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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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Stückchen Rüben und schwarz angelaufene Kartoffeln schwammen. Man konnte sie einfach trinken. Ohne lange zu überlegen, verschlang ich den Inhalt der Schüssel, obwohl das »Mittag« keinerlei Geschmack hatte. Für eine Weile war der Hunger gestillt. Jeder war verpflichtet, das Kochgeschirr oder die Schüssel und den Löffel im Waschraum gründlich abzuwaschen und beim Funktionshäftling abzugeben. Vor mir wurde ein Häftling wegen oberflächlichen Abwaschens so verprügelt, daß er sich nur mit Mühe in einer Ecke des Blocks verkriechen konnte. Man mußte auf alles achtgeben. Jedes Versehen drohte üble Konsequenzen nach sich zu ziehen. Nach der Essensverteilung mußten wir uns in Fünferreihen aufstellen. Unter der Aufsicht mehrerer Blockältester und Schreiber marschierten wir zum Haupttor, wo die diensthabenden SS -Leute die ganze Kolonne der Neuzugänge genauestens zählten; unter der Führung unseres Blockältesten begaben wir uns zu den unweit des Lagers gelegenen Nebengleisen.
    Dort erblickten wir ein unübersehbares Gewimmel von Häftlingen. Die einen liefen mit Ziegelsteinen vorüber, andere trugen Zementsäcke, und noch andere stapelten an genau von den SS -Leuten vorgeschriebenen Stellen Bretter auf. Von einem Polen, einem Häftling, der sich unserer Kolonne näherte, erfuhren wir, daß dies das Kommando auf dem sogenannten Bauhof war. Hier lagerten die Häftlinge Baumaterial, das für den Ausbau des Lagers benötigt wurde. Wir wurden zu den nächstbesten flachen Güterwagen auf dem Gleis geschickt, die mit Mauersteinen beladen waren. Jeder von uns mußte zwei Ziegelsteine nehmen und sich dann wieder in der Kolonne aufstellen. Als wir alle versorgt waren, befahl der Blockälteste: »Im Laufschritt marsch!« Seine Gehilfen trieben uns mit Knüppeln an. Im Dauerlauf brach die Kolonne zum Lager auf. Die beiden Ziegel hielten wir meist in Kopfhöhe, und so kehrten wir zum Haupttor zurück. Wir mußten die Mauersteine an einer Stelle niederlegen, an der neue Blocks gebaut wurden. Die Kolonne wurde neu formiert, und wir liefen zum Bauhof zurück. Wir beluden uns wieder mit Ziegeln und wandten uns erneut dem Lager zu. Diesmal geschah das in schnellerem Tempo. Nicht alle hielten das aus. Einigen Häftlingen glitten die Ziegel aus den Händen. Die Aufseher sahen dies als Sabotage an. Sie sprangen auf diejenigen zu, denen die Ziegel entglitten waren, und begannen sie mit ihren Knüppeln zu bearbeiten. Einem zerschmetterten sie die Schädeldecke, so daß Spritzer seines Gehirns auf den Boden tropften.
    Einen Augenblick später stolperten mehrere andere Häftlinge und fielen mit ihren Ziegeln auf den Boden. Ihnen war nicht zu helfen. Man mußte einen Bogen um sie machen und weiterlaufen. Das Tragen der Mauersteine in Kopfhöhe verursachte nach einiger Zeit Muskelschmerzen in den hochgestreckten Händen. Nur mit Mühe hielt ich die Ziegel fest, in ständiger Angst, sie fallen zu lassen. Besonders beschwerlich war das Laufen. Man wurde unheimlich ausgepumpt. Aber das war beabsichtigt, es war ein »Training« für die Neuzugänge. Mehrere Male mußten wir zum Bauhof und mit Mauersteinen zurück zum Lager laufen. Das nahm uns hart mit. Wir waren abgehetzt, verschwitzt und erschöpft. Beim letzten Lauf mit Ziegeln zum Lager mußten sieben leblose Leidensgefährten von anderen Häftlingen auf den Rücken oder auf die Schulter genommen werden. Die Blockältesten und die bei den Güterwagen postierten SS -Wachen hatten sie fertiggemacht.
    Nach der Rückkehr der Kolonne auf das Lagergelände mußten wir vor dem Block zum Abendappell antreten. Wir warteten ziemlich lange, bis schließlich alle außerhalb des Lagers eingesetzten Häftlingsgruppen zurückgekehrt waren. Vor unserem Block lag neben der Treppe die »Ernte« des ersten Arbeitstages im Lager: zehn Tote. Nach dem Abendappell bekamen wir das erste Stückchen Brot und einen Löffel Rübenmarmelade. Ich war so hungrig, daß ich, ohne zu überlegen, das Essen sofort verschlang.
    Bevor wir die Decken bekamen und sie auf dem Fußboden der Stube ausbreiteten, kontrollierten der Stubenälteste und seine Gehilfen, ob unsere Kleidung in Ordnung war und ob wir die Nummern richtig angenäht hatten. Einige von uns bekamen als Gutenachtgruß wiederum Schläge ins Gesicht. Wie man doch aufpassen muß – dachte ich im stillen. Ich war entsetzt, von Schrecken erfüllt und durch das ganztägige Aufpassen, keine Prügel abzubekommen, erschöpft. Ich war mir darüber klar, daß mir

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