Aus der Spur
zugegen sind. Sie haben ein exklusives Anrecht auf meinen Verkaufsabschluss mit Patriot Motors. «
» Kein Problem, Rick. Ich sehe Sie am Montag. Aber vielleicht sollten Sie eine kleine Anzahlung leisten, damit das Auto am Wochenende nicht anderweitig verkauft wird. «
» Nein, nein. Ich überlasse mein Schicksal lieber den Launen der Fortuna. «
» Wie Sie wollen. Also dann bis Montag. « Shamus zwang sich zu einem Lächeln. Dieses lügnerische Stück Scheiße. Es war wohl die » Laune der Fortuna « , dass er heute Abend Midoris Domizil beobachten würde. Das Frettchen wohnte außerhalb von Greenville im Nebenhaus eines der dortigen Landgüter. Je länger seine Schicht dauerte, desto mehr spürte Shamus seine Anspannung steigen.
***
Mark Dey tippte Shamus auf die Schulter und fragte: » Wie ist’s denn heute bei dir gelaufen? « Shamus fuhr zusammen und verfehlte ein Knopfloch seines Jacketts.
» Hä? Oh, ich habe gerade über etwas nachgedacht. «
» Hab ich früher auch immer gemacht. Dann habe ich aber erkannt, dass man mit Denken nicht weiterkommt. «
» Ja, ja. Ich hätte heute einfach im Bett bleiben sollen; hab keinen einzigen Verkauf gelandet. « Shamus griff sich seine Schlüssel.
» Das passiert. Ich habe heute auch nur einen einzigen Wagen verkauft, und das mal wieder zu einem Spottpreis. Kein Grund zum Feiern, aber wenigstens war der Tag nicht ganz umsonst. Hoffentlich ist morgen anständig was los « , meinte Mark und begleitete Shamus zur Tür.
***
Shamus ließ den Motor an und folgte der Pennsylvania Avenue. Allmählich ließ er die Lichter der Stadt hinter sich. Die Landschaft wurde düsterer, genau wie seine Stimmung.
Er fuhr an seiner eigenen Apartmentanlage und dann an dem Einkaufszentrum vorbei, in dem Midoris Büro lag. Die Straßenlaternen wichen sanften Hügeln, zwischen die sich ausladende Villen schmiegten. Aus Vorgärten wurden weitläufige Anwesen mit langen, breiten Zufahrten, die zu den versteckt liegenden Landhäusern führten. Manche Besitzer vermieteten die dazugehörigen Nebengebäude, damit immer jemand ein Auge auf das Anwesen hatte.
Rick Midori hatte Schwein gehabt und sich in ein gemachtes Nest gesetzt. Zweifellos nutzte er seine beruflich bedingte Vertrautheit mit den oberen Zehntausend voll aus. Shamus bog in die lang gezogene Auffahrt ein. Sogar im Dunklen konnte er erkennen, dass das Anwesen picobello gepflegt war. Das Haupthaus war finster; Shamus hoffte, dass die Besitzer nicht da waren. Das Nebengebäude lag halb hinter einigen hohen Bäumen verborgen.
Shamus sah in dem gemütlichen, kleinen Haus ein Licht brennen und stellte sich darauf ein, schnell zu wenden. Allerdings konnte er keine Bewegung hinter den Fenstern ausmachen. Er musste ohnehin gar nicht weit an das Häuschen heranfahren, ehe er im Mondlicht einen Blick auf die unverwechselbare Silhouette des Insight erhaschen konnte. Kein anderes Auto war so aerodynamisch geformt.
Da war wohl ein Hausbesuch angesagt.
Kapitel 19
Tisch für drei
Newark, Delaware
» Ich kann Überraschungen nicht leiden. Das weißt du genau « , sagte Nelson, als er in Changs BMW stieg.
» Du hast noch nie so gut chinesisch gegessen wie dort, wo wir jetzt hinfahren. «
Nelson zerrte an seinem Hemdkragen. » Und du musstest unbedingt ein Lokal aussuchen, für das ich mich in Schale werfen muss? « Das nagelneue, elegante Hemd war offenbar ziemlich kratzig, aber wenigstens sah Nelson vorzeigbar aus. Changs Anzug saß wie angegossen. Angesichts der Tatsache, dass es ein Maßanzug war, war das auch gut so.
Chang drückte auf die Tube. Die Autos, an denen er vorbeizischte, hupten oder blinkten ihn an.
» Willst du eigentlich unbedingt aus dem Verkehr gezogen werden? « , fragte Nelson.
Als Antwort hielt Chang die Brieftasche mit seiner Dienstmarke hoch. » Schnellfahren steht mir von Berufs wegen zu. «
» Wo fahren wir überhaupt hin? «
» Shus Haus der Chinesischen Köstlichkeiten. «
» Das kommt mir irgendwie bekannt vor… Hey, heißt nicht dieses Faktotum deiner Mutter auch Shu? «
» Jetzt, wo du’s sagst… «
Nelson schien aufzugehen, dass er Chang in die Falle gegangen war. » Nein. Kehr sofort wieder um! Ich werde ganz bestimmt nicht mit deiner Mutter zu Abend essen. «
» Ich wusste, dass du das sagen würdest. Sie will dich kennenlernen. « Chang hätte gern gewusst, warum.
» Sie hat doch auch schon eine ganze Weile ohne meine Bekanntschaft überlebt. «
» Sieh es doch mal so: Es springt ein
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