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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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Blockführer eingesetzten SS -Leute statt. Sie hatten Angst vor Typhus und beschränkten ihre Kontakte mit den Häftlingen auf das Mindestmögliche.
    Ich stand in Reih und Glied, aber in Gedanken war ich woanders, dort unter den Küchenfenstern. Hatte Zbyszek etwas herausgeworfen? Würde ich es schaffen, es zu übernehmen und sicherzustellen? Hatte Max es im Schnee verstecken können? Ich durfte die angetretene Kolonne nicht verlassen, bevor nicht der Blockälteste zurück war und der Befehl zum Formieren der Arbeitskommandos gegeben wurde. Mein früheres Verschwinden mußte bei den anderen Deutschen aus unserem Block Mißtrauen erwecken. Max hatte das Recht, sich ungehindert im Lager bewegen zu können, und würde sich im Falle eines Falles bestimmt zu helfen wissen. Ich sprach mir selber Mut zu, während ich mich bewegte und vor Kälte mit den Füßen stampfte. Ich brauchte mir keine Sorgen zu machen – versuchte ich mich selbst zu überzeugen. Indessen zog sich der Appell in die Länge. Schließlich kam der Blockälteste zurück und gab den Befehl zum Ausrücken zur Arbeit.
    Gruppen von Häftlingen begannen hinunterzugehen und sich den Arbeitskommandos anzuschließen. Ich dagegen eilte, kaum hatte ich den Befehl vernommen, zurück zu meinem Platz vor der Küche. Der Blockälteste Kurt hielt mich zurück, bevor ich die Treppe erreicht hatte. »Du bleibst im Block!« Er blickte sich um, ob uns niemand belauschte, und setzte hinzu: »Ich weiß wahrscheinlich, was passiert ist. Man hat Max mit einem herausgeworfenen Sack erwischt. Sie haben ihn in den Bunker gesperrt. Zbyszek wird verhört.« Ich erstarrte vor Überraschung und konnte keinen Ton hervorbringen. »Was geschah dann?« würgte ich am Ende heraus, und Kurt klärte mich weiter auf: »Der neue Stellvertreter des Lagerführers ist heute morgen an der Küche vorbeigekommen und hat Max mit einem gefundenen Bündel zur Schreibstube gebracht. Max hat nichts zugegeben. Er behauptet, daß er von nichts gewußt hat und den Vorfall selber gemeldet hätte, wenn er das Bündel eher entdeckt hätte als der SS -Mann.«
    Ich fing an zu begreifen. Es war also doch passiert. Das war schlimm. Ob mich wohl Zbyszek oder Max hineinreißen würden, überlegte ich. Ich dankte dem Blockältesten und ging zur Arbeit.
    Mechanisch kam ich meinen Pflichten nach, gespannt und in der Furcht, daß man mich jeden Augenblick rufen werde. Bis zum Abend geschah aber nichts. Nach dem Appell erfuhr ich vom Blockältesten, der Bekannte unter den Deutschen in der Schreibstube hatte, daß Zbyszek nichts verraten hatte, weder über mich, noch über Max. Er bekam 50  Stockschläge auf das nackte Gesäß, wurde für 14  Tage in den Bunker gesperrt und in die Strafkompanie eingewiesen.
    Die Polen im Block 10 waren traurig. Zbyszek hatte zu den überaus hilfsbereiten und kameradschaftlichen Häftlingen gehört. Obwohl er selbst in einem guten Kommando eingesetzt war und genug zu essen hatte, hatte er nie die anderen vergessen und ihnen geholfen. Darüber hinaus hatte er sich nie wie ein »Prominenter« aufgeführt. Er hatte es verstanden, ein guter Kumpel zu sein, und deshalb fehlte er uns allen im Block. Die Tatsache, daß Zbyszek im Strafbunker saß und hochkantig aus der Küche geflogen war, machte jede weitere Aussicht zunichte, die elende Verpflegung etwas aufzubessern. Die Unterstützung von ihm war eine Zeitlang die einzige zusätzliche Nahrungsquelle für mich gewesen. Doch das war zu verschmerzen, wenn er nur den Bunker überlebte und wieder herauskam – sagte ich mir. Er befand sich in einer viel schlimmeren Lage als ich. Irgendwie ergriff mich Trübsal.
    Zu allem Übel bekam ich hinter dem Ohr ein schmerzhaftes Eitergeschwür unter der Haut, das mir immer mehr zu schaffen machte.
    Ich zögerte, in den Krankenbau zu gehen, aber am Ende entschloß ich mich doch dazu. Ich suchte nach Tadek und entdeckte ihn. Als er mich erblickte, klopfte er mir freundschaftlich auf die Schulter und meinte: »Na? Ich habe gehört, daß du einigermaßen zurechtkommst. Das Fegerkommando ist wahrscheinlich nicht das schlechteste, was?« Ich lächelte mit säuerlicher Miene und erzählte ihm dann vom Reinfall in der Küche, von Max und daß ungewiß sei, wie das alles für mich ausgehen werde. Tadek dachte wie immer kurz nach und stellte fest: »Vorläufig tut sich nichts, und so hast du keinen Grund schwarzzusehen. Und was deinen Abszeß anbetrifft, so siehst du nun, daß deine Verletzungen nicht ganz

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