Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
Vom Netzwerk:
ordentlich auf.
    »Na, was ist? Ist der da fertig? Dann schmeiß den Hurensohn raus!« wies Skrzypek Mitas an. Der stand neben einem großen Betonbottich, und auf den Befehl des Blockältesten hin zog er einen nackten Körper aus dem Wasser. Der Häftling gab kein Lebenszeichen von sich. An der Wand lagen bereits vier. »Komm her, hilf mir!« wandte sich Mitas an den ganz vorn Stehenden. Sie legten die Leiche an der Wand nieder. »Und jetzt, ihr Hurensöhne, macht jeder einen Taucher in diesem Chlorbottich, um entlaust zu werden.« »Na dalli, rein mit dir!« Der, der ihm geholfen hatte, mußte als erster rein. Er stieg so in den Bottich, daß sein Kopf noch herausguckte. »Und dein Kopf, du Rindvieh!« meinte Mitas und schlug aus voller Kraft auf ihn ein. Der Häftling tauchte auch den Kopf ins Wasser und sprang gleich darauf heraus, als habe er sich verbrüht. »Jetzt in die Stube, die Wäsche in Empfang nehmen!« befahl Mitas und zog dem ersten eins mit dem Knüppel über den Rücken, daß er sich zusammenkrümmte. »Der nächste!« Das war mein Vordermann. Er führte alles vorschriftsmäßig aus und rannte in die Stube.
    Ich sprang in den Bottich und tauchte bis über den Kopf unter. Mir blieb die Luft weg. Das Wasser war eiskalt und außerdem ätzend. Sie hatten offensichtlich sehr viel von diesem Chlor oder einem anderen Teufelszeug hineingeschüttet. Es brannte in den Augen, in den Ohren, und im Mund hatte man nach diesem Bad einen ekelhaften Geschmack. Kaum war ich herausgesprungen, brüllte Mitas mich an: »Was spritzt du so, du Scheißer?!« Und er stieß mich mit dem Knüppelende in die Schulter. Ich stöhnte vor Schmerz. An der Tür stieß ich auf den Blockältesten, der mir einen Tritt versetzte und brüllte: »Schneller, schneller, du Schweinehund!«
    Auf dem Flur hielt mich der Friseur an. Ich mußte auf einen Hocker steigen, und mit einer stumpfen Haarschneidemaschine schor er mir die Schamhaare weg. Sein Gehilfe bespritzte mich an den Stellen mit irgendeinem Teufelszeug. Ich betrat die Stube. Die Fenster standen weit auf. Zwei Helfer des Stubenältesten verteilten Unterwäsche, die anderen standen zusammengekrümmt in einer Ecke des Raums. Sie zerquetschten Läuse in den soeben in Empfang genommenen Hemden und Unterhosen.
    Fast alle husteten und würgten an Schleim und Auswurf. Aber auf den Fußboden zu spucken, das bedeutete, sich selbst das Urteil zu sprechen. Nach einiger Zeit wurden unsere Kluft und die dünnen Mäntel auf Tragen aus der Effektenkammer gebracht. Der Stubenälteste las die Nummern von den Kleidungsstücken ab. Ich hatte Glück, meine Sachen lagen oben. Ich konnte mich anziehen. Als ich später zum Abort ging, hörte ich im Waschraum einen furchtbaren Krach: Geprügel, Schläge und später den abgerissenen Schrei eines Menschen, der offensichtlich im Wasserbottich ertränkt wurde. Das waren die SS -Leute und der Blockälteste, die die letzten Häftlinge fertigmachten. Rasch kehrte ich in die Stube zurück.
    Man brachte Kessel und kleine Fässer mit warmer Rübensuppe. Wir bekamen eine Kelle voll ins Kochgeschirr. Die abscheuliche, geschmacklose Flüssigkeit mundete uns wie das beste Essen. Später wurden wir wieder aus dem Block gejagt. Wir hatten sogenannte Freizeit. Unterdessen brachten die Stubenältesten mit Hilfe einiger Häftlinge die Strohsäcke in den Block und sammelten die Leichen ein, die sie in den Waschraum brachten. Aus der Desinfektionsanstalt kamen Decken. Die Entlausungsaktion schien zu Ende zu sein.
    Als ich jedoch mit meinen Kollegen in der Einbuchtung neben der Treppe zum Blockeingang stand, um den eisigen Windstößen zu entgehen, kam der Blockälteste heraus. »He, ihr vier! Kommt mal schnell her!« Er deutete auch auf mich. Mich überlief ein Zittern. Was wollte er von uns? Im Laufschritt betraten wir den Block.
    Skrzypek deutete auf den Waschraum: »Zieht die Leichen da aus! Schreibt ihnen die Nummern, die sie an der Kluft haben, auf Brust und Unterarm. Dann legt sie so hin, daß man sie zählen kann. Bis zum Abendappell müßt ihr fertig sein. Wenn nicht, zieht jemand anders euch aus!« lachte er unheildrohend auf, gab einem von uns einen Schlag mit dem Knüppel und ging in seine Stube.
    Ich war wie erstarrt. Ich wußte nicht, wie man diese »Arbeit« anpacken sollte. Aber zwei meiner Kameraden mit älteren Lagernummern brachten es mir rasch bei. Die Körper unserer unglückseligen Leidensgefährten waren blutunterlaufen, mit Geschwüren und Wunden

Weitere Kostenlose Bücher