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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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streng von den SS - Leuten bestraft worden war. Kontrollen wurden manchmal auch in den Blocks vorgenommen. Gelegenheit zur Taschenkontrolle boten die abendlichen Sachenappelle.
    Wo sollte ich die Uhr verstecken? Dieses Problem mußte ich noch am selben Tag lösen. Heimlich – so, daß es niemand bemerkte – betrachtete ich die Uhr. Sie war wunderschön. Der vergoldete Deckel des Ziffernblatts strahlte hell und klar. In meinem kurzen Leben hatte ich eine einzige Uhr besessen, die man mir bei der Einlieferung ins Lager abgenommen hatte. Ich hatte sie als Anerkennung für die Aufnahme an das Gymnasium von den Eltern bekommen. Aber diese war viel schöner. Es fiel mir schwer, mich von ihr zu trennen. Ich war mir aber darüber klar, daß ich sie unmöglich bei mir behalten durfte. Ich war kein prominenter Häftling; ich war ein gewöhnlicher Durchschnittshäftling, der wegen des Besitzes einer Uhr in die Strafkompanie oder möglicherweise sogar in den Strafbunker des Blocks 11 eingewiesen werden konnte. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Was sollte ich tun?
    Mit der Uhr in der Tasche konnte ich das Lagertor nicht passieren, weder nach draußen zur Arbeit noch zurück ins Lager. Ich hatte Angst, sie im Strohsack des Blocks, in dem ich schlief, zu verstecken. Das alles war zu riskant. Man mußte an einen Häftling herankommen, dem diese Gefahren nicht drohten, der sie verhältnismäßig ungefährlich aufbewahren und vielleicht sogar benutzen konnte. Im ersten Augenblick dachte ich an Leszek, aber dann fiel mir ein, daß es in der Lagerküche ebenfalls Kontrollen geben konnte. Ich überlegte, ob ich sie nicht bei jemandem im Krankenbau verstecken sollte. Als ich jedoch nach dem Abendappell den Weg zwischen den Blocks entlangging, fiel mein Blick auf einen ordentlich, in saubere Lagerkluft gekleideten Häftling, der neben dem Winkel die aufgenähte Nummer  77 trug. Er war vom ersten Transport. Seine Nummer flößte Respekt ein. Ich konnte mich an sein Gesicht erinnern.
    Es war »Teddy« (Tadeusz Pietrzykowski), ein Boxer aus Warschau, der letzten Sonntag in einem extra vor der Küche aufgebauten Ring einen deutschen Kapo k. o. geschlagen hatte. Es war mir geglückt, mich unter die den Ring umgebenden Häftlinge zu mischen und den Kampf zu verfolgen. Das war für mich ein echtes Erlebnis gewesen. Im Lager schien jede Abwechslung oder Unterhaltung unmöglich zu sein, und doch hatten die SS -Leute den Boxkampf erlaubt, weil sie ihn selbst mitansehen wollten und weil sie vermuteten, daß der kräftig gebaute Deutsche mühelos den kümmerlichen Polen erledigen werde.
    »Teddy« war keineswegs ein Muster an Körperkraft und Stärke. Er war eher zierlich gebaut und mager, dafür aber wendig und schlau. Während des Kampfes hatte er sich, so gut es ging, vor den Schlägen des mächtigen Deutschen gedeckt, war immer wieder mit blitzschnellen Vorstößen aus der Distanz auf ihn eingedrungen und hatte seinen Gegner so lange mit Körperschlägen bearbeitet, bis dieser schließlich ausgezählt auf den Brettern lag. Die Freude der polnischen Häftlinge war unbeschreiblich gewesen. Sie waren glücklich über den Sieg des Polen. Den erschöpft und verschwitzt den Ring verlassenden »Teddy« hatten sie mit Beifall überschüttet. Es war zu sehen, daß auch er glücklich war. Mich umblickend, hatte ich aus den Blicken der Häftlinge nicht nur Freude herausgelesen, sondern auch die Worte der polnischen Nationalhymne »Noch ist Polen nicht verloren …« Polen war nicht verloren, wenn Tapferkeit und Mut selbst in diesem Leichenhaus zu so einem Ergebnis führen konnten.
    Einige hatten sich Sorgen um »Teddy« gemacht, weil sie befürchteten, der Kommandant oder der Lagerführer könnten ihn bestrafen, weil er den Deutschen besiegt hatte. Aber die SS -Leute hielten ihr Versprechen. Der Pole bekam ein ganzes Brot und einen Würfel Margarine, denn diesen Preis hatten sie vor dem Zweikampf für den Sieger ausgesetzt. Er wurde auch in ein bevorzugtes Kommando eingewiesen, in das sogenannte Führerheim, wo er in der SS -Kantine Arbeit fand.
    Jetzt stand »Teddy« zusammen mit zwei anderen Häftlingen neben einem der Blocks. Als er sich von den andern verabschiedete, beschloß ich, ihn anzusprechen. Ich sagte ihm, daß ich ein Anliegen an ihn habe. »Teddy« blieb erstaunt stehen. »Na, so was! Was für ein Anliegen?« fragte er und sah mich aufmerksam an. Ich erklärte, worum es ging, und bat ihn, mir zu helfen. »Teddy« blickte sich

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