Aus der Spur
bestimmt mindestens eine Stunde lang in Unterwäsche auf dem Eis hocken müssen, um » sein Mütchen zu kühlen « . Selbst heute noch konnte Shamus jedes Mal feuchte Sägespäne auf seinem Hinterteil spüren, wenn ein Kunde ihn anblaffte.
Keine Sorge, sagte Shamus sich. Von ihrem Ruheplatz im Gefrierschrank aus würde Gran selbst dann keinen Blick auf die Damen erhaschen können, wenn sich Shamus ein Eis als Mitternachtssnack gönnte.
Am Dienstag hatte Shamus die Kleider, die er für seinen Besuch bei den Hubberts getragen hatte, in einer Papiertüte verstaut. Damit war er zu einem alten Mietshaus in Wilmington gefahren, das einen Verbrennungsofen hatte.
Der Hammer wäre allerdings nicht verbrannt und möglicherweise entdeckt worden. Einer spontanen Eingebung folgend, hatte Shamus das Werkzeug auf dem Rückweg über den Zaun des Wasserspeichers von Wilmington geworfen. So würde die ganze Stadt eine kleine Kostprobe seiner Macht bekommen!
Shamus hängte die Collage mit seinen » Freundinnen « auf und zog sich an… Heute ging seine Schicht von ein Uhr bis Ladenschluss.
Plötzlich fiel ihm ein, dass Rick Midori irgendwo in seiner Nähe arbeitete. Das Frettchen war Gutachter und bestimmte den Wert von Antiquitäten und Hinterlassenschaften, wie etwa Möbel, Porzellan und Tafelsilber. Sein Büro befand sich in Greenville, nicht weit von Shamus’ Wohnung. Kein übler Standort. Schließlich führte die nahe gelegene Route 52 in das sogenannte Chateau Country, Delawares » Land der Schlösser « . Shamus musste irgendwie einen Draht zu Midori bekommen, und vielleicht würde ihm dort irgendetwas Hilfreiches ins Auge fallen.
Shamus beäugte die Hausnummern und folgte der Fahrbahn, bis er das Holzschild mit der Aufschrift » Felton– Gutachten und Schätzungen « entdeckte. Aber dann sah er noch etwas, und er stieg auf die Bremse. Dort, einige Parkplatzreihen weiter, stand ein glänzender Honda Insight, in Metallic-Marineblau.
Das Nummernschild konnte Shamus nicht sehen. War es aus Papier? Seine Halsschlagader pulsierte. Er fuhr weiter, wendete und rollte an der nächsten Reihe geparkter Autos entlang. Shamus verlangsamte seinen Wagen, und sein geübtes Auge erblickte das Überführungsnummernschild sofort. Das darauf abgedruckte Ablaufdatum verriet ihm, dass der Wagen am Tag zuvor gekauft worden war. Dahinter stand in Klammern der Name des Autohändlers: Marlo. Hinter Shamus’ Schläfen pochte es.
Er verließ den Parkplatz und lenkte seinen Accord auf die Route 22 , Richtung Wilmington. Ehe er diese Sache aufgeklärt hatte, würde er nicht imstande sein, einen Verkauf zu landen.
Bei Patriot Motors angekommen, schnappte er sich Midoris Kundenakte und wählte dessen Büronummer. » Felton Gutachten und Schätzungen, Will Felton am Apparat. «
» Guten Tag. Einer meiner Klienten will eine ansehnliche Menge an Familiensilber in sein Testament setzen. Er möchte es schätzen lassen. « Shamus hoffte, dass er sich wie ein Rechtsanwalt anhörte.
» Wir bieten Ihnen gerne unsere Dienste an. Ich werde Sie zu Rick Midori durchstellen. Er ist unser Fachmann für Tafelsilber. Ihr Name bitte? « , fragte Felton.
» Jack Ripton. « Shamus musste ein Kichern unterdrücken. Das gierige Wiesel würde sich wohl kaum vor einem Anruf von Jack the Ripper drücken, oder?
» Einen Moment bitte. «
» Hier spricht Rick Midori. Wie kann ich Ihnen dienen? «
» Rick, hallo. Hier spricht Shamus Ryan von Patriot Motors. Wie geht es Ihnen? « Shamus wünschte sich, er könnte Midoris verwirrtes, schnöseliges Frettchengesicht sehen.
» Ähm, mir geht es ganz gut. Ich war in dem Glauben, Sie wären jemand anderer. «
» Das war nur ein kleiner Scherz. Also, unser Termin für heute Abend um sieben steht noch, oder? « Shamus war es egal, ob Midori ihm seinen kleinen Trick übelnahm. Er wollte verdammt noch mal Antworten haben!
» Ach ja, was das betrifft… Wissen Sie, Ihr Anruf kommt mir trotz Ihrer kleinen Ränke sehr gelegen. « Midori hielt inne. » Das Wort ›Ränke‹ ist Ihnen doch bekannt? «
Es bedeutet » verraten und verkauft « , du arrogantes, totes Arschloch!
» Fahren Sie fort. «
» Bedauerlicherweise sehe ich mich außerstande, Ihnen heute Abend einen Besuch abzustatten. Können wir unser Treffen nicht auf nächste Woche verschieben? Wie sieht es bei Ihnen nächsten Montag aus, gegen Abend vielleicht? Sie arbeiten doch abends, nehme ich an? Ich werde keinen Fuß in diese Autohandlung setzen, wenn Sie nicht
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