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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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Fußtritte und wandte sich dann dem nächsten zu, der ihm gerade in die Arme lief, um ihn mit seinem Knüppel zu bearbeiten. Mühsam erhob ich mich und schleppte mich zum Waschraum, um das blutbesudelte Gesicht und dann die Schuhe abzuwaschen.
    Die Kontrolle war ganz einfach. In einer Reihe zusammengepfercht, wurden wir von den Stubenältesten einzeln wieder in den Unterkunftsraum zurückgelassen. An der Tür wurde unser Kleiderzustand kontrolliert. In kurzen Abständen bezog jemand Prügel, und dann kam es an der Tür zu einem aufgeregten Durcheinander. Da der Stubenälteste abgelenkt war, paßte ich den Augenblick ab und schlüpfte in den Schlafraum, um mich wieder hinzulegen. Es dauerte ziemlich lange, bis das Licht gelöscht wurde.
    Ich hatte von den Schlägen starke Kopfschmerzen bekommen und konnte nicht einschlafen. Außerdem entdeckte ich an meinem Körper mehrere Läuse, deren Bisse furchtbar juckten. Natürlich! Das Ungeziefer wanderte von einem Häftling zum nächsten. Die Nacht begünstigte diese Wanderschaft. Als ich glaubte, ich hätte alle zerquetscht, ertastete ich in der rechten Kniekehle wieder neue. Ich wälzte mich lange hin und her, bevor ich – durch Singen, Prügel und Läuse vollkommen erledigt – endlich einschlief.
    Am nächsten Tag wurden nach dem Abendappell die Nummern aller Häftlinge des Kommandos Soła-Grube aufgerufen, und man verlegte uns in den Block 10 . Weshalb? Zu welchem Zweck? Niemand wußte es. Nr.  10 war ein genauso gewöhnlicher Block für Arbeitskommandos. Hier herrschten wie überall strenger Drill und absolute Disziplin. Ungewöhnlich waren nur der Blockälteste Skrzypek und sein eifriger Gehilfe Mitas. Beide waren selten anzutreffende Sadisten.
    Davon sollte ich mich am nächsten Sonntag überzeugen, als sie eine Entlausungsaktion ansetzten. Zuerst mußten wir nach dem Appell sehr lange stehen, bis die Stubenältesten und einige Häftlinge endlich alle Strohsäcke aus dem Block geholt und die Decken zur Desinfektion gebracht hatten. Die Strohsäcke wurden auf dem Hof ausgebreitet und mit irgendeinem chemischen Mittel bespritzt.
    Es war Dezember und wir hatten minus 20  °C Frost. Vor Kälte traten wir von einem Bein aufs andere und scheuerten uns mit den Rücken aneinander. Die Gesichter waren rotgefroren vom Frost, der uns erbarmungslos in Ohren, Nase und Backen brannte.
    Die Häftlinge der anderen Blocks waren längst verschwunden, während wir weiterhin stehenbleiben mußten. Schließlich kam der Blockälteste zu uns. Er war in Begleitung unseres Blockführers und zweier SS -Leute. Sie blieben vor den angetretenen Häftlingen stehen. »Na, euch ist kalt, was?« wandte sich der Blockführer an einen der Häftlinge. Der wußte nicht recht, was er antworten sollte. Er nahm die Mütze ab und schwieg. Daraufhin schlug ihm der Blockälteste aus voller Kraft mit dem Knüppel auf den Kopf, so daß der Arme blutüberströmt zusammenbrach. Skrzypek sprang auf ihn zu, versetzte ihm Fußtritte und brüllte: »Wenn dich der Blockführer fragt, dann hast du zu antworten, du Hurensohn!«
    Am Ende ließ er von seinem Opfer ab. Er sagte etwas zu einem SS -Mann, und nur seine Augen glitzerten bedrohlich. Er stellte sich vor dem Block in Positur und eröffnete uns: »Wegen diesem Hundesohn werdet ihr jetzt bestraft. Alle hinlegen! Auf, nieder! Auf, nieder …« Wer den Befehl zu langsam ausführte, wurde sofort von Skrzypek erwischt und mit dem Knüppel bedacht. Dem »unterhaltsamen Spiel« schlossen sich die SS -Leute und der stellvertretende Blockälteste, irgendein »Grüner«, an. Sie schlugen mit ihren Knüppeln auf die Schwächsten ein. »Und jetzt«, meinte Skrzypek nach einiger Zeit, »laufen wir rund um den Blockplatz! Aber dalli!« Wir setzten uns in Bewegung. Dabei konnte nur schwer Ordnung gehalten werden, denn einige von uns waren schwach und krank. Die Kräftigeren liefen in verhältnismäßig gleichem Trott an der Spitze, die Schwächeren blieben zurück. Diejenigen, die ganz am Ende liefen, waren den Schlägen der unmenschlichen Häscher ausgesetzt. Alle Augenblicke stolperte einer von ihnen über eine Unebenheit des Geländes und fiel zu Boden. Darauf hatten die Peiniger nur gewartet. Sie fielen über ihre Opfer her und droschen mitleidslos auf sie ein. Das war ein grausames »Spiel«. Skrzypek rechnete mit den »Muselmännern«, den völlig entkräfteten und abgemagerten Häftlingen, ab, während die SS -Leute und Blockführer so zuschlugen, daß – kaum

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