er ließ nur einen kleinen Teil der Häftlinge in der Schonung zurück. Seine Entscheidungen hingen meist davon ab, wie er gelaunt war. Die als Ärzte tätigen Häftlinge – der Tscheche Lulaj, der Deutsche Dr. Sommer, der Franzose Legeais und die Polen Garstka und Kłak – waren ratlos angesichts der Allgewalt, der medizinischen Ignoranz und der boshaften Gemeinheit von Schmitz, der bei jeder Gelegenheit seine Macht betonte und absoluten Gehorsam verlangte.
    Dank Tadeusz konnte ich die Verbindung zum Krankenbau längere Zeit aufrechterhalten und lernte die dort herrschenden Verhältnisse genauer kennen. Auf Anweisung von Schreiber Jurkowski holte ich Rekonyaleszente aus dem Krankenbau heraus. Bei verschiedenen Gelegenheiten lernte ich auch mehrere polnische Pfleger kennen, die bemüht waren, den Häftlingen zu helfen und sie vor den Verrücktheiten des allgegenwärtigen Schmitz zu retten. Władysław Birecki, Franciszek Gawryluk, Kazimierz Rękawek, Stefan Klimczak, Kazimierz Komorniczek und Janusz Janicki bildeten eine Gruppe junger Medizinstudenten, die unter den grauenhaften Gegebenheiten des Lagers Flossenbürg eine Haltung bewahrten, die der politischer Häftlinge würdig war.
    Sie hätten den kranken Häftlingen jedoch nicht helfen können, wenn sie nicht beim SS -Sanitätsdienstgrad Unterscharführer Dehmel und beim Revierschreiber Karl Goltz Verständnis und manchmal auch konkrete Unterstützung gefunden hätten. Wohlwollend war auch der deutsche Häftling Paul Gruner eingestellt. Aber das waren Ausnahmen.
    Leider gab es unter dem Personal des Krankenbaus auch Leute, die weder irgendwelche Skrupel noch Anständigkeit besaßen. Der Pfleger Ksawery, ein ehemaliger Polizist aus Brest, stellte so manches Mal seinen Sadismus gegenüber den Kranken unter Beweis. Und deshalb war er bei Schmitz geschätzt.
    Ein gewisser Blaszka – er trug den Spitznamen »Gnom« – handelte mit Gold, das er von den Kranken ergaunerte. Für kleine Handreichungen, oft nur für eine Schüssel Suppe, verkauften sie ihm ihre goldenen Zahnprothesen oder einzelne Goldzähne. Die Niederträchtigkeit dieses Pflegers war unglaublich abstoßend, er besaß die charakteristische Verschlagenheit einer leichenfledderischen Hyäne.
    Seine Opfer suchte er sich unter jenen Häftlingen aus, deren Tage wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes bereits gezählt waren. Unter den Köpfen der Verstorbenen zog er das nicht mehr verzehrte Brot unter der Matratze hervor. Er kreiste wie ein Schakal um die Sterbenden. Von Birecki erfuhr ich, daß weder die Kapos Rückert und Matoy noch der Apotheker Reupsch irgendwelche medizinischen Qualifikationen besaßen. Trotzdem nahmen sie mit Zustimmung von Schmitz an Häftlingen Operationen vor, die in den meisten Fällen den Tod der Patienten zur Folge hatten.
    Es kam auch vor, daß der besoffene Schmitz eine Operation nicht zu Ende führen konnte und der ihm assistierende Funktionshäftling die Kranken zunähen mußte.
    Ein anderer SS -Mann, er stammte aus Rumänien, war für zahlreiche Diebstähle im SS -Revier verantwortlich. Die gestohlenen Sachen bewahrte er im Häftlingskrankenbau auf. Dabei half ihm

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